Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Manuela Schwaerzler · 22. Apr 2021 · Literatur

#fensterpoesie in Lustenau

Seit letzter Woche warten Schaufenster rund um den Lustenauer Kirchplatz mit kurzen Gedichten auf. Allen gemein ist das Thema „Brücke“, zu dem sich auf Einladung der Kulturabteilung Lustenau, W*ORT und literatur.ist nicht nur zehn Vorarlberger Autor*innen, sondern auch Lustenauer Schüler*innen und Bürger*innen Gedanken gemacht haben.

Als Ende vergangenen Jahres ein weiterer Lockdown nicht nur Kulturveranstaltungen, sondern auch das Reisen erneut zum Erliegen brachte, entstand die Idee, „zumindest Worte reisen“ zu lassen. Gemeinsam mit literatur.ist entwickelte die Lustenauer Einrichtung W*ORT ein Konzept, das leerstehende Schaufenster in Hohenems mit Literatur bespielte. Von Beginn an als reisendes Format erdacht, findet es nun seine Fortsetzung in Lustenau: An neun prominenten Standorten hat Verena Marte (mohap.at) insgesamt 21 Gedichte und Kurztexte zum Thema „Brücke“ mit weißer Kreidefarbe in Schaufenstern aufgebracht. „Die Brücke erlaubt es uns, mit dem Gegenüber in Austausch zu kommen, sie verbindet, wurde oft gemeinsam erbaut und hilft uns dabei, Themen, Hindernisse, natürliche Schranken zu überwinden – insofern erscheint uns der Begriff als inhaltlicher Ausgangspunkt für den Projekt-Gedanken geradezu perfekt“, skizziert Frauke Kühn, Geschäftsführerin des literatur:vorarlberg netzwerk, das Leitbild des Lustenau-Projekts.

Um Schüler*innen und ambitionierten Bürger*innen den Einstieg ins literarische Schaffen zu erleichtern, hat das Projektteam Muhammet Ali Baş gebeten, kurze Erklärvideos zu verschiedenen Gedicht-Formen wie Haikus, Elfchen oder Akrostichons zu konzipieren. So kamen am Ende mehr als 150 Einreichungen zusammen, aus denen eine Auswahl getroffen werden konnte.

„Literatur, normalerweise etwas, das wir alleine und im privaten Raum erfahren, überrascht uns plötzlich in unserem Alltag beim Warten in der Schlange vor dem Bäcker, dem Geldautomaten oder der Bushaltestelle und ermöglicht in einer Zeit, in der wir kaum mehr Kontakte außerhalb des engsten Familien- und Freundeskreises haben, Teilhabe an den Gedanken anderer“, fasst Kulturamtsleiterin Claudia Voit die Besonderheit des Projekts zusammen. Bis Ende Mai sind die Gedichte noch im öffentlichen Raum zu lesen, danach sollen sie auf hochwertig produzierten Postkarten, die gerade realisiert werden, auf Reisen gehen.