Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Christina Porod · 21. Dez 2012 · Kleinkunst, Kabarett

Weihnachtlich propere Ulknudeln – Federleichter Zeitvertreib mit den PrimaTonnen

Mit ihrem Weihnachtsprogramm „Tonnenweis(s)e Weihnacht“ gastierten am gestrigen Donnerstagabend zum ersten Mal die beiden PrimaTonnen Bettina von Haken und Johanna Wolff von Schutter gemeinsam mit der Liedermacherin und Kabarettistin Edeltraud Rey im Kleinen Zeughaus in Lindau.

Edeltraud Rey eröffnet den Abend musikalisch mit Gitarre. Der Weihnachtsklassiker „Fröhliche Weihnacht überall“ wird kurzerhand in das Lied, das Programm ist, „Tonnenweis(s)e Weihnacht überall“ umgeschrieben. Dann taucht auch schon die erste PrimaTonne Johanna Wolff von Schutter auf. Sie versucht, mit einem Staubwedel ausgerüstet, im Publikum eine geeignete Frisur für ihr Bestreben als Glatzenpolitöse zu finden.

Lieder, Gedichte, Erzählungen und Schauspiel werden miteinander verflochten. Nicht nur dies bringt Abwechslung, sondern auch die immer wieder alternierende Formation auf der Bühne. Das Programm ist ziemlich überspitzt aufgebaut. Kein „Dicken-Klischee“ wird vernachlässigt. Tagespolitische Gags werden zwar en passant eingestreut, dennoch liegt ihr vordringliches Anliegen auf der Formulierung komischer Weihnachtsgeschichten beziehungsweise adaptierter Weihnachtslieder und dem zweideutig erotischen Erzählen. Über zu wenig weihnachtliche Dekoration kann man sich nicht beklagen. Von der Bühnendekoration bis hin zur Kostümierung, alles ist auf Weihnachten ausgerichtet. Die Kostüme und Perücken, in und unter die sie schlüpfen, überspielen ihre Körperfülle nicht. Im Gegenteil: Mit ihren stets wechselnden, meist freizügigen Gewändern betonen sie ihre Silhouetten und kokettieren geradezu mit ihren Pfunden.

Wachsames Auge

Über dem Publikum liegt immer das wachsame Auge der schrulligen Kabarettistinnen. Spontan und natürlich reagieren sie auf winzige Details. Einerlei, ob ein Bonbonpapier in der ersten Reihe knistert oder ein Fotoapparat in der Mitte des Zuschauerraums nicht funktioniert, alles wird im Auge behalten und kurz kommentiert.

Aufgespartes Humordepot

Ihr Humordepot haben sich die drei Frauen für die zweite Hälfte reserviert. Was vor der Pause noch etwas verhalten komisch anmutet, nimmt nach der Pause zusehends an Fahrt auf. Ihr Spiel ist nicht nur schneller, sondern auch pointierter. Entscheidend trägt Bettina von Haken, die ihren Figuren ein unverwechselbares Profil gibt, dazu bei. Ihre Dynamik und ihr Feuer, ihre gestische Haltung sowie ihre einzigartige Mimik, mit der sie das Publikum mitnimmt, lässt ihre Kolleginnen gelegentlich in den Hintergrund rücken. Die in die heutige Zeit umgemünzte Weihnachtsgeschichte ist gleichfalls eine Glanznummer der zweiten Hälfte des dreistündigen Programms. Da müssen Maria und Josef Zimmermann in den Stall eines Biobauern ziehen. Auch über die Namenswahl, des zu erwartenden Kindes, wissen die beiden PrimaTonnen Bescheid. Wird es ein Mädchen, soll es Josefine heißen und wenn es ein Junge wird, Jessses. Warum? „Weils so schön in die Familie passt: Jesses Maria und Josef.“ Aber, wie die beiden bezeichnenderweise feststellen: „Es wird no a Kreuz mit dem Kind.“ Zum Abschluss wird noch ihre Version des Heidschi Bumbeidschi kredenzt. Leichtfüßig erfrischend und unter großem Gelächter endet so ein durchaus ulkiger Vorweihnachtsabend.