Künstlerische Hingabe trifft auf chaotische Energie
„Old White Clowns“ – Max Merkers neuestes Werk am Vorarlberger Landestheater
Gestern Abend erlebte das Publikum im Vorarlberger Landestheater die mit Spannung erwartete Bregenzer Premiere und die somit 15. Aufführung von Max Merkers Stück „Old White Clowns“. In einer vielversprechenden Koproduktion mit dem Fabriktheater Rote Fabrik Zürich und dem Kleintheater Luzern brachten Max Merker und Martin Bieri gemeinsam mit der neuseeländischen Tänzerin und Choreografin Emma Murray und dem Schauspieler und Musiker Téné Ouelgo aus Ouagadougou eine facettenreiche Inszenierung auf die Bühne.
„Old White Clowns“ erzählt die faszinierende Geschichte von Jean-Gaspard Deburau, dem Begründer der modernen Pantomime im Paris der 1830er Jahre. Durch die Figur des Pierrots gelingt es dem mittellosen Einwanderer, sich vom sprachlich unbeholfenen Außenseiter zum gefeierten Theaterstar zu entwickeln.
Auf der einfachen, sehr schönen Bühne von Damian Hitz und in den ausdrucksstarken in schwarz und weiß gehaltenen Kostümen von Nic Tillein durchleben die drei Darsteller:innen Deburaus Geschichte in einem rauschhaften Mix aus Spiel, Schrei, Kampf, Gesang und Tanz.
Feine Interaktion und wildes Durcheinander
Der Abend beginnt verheißungsvoll mit einer charmanten, wenn auch nicht perfekten Pantomime. Die Vorstellung der Künstler:innen ist geschickt in die Handlung integriert und die feine Interaktion mit dem Publikum sowie die mitreißende Choreographie machen viel Freude.
Doch plötzlich verliert das Stück seinen harmonischen Fluss, kippt die Inszenierung in ein kaum nachvollziehbares Durcheinander. Ohne Vorkenntnisse der Geschichte oder ausreichenden Französischkenntnissen – nicht alle Passagen wurden übertitelt – war es schwierig, dem Geschehen zu folgen, erlebte man einfach ein wildes Clown-Spektakel. Der beabsichtigte kritische Bezug zu den Machtspielen der „alten weißen Männer“ bleibt dabei diffus und schwer greifbar.
Hohe Erwartungen
Max Merker hat dem Vorarlberger Publikum mit bisherigen Werken wie „All You Can Be“, „Kafka in Farbe“ und „Fabian“ bereits beeindruckende Theaterabende beschert. Daher waren die Erwartungen an „Old White Clowns“ entsprechend hoch. Leider gelang es dem Stück nicht, diese zu erfüllen. Ob es an der komplexen Narration, der sprachlichen Barriere oder der unklaren thematischen Fokussierung liegt, bleibt ungewiss. Trotz der holprigen Momente bleibt die Aufführung ein engagierter Versuch, die Geschichte eines Pioniers der Pantomime neu zu interpretieren und aktuelle gesellschaftliche Themen zu reflektieren.
Körperlicher und emotionaler Einsatz
Und es ist unbestritten, dass Emma Murray, Téné Ouelgo und Max Merker 75 Minuten lang alles gegeben haben. Ihr körperlicher und emotionaler Einsatz auf der Bühne war beeindruckend und rechtfertigten den anhaltenden Applaus des Publikums.
weitere Vorstellungen: 3./5.10.24 und 21./24.1.25 jeweils 19.30 Uhr sowie 26.1.25 um 17 Uhr; Großes Haus
Theater am Kornmarkt, Bregenz
https://landestheater.org/spielplan/detail/old-white-clowns/