Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Fritz Jurmann · 31. Jän 2012 · Musik

„Wachablöse“ beim Verein „protalentum“: Auf den Cellisten Payam Taghadossi folgt die Geigerin Martina Miedl

Das Ende und ein neuer Anfang liegen im Leben oft eng beisammen. Jetzt auch beim Verein „protalentum“, der sich seit vier Jahren höchst verdienstvoll um die Förderung hochbegabter Nachwuchsmusiker aus Vorarlberg kümmert. Finanziell und auch ideell, indem für die jungen Talente entsprechende Auftrittsmöglichkeiten geschaffen werden. Eine solche Gelegenheit gab es am Sonntag als Matinee im Theater KOSMOS in Bregenz mit einer Art „Wachablöse“.

Der bisher geförderte bekannte Cellist Payam Taghadossi, der mittlerweile auch außerhalb des Landes Karriere gemacht hat, wurde dabei quasi in die Selbständigkeit entlassen. Dafür hat „protalentum“ nun die 16-jährige Geigerin Martina Miedl aus Bregenz unter seine Fittiche genommen. Ein Abschied also und ein Neubeginn, wie es auch Moderator Augustin Jagg formulierte, praktiziert durch die Übernahme je einer Konzerthälfte durch die jungen Künstler.

Das junge Trio Gagliano

Den Beginn macht Payam Taghadossi, der nach Abschluss seines Bachelor-Studiums mit Auszeichnung in Zürich nun bereits ein Masterstudium an der Zürcher Hochschule der Künste bei Thomas Grossenbacher angetreten hat und regelmäßig im dortigen Tonhalle-Orchester musiziert. Auf seinem kostbaren Instrument von Lorenzo Ventapane aus dem Jahr 1820 tritt er zusammen mit seinen beiden Schweizer Freunden vom Trio Gagliano auf, der aparten Züricher Geigerin Romaine Bollinger, mit ihrem hellen Teint anzusehen wie eine kostbare Porzellanpuppe, und dem niederländischstämmigen Berner Pianisten Alexander Boeschoten. Und alle sind sie 23 Jahre alt, so wie Taghadossi, und musizieren schon mehrere Jahre zusammen.

Mut und Verantwortungsbewusstsein

Mit Schuberts wunderbarem Es-Dur-Klaviertrio haben sie sich eines der gängigsten, aber auch anspruchsvollsten Werke romantischer Kammermusik vorgenommen, dem kompetent beizukommen ein gutes Maß an Mut und Verantwortungsbewusstsein verlangt. All dies ist bei den Dreien im Übermaß vorhanden, dazu höchstes spieltechnisches Niveau, jugendlich drängende Gestaltungskraft und eine traumwandlerische Sicherheit im Zusammenspiel. Der berühmte zweite Satz erhält bei ihnen einen deutlich vorwärts drängenden Puls, das Finale mit den Zitaten aus den anderen Sätzen wird zu einer spannenden Verflechtung des Innenlebens vorhergehender Eindrücke.

Auf dem steilen Weg nach oben

Die aus Judenburg/Steiermark gebürtige Martina Miedl begann ihr Violinstudium mit acht Jahren bei Alexandra Ruth Rappitsch und ist seit 2009 in der Förderklasse für musikalische Hochbegabungen am Konservatorium Feldkirch. Ihren künstlerischen Weg säumen bereits zahlreiche Auszeichnungen bei „Prima la Musica“ und Wettbewerben in Italien sowie internationale Auftritte mit Orchestern, u. a. als Stipendiatin der Stiftung „Musik und Jugend“ Liechtenstein. In dem mit Spannung erwarteten zweiten Teil der Matinee des Vereins „protalentum“ stellt sich Martina, ein schüchtern wirkendes junges Mädchen, als viel versprechendes Talent auf dem steilen Weg nach oben vor – eine Momentaufnahme, bei der sie mit dem gewählten Programm allerdings nicht durchwegs zu überzeugen vermag.

Eine Nummer zu groß

Gleich das erste Stück, eine ganz frühe Beethoven-Violinsonate, ist noch eine Nummer zu groß für ihr momentanes Können und überfordert sie. Martina spielt zwar korrekt die richtigen Noten, es gelingt ihr aber nicht, diese Musik auch mit Leben zu erfüllen. Permanente Intonationstrübungen und ein eher rauer Strich lassen Beethoven etwas hölzern erscheinen. So paradox es auch scheinen mag: Erst beim zweiten Werk, Wieniawskis auswendig gespielten halsbrecherischen Variationen, die technisch um ein Vielfaches schwerer, gestalterisch aber um einiges leichter sind, fühlt sich Martina wirklich wohl, kann mit einer Fülle spiel- und grifftechnischer Kniffe ihr verblüffendes junges Virtuosentum zur Schau stellen und das Publikum damit überzeugen. Dieser positive Eindruck verstärkt sich noch bei einem Stück zeitgenössischer Musik, „Subito“ von Lutoslawski. Ihre verlässliche Begleiterin am „Bösendorfer“ ist die großartige Konzertpianistin Jeanne Mikitka vom Landeskonservatorium.

Nächstes Konzert in Kennelbach

Größte Hochachtung gebührt dem Verein „protalentum“ für seine Förderarbeit. Dazu gehörte freilich auch, dass man im gedruckten Programm eines Konzertes die beteiligten Künstler dem Publikum zumindest mit den wichtigsten biografischen Daten näherbringen würde. Das nächste Konzert veranstaltet der Verein an Christi Himmelfahrt, 17. Mai, 20.00 Uhr, in der Villa Grünau in Kennelbach, mit der 21-jährigen Altistin Isabel Pfefferkorn.