Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Christina Porod · 26. Sep 2013 · Kleinkunst, Kabarett

Unaufgeregt unterhaltsam - Das Cabaret Freudenhaus beim schau★lust-Festival

Die letzte schau★lust-Woche im Millenium Park in Lustenau wurde mit dem Cabaret Freudenhaus eingeläutet. Wer dabei allerdings ein Spektakel, wie bei der schau★lust-Revue der vergangenen Woche erwartete, wurde enttäuscht. Die Dramaturgie der Revue mit Moderatoren, welche die Show zusammenhielten, einen Einstieg und ein homogenes, humoristisches Ende boten, mangelte man am gestrigen Mittwochabend. Große Emotionen blieben dieses Mal aus.

Kleiner Rundumblick


Der Abend startet mit der Musik-Comedy-Show von Gabor Vosteen. Sein Instrument, die Blockflöte, beherrscht er fabelhaft. Mit bis zu fünf Flöten gleichzeitig pfeift er - durch Mund und Nasenlöcher - populäre Stücke wie “Die kleine Nachtmusik“ oder „Time to Say Goodbye“.
Darauf folgt der Auftritt der Formation Strange Comedy, das sind Shelly Mia Kastner und Jason McPherson aus Kanada. Die beiden waren Ensemble-Mitglieder des berühmten Cirque du Soleil. Beim diesem Duo verdrehen sich die Extremitäten, reißen ab oder vermehren sich. Shelly präsentiert sich beispielsweise als Karikatur einer Flamencotänzerin, die mit drei Beinen trappelt. Ihr Partner beweist bei einem Balanceakt großes artistisches Gespür.
Nach der Pause übernimmt Gabor Vosteen nochmals kurz die Bühne.
Als Abschluss entführen Men in Coats in die Welt der Magie, Zauberei und Illusion. Auf der Bühnenmitte ist eine schwarze Box platziert, um, in, durch und auf der die beiden Briten Kopf und Hand verlieren, ihre Körper schweben lassen oder als Wichtel Ballett tanzen.

Steigerungen bleiben aus


Der Einstieg mit Gabor Vosteens „Nimm-Das-Publikum-Gleich-Zu-Beginn-Mit“-Nummer geht leider nicht auf. Dem Publikum entgeht sein Einsatz oder es weiß nicht, was zu tun ist. Soll zuerst die linke Seite applaudieren, dann die rechte oder doch nur die Hände in die Höhe reißen, wie Gabor Vosteen? Das gesamte darauffolgende Programm plätschert  munter vor sich hin, zündet aber nicht, obwohl nach der Pause ein wenig mehr Schwung ins Freudenhaus kommt. Vosteen sorgt dann doch für einen ausgelassenen Moment, als er mit einem eigens zusammengestellten Flöten- und Tschinellen-Orchester aus dem Publikum ein kleines Stück einstudiert. Mit den rasanten Musikwechseln und den fantasievollen flinken Situationswechseln bei Men in Coats wird die zweite Hälfte deutlich kurzweiliger. Nichtsdestotrotz, so anspruchsvoll auch manche Darbietungen des Abends sein mögen, bleiben unerwartete Höhepunkte oder große Steigerungen nahezu aus. Einige Elemente tauchen zudem immer wieder auf: Gabor Vosteen steckt sich die Flöte in den Rachen, bei Strange Comedy ist es (beinahe) das Schwert und Men in Coats versuchen es mit einem länglichen Luftballon. Auch das Spiel mit den Gliedmaßen mag nicht nur Strange Comedy, sondern auch Men in Coats.

Und dann ist die Show auch plötzlich vorbei. Die zwei Briten von „Men in Coats“ treten aus ihrer Box hervor, ohne Parka. Alle kommen nochmals auf die Bühne. Applaus, Applaus, Applaus. Künstler raus, Künstler rein, nochmals raus und rein. Vorbei! Leider fehlt ein überwölbend humoristischer Bogen. Vielleicht mit ein Grund, weshalb es beim Cabaret Freudenhaus lediglich zu einem unauffällig unterhaltsamen Abend reicht.

 

Noch zwei Mal gibt’s das Cabaret Freudenhaus im Millenium Park: Heute am 26. Oktober und morgen am 27. Oktober, jeweils um 20 Uhr
www.schaulust.net