Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 02. Aug 2009 · Musik

„Zeitleer, die Waben der Uhr“ - Birtwistle vertonte Paul Celan und das „Österreichische Ensemble für Neue Musik“ bot eine intensive Werkdeutung

Ergänzend zu den Opern von Harrison Birtwistle, die im Rahmen von KAZ bei den Bregenzer Festspielen gezeigt wurden, interpretierte das „Österreichische Ensemble für Neue Musik“ (oenm) unter der Leitung von Johannes Kalitzke den Liederzyklus „Pulse shadows“ von Birtwistle. Salome Kammer sang den Sopranpart der zugrunde liegenden expressiven Texte von Paul Celan. Erstmals fand ein KAZ-Konzert im Seestudio des Festspielhauses statt. Der Raum erwies sich im Hinblick auf die Akustik und das Ambiente als sehr geeignet für Kammerkonzerte dieser Art.

Die MusikerInnen des "oenm" spielten Birtwistles Liederzyklus in einer bemerkenswert durchdachten Deutung. In Streichquartettbesetzung spielte das „Stadler Quartett“ die „Zwischenmusiken“, in denen die Textgehalte der neun Lieder differenziert widergespiegelt wurden. Als Partner für die Gesangspartien musizierte das restliche Ensemble unter der Leitung von Johannes Kalitzke.

Dicht geflochtener Satz

Kraftvoll und impulsiv eröffnete das Streichquartett den Liederzyklus, trieb den musikalischen Fluss nach dem Lied „Fadensonnen“ mit markanten Linien vorwärts und verschachtelte die Ausgangsgedanken in einem fein ziselierten Gewebe. Nach dem „Psalm“ suchten die Musiker Orientierung, indem neue Linien herauskristallisiert wurden. Im weiteren Verlauf verdichtete sich der Streichquartettpart zunehmend, während der Gesangspart in Text- und Wortfragmente eher aufgesplittert wurde. Korrespondierende Gesten zwischen den Musikern betonten in „Tenebrae“ den musikalischen Sprachcharakter und Flageolettklänge mit pulsierenden Floskeln erzeugten in „Nacht“ eine transzendente Klangwirkung. Ergänzend und musikalisch eng verflochten mit dem Streichquartettpart wirkten sie in die Gesangspartien. Salome Kammer interpretierte die Texte von Paul Celan mit einer wandlungsfähigen und ausdrucksstarken Stimme. Allerdings sang sie wenig textdeutlich, so dass die Vokalisen, die zu einem wesentlichen Teil die musikalische Themengestaltung mitbestimmten, eher wenig Ausdruckskraft hatten. Die Klarinetten und Streicher ergänzten den Vokalpart beeindruckend und unterstrichen zudem die textdeutenden musikalischen Passagen.

Gute Konzertatmosphäre

Das Publikum folgte der Musik gebannt und konzentriert, eine spürbare Spannung erfüllte den Saal. Wer sich auf die intensive Werkdeutung einlassen konnte, erlebte ein Konzert, das uneingeschränkt im Dienste der Musik stand. Konzerte dieser Art wünsche ich mir im Rahmen des KAZ-Programms noch mehr.