Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Manuela Schwaerzler · 10. Nov 2020 · Literatur

Vorarlberger Kulturpreis 2020 - in der Kategorie „Hörspiel“

Nachdem letztes Jahr die Malerei im Fokus stand (Hauptpreisträger: Drago Persic), ist es heuer die Kategorie „Hörspiel“, in der der Vorarlberger Kulturpreis vergeben wird. Ziemlich genau 100 Jahre alt ist diese literarische Gattung, die durch die Etablierung des Radios um 1920 entstand und ihre Blütezeit längst hinter sich hat. Und dennoch kann nicht von einem Dornröschenschlaf die Rede sein, aus dem das Hörspiel auferweckt werden muss. Hörspiele faszinieren durch ihre formalen Parameter und setzen als „Theater für die Ohren“ der heutzutage weit verbreiteten Reizüberflutung und von Social Media forcierten Bildersucht die Reduktion und Konzentration auf den Hörsinn entgegen. Und sie werden nach wie vor produziert – aufgrund der aufwändigen Anforderungen immer noch hauptsächlich von den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern.

Der Preis und die Jury 2020

Der Vorarlberger Kulturpreis wird seit 2015 von Casino Bregenz und Sparkasse Bregenz vergeben und ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert – 10.000 Euro als Hauptpreis und zwei Annerkennungspreise zu je 2.500. Im Juryverfahren unterstützen das Land Vorarlberg und der ORF Vorarlberg mit Fachkompetenz, die Nominierung zur Teilnahme am Preisverfahren erfolgt durch die Kunstkommission des Landes.
Mit der Vergabe des Preises „sollen innovative Formate und Genres unterstützt und in den Mittelpunkt gestellt werden. Jungen, aufstrebenden Autorinnen und Autoren bietet der Preis eine würdige Plattform, ihr künstlerisches Schaffen zu präsentieren.“ Und so wird für jedes Jahr eine andere künstlerische Kategorie bestimmt, dementsprechend wechseln auch die externen Jurymitglieder jedes Jahr. Als Expert*innen für das Hörspiel haben Elisabeth Weilenmann (freischaffende Autorin und Regisseurin für unterschiedliche Sender), Reto Ott (Leiter der Redaktion Hörspiel & Satire beim SRF) und Peter Klein (Programm- und Senderchef bei Ö1 von 2014 bis 2019) für das Juryverfahren zugesagt.

Sechs Nominierte

Sechs Autorinnen und Autoren finden sich auf der diesjährigen Liste der Nominierten – allesamt bekannte Namen der hiesigen Literaturszene:
Linda Achberger (*1992, Bregenz) studierte Germanistik und Geografie in Innsbruck, schloss das Masterstudium der Germanistik in Leipzig ab, wo sie derzeit Literarisches Schreiben studiert. Sie schreibt vor allem Prosa und Gedichte, die in verschiedenen Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht wurden, aber auch Theatertexte (zuletzt: „Wir brauchen doch keine Bienen, um uns zu bestäuben“, Theater Kosmos, 2016); ein Kurzhörspiel produzierte sie 2011 mit dem ORF (zu hören auf www.literaturradio.at). Als Auszeichnungen seien das Vorarlberger Literaturstipendium 2013 und das Startstipendium für Literatur des BKA Österreich 2018 erwähnt.
Muhammet Ali Baş (*1990, Dornbirn) lebt seit 2010 in Wien, wo er Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst studierte. Er verfasste bereits einige Theaterstücke (z. B. für die Wiener Wortstätten und das Schauspielhaus Wien), aber auch Hörspiele (zuletzt „Man schreie nie aus dem obersten Stock heraus“, Kunstradio Ö1, 2018), und er setzt sich nicht nur in Workshops, sondern auch in Ausstellungen und mit Performances für Literatur- und Kulturvermittlung ein. In seinem Werk scheint immer wieder die Beschäftigung mit seinen türkischen Wurzeln auf.
Katharina Klein (*1996, Bregenz) studiert derzeit (und nach ihrem Philosophiestudium) Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst. Sie absolvierte Praktika an mehreren Theatern (Berlin, Bregenz, Dornbirn) und belegte 2019 den zweiten Platz im Stückewettbewerb „Wer Gewalt sät“ des Theater Kosmos. 2015 veröffentlichte sie ein Kurzhörspiel („Pforten der Wahrnehmung“, ORF, www.literaturradio.at). Sie widmet sich jedoch nicht nur dramatischen Formen, sondern verfasst auch Gedichte – teilweise als Experimentelle Poesie – und arbeitet interdisziplinär (Video, Kunst im öffentlichen Raum). Texte und Gedichte von ihr erschienen in verschiedenen Literaturzeitschriften, zuletzt in der aktuellen V#35.
Christoph Linher (*1983, Bludenz) ist Autor, Musiker und Texter. Er studierte Germanistik in Innsbruck und lebt in Feldkirch. 2016 und 2018 schaffte er es auf die Shortlist des Literaturpreises Alpha. In Buchform sind bisher von ihm die Erzählung „Farn“ (2016) und der Roman „Ungemach“ (2017) erschienen.
Amos Postner (*1993, Lustenau) studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Bildungswissenschaften in Wien, wo er seither lebt und arbeitet. Er schreibt vor allem Prosa- und Dramentexte, zuletzt für walktanztheater.com („Die Sehnsucht der Franziska Rosenthal“ und „Rheindorf“, beide 2020). 2017 befand sich sein Text „Nachts wach“ auf der Shortlist des fm4-Kurzgeschichtenwettbewerbs Wortlaut, 2019 erhielt er den zweiten Preis beim Kurzgeschichten- und Lyrikwettbewerb Zeilen.Lauf. Seine Texte erschienen in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften.
Sarah Rinderer (*1994, Bregenz) studierte Kunst- und Kulturwissenschaften in Linz, lebt und arbeitet derzeit als Autorin, Künstlerin, Gestalterin sowie Universitätsassistentin in Wien, Linz und Hard. Ihr künstlerisches Schaffen ist vielseitig, vereint Sprachkunst mit Bildender Kunst, Musik, Konzeptkunst und Gestaltung. Ihre Werke wurden in Ausstellungen gezeigt oder als künstlerische Interventionen umgesetzt, Texte sind in Literaturzeitschriften und Anthologien erschienen, das Hörspiel „REEF“ im Rundfunk (ORF, 2012, www.literaturradio.at). Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Vorarlberger Literaturpreis 2017 und das Kunstförderstipendium Literatur und Kulturpublizistik der Stadt Linz 2019.

Ihre eingereichten Hörspiele präsentieren die Nominierten am 11. und 12. November in Form einer szenischen Lesung, die in Radio Vorarlberg übertragen wird (jeweils 20 Uhr). Die Preisverleihung findet im Rahmen eines Galaabends für geladene Gäste am 27. November im Casino Restaurant FALSTAFF in Bregenz statt.

www.kulturpreisvorarlberg.at