Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 23. Mär 2014 ·

Leidenschaftlich erzählte Musik – Jubel für die Slowakische Philharmonie Bratislava, Alexander Rahbari und den Cellisten Julian Steckel

Beim dritten Konzert der Abonnementreihe „Dornbirn Klassik“ brachte die Slowakische Philharmonie Bratislava unter der Leitung von Alexander Rahbari Musik von Mussorgsky, Dvorak und Rimsky-Korsakow zur Aufführung. Was in der Ankündigung an ein konventionelles Gastspiel denken ließ, entpuppte sich als herausragender Konzertabend mit exklusiven Werkdeutungen. Dafür verantwortlich zeichneten der ausdrucksstarke Dirigent Alexander Rahbari, der mitreißende Cellist Julian Steckel und die präsente Musizierart des Orchesters.

Die Einleitung zur Oper „Chowanschtschina“ von Modest Mussorgsky, in der klangfarblich schön aufeinander abgestimmte Stimmungswechsel eine ländliche Idylle entfalteten, bot eine ideale Einstimmung in den Abend. Von Beginn an ließ das Orchester durch seinen satten Streicherklang, die ausgewogene Klangkultur und den profilierten Phrasierungsbögen aufhorchen.

Auf die Feinheiten gehört


Im Mittelpunkt stand der erst 32-jährige deutsche Cellist Julian Steckel mit seiner Deutung des berühmten Konzertes für Violoncello und Orchester, op. 104 von Antonin Dvorak. Zusammen mit dem Orchester entwickelte er eine Werkdeutung, die das Cellokonzert in seiner ganzen Pracht zur Geltung brachte. Neben der Spieltechnik sowie dem musikalischen Gespür für die großen Bögen und die detailreichen Feinheiten beeindruckten die warme Tongebung in den hohen Lagen und der sonore Klang im Bassregister. Gut aufeinander hörend, stellten sich die MusikerInnen in den Dienst des Solisten. Leidenschaftlich loteten alle zusammen die dynamischen Kontraste aus und steigerten im Mittelteil den emotionalen Gehalt auch mit lyrischen Zwiegespräche zwischen dem Cello, der Klarinette und der Flöte.

Die Partituren im Kopf


Alexander Rahbari leitete das Orchester mit viel Kontakt zu jedem einzelnen Musiker. Weil er das gesamte Programm auswendig und mit einer klaren Gestik sowie viel Körpereinsatz dirigierte, machte er die musikalischen Themenführungen auch für die Zuhörenden nachvollziehbar. Das Orchester musizierte alle Werke sehr präsent, so dass der Funke zum Publikum unmittelbar überspringen konnte. Darüber hinaus zogen auch zahlreiche Solisten aus den Reihen des Orchesters die Aufmerksamkeit auf sich, allen voran der Klarinettist und die Flötistin, um nur zwei zu nennen.

Expressive Spielart


In entspannter Atmosphäre führte die Slowakische Philharmonie Bratislava die Zuhörenden im zweiten Teil in die Welt aus „1001 Nacht“. Die vier Teile der Scheherazade, op. 35 von Nikolai Rimsky-Korsakow setzte das Orchester in dramatisch gezeichneten musikalischen Bildern in Szene. Mit einem orientalischen Touch zelebrierte der Konzertmeister die Geigensoli und bot mit seinem Spiel aufreizende Satzüberleitungen. Alexander Rahbari nahm sich viel Zeit für die einzelnen Themen, entfaltete die Motive mit breitem Duktus und mitunter auch etwas übersteigert. Doch die fulminante Werkdeutung wirkte authentisch und hinterließ einen großen Eindruck.