Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Annette Raschner · 01. Apr 2018 · Literatur

„Literatur im Schwärzler“ - Ein literarischer Osterhase

Seit Jahren pflegen das Theater Kosmos und Literatur Vorarlberg eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Hotel Schwärzler in Bregenz. Theaterleiter Hubert Dragaschnig, Schriftsteller Wolfgang Mörth und Hotelchefin Susanne Denk: Sie verbindet ihre Leidenschaft für das gedruckte Wort, und so wurde eines Abends an der Hotelbar die Idee für die Reihe „Literatur im Schwärzler“ geboren. Junge und noch weniger bekannte Autorinnen und Autoren sollten mit arrivierten KollegInnen bei einem dreitägigen Treffen in Kontakt treten können, um sich bei einer Werkstatt auszutauschen, über unveröffentlichte Texte zu diskutieren und im Rahmen eines abendlichen Galadiners gemeinsam vor Publikum zu lesen. Bei der vierten Ausgabe von „Literatur im Schwärzler“ waren dies Sabine Bockmühl, Franziska Füchsl, Moritz Heger, Michael Köhlmeier, Deborah Macauley, Alexander Peer, Hans Platzgumer, Verena Rossbacher, Tabea Steiner und Christian Zillner.

Ein viergängiges Menü und gute Weine erfreuten den Gaumen, für literarische Genüsse sorgten die zehn Autorinnen und Autoren aus Österreich, Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz. Sie hatten sich vorab gegenseitig den ganzen Tag über unveröffentlichte Texte in – so Mitveranstalter Hubert Dragaschnig – „äußerst respektvoller Art und Weise“ vorgelesen und Anregungen ihrer KollegInnen erhalten. Dass beide Seiten – die Älteren von den Jüngeren und vice versa – voneinander profitieren können, zählt zu den Grundgedanken von „Literatur im Schwärzler“. „Die Arrivierten können neue Literatur kennenlernen, und wenn etwa – wie heute geschehen – die junge Deborah Macauley ein Lob von Michael Köhlmeier erhält – dann ist das doch fast so etwas wie ein Ritterschlag“, so Wolfgang Mörth von Literatur Vorarlberg.

Ob jung ob alt, bekannt oder unbekannt: Die AutorInnen genossen sichtlich den Austausch abseits jeglichen Wettkampfes, und das Publikum erlebte einen vielstimmigen und qualitativ überzeugenden Abend. Für ihre Kurztexte hatten die Zehn zwei Schlüsselwörter und einen vorformulierten Satz als Vorgabe erhalten. Wer diese im Laufe des Abends nicht erraten konnte, der erhielt Schützenhilfe von Autor Hans Platzgumer. Denn er baute sie gleich in den Anfang seiner Geschichte ein; Ganz nach dem Motto: Was erledigt ist, ist getan. „Navigation, sagt sie, siebzehn und haben Sie das, was ich brauche?“

„Der Gast“, „die Reise“ und „das Bett“, das waren die Themen der letzten Jahre. Heuer erwies sich „die Bar“ als gute Inspiration. Ihre stilistische Brillanz, sowie ihre Humorqualitäten stellte Verena Roßbacher mit dem Text „verzweifelte Männer, glückliche Bienen“ unter Beweis; Von der in Berlin lebenden Vorarlberger Schriftstellerin, die auch am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel unterrichtet, erscheint im Herbst der dritte Roman „Ich war Diener im Hause Hobbs“ bei Kiepenheuer und Witsch. Für sie stellten die Tage im Hotel Schwärzler eine der raren Gelegenheiten dar, sich wieder einmal im KollegInnenkreis auszutauschen. „Die Auseinandersetzung mit Fremdtexten ist einerseits sehr gesund, um sich aus dem narzisstischen Zustand, in dem man sich schreibend immer befindet, heraus zu bewegen. Das tut immer gut. Und andererseits ist es interessant, fernab von Rezensionen und Leserrückmeldungen Äußerungen von Menschen zu erhalten, die das gleiche machen, wie man selbst.“

An der Hotelbar ging der geglückte Abend schließlich zu Ende. Für die einen etwas früher, für die anderen etwas später.