Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Christina Porod · 24. Sep 2013 · Kleinkunst, Kabarett

Kugelrund und kunterbunt – Gardi Hutter als tapfere Wäscherin Hanna

Worte benötigte Clownfrau Gardi Hutter am gestrigen Montagabend kaum, um die großen und kleinen Besucher des Ritter-von-Bergmann Saals in Hittisau in die Welt der Wäscherin Hanna zu entführen. Im Rahmen der Foto-Ausstellung „Europäerinnen. Starke Frauen im Portrait“ von Bettina Flitner im Frauenmuseum präsentierte die Pionierin der Clownfrauen ihren Klassiker „Jeanne d'ArPpo - Die tapfere Hanna“.

Die kurzen blonden Haare strubbelig und wild, wie die Körperform in alle Richtungen erhaben, darüber ein Klamotten-Fetzen-Milles-feuilles und eine Clownnase: Hanna ist eine eindrückliche Erscheinung. Schon ihre Aufmachung löst erste Lacher aus. Das Übrige vollenden die ausdrucksstarke Mimik und eingängige Gestik sowie eine fantasiereiche Geschichte rund um die Abenteuer der Wäscherin Hanna, die von großen Heldentaten träumt.

Verfremdete Objekte


Was macht eine Wäscherin, wenn sie vor einem riesigen Berg staubig stinkender Dreckwäsche steht, das Wäscheseil zu hoch hängt und die Wäscheklammern beißen? Sie träumt sich in eine andere Welt, in die von Jeanne d’Arc, ihrer großen Heldin. Seit über 30 Jahren liefert sich die Schweizerin als tapfere Wäscherin Hanna erbitterte Schlachten auf der Bühne. Mal wird der gewaltige Wäscheberg zum galoppierenden Pferd, ein anderes Mal verwandelt sich der kunterbunte Haufen zum Ritter gegen den sie Duelle ausficht oder er dient ihr als Königsthron. Hanna stürzt sich nicht nur in den Wäschetrog, sondern auch in ihre Traumwelt. Die Bühnenfigur der 60-jährigen St. Gallerin verfremdet alle ihr zur Verfügung stehenden Objekte. So wird aus einem Wäschetrog ein Schiff, aus Waschkübeln die Kampfrüstung und eine karierte Pyjamahose zum erklärten Feind, den es zu bezwingen gilt.

 

Einfallsreich bis zum „Fine“


Andauernd brabbelnd, fiepsend, kaum mit Worten, aber dennoch immer verständlich, setzt Hanna Energie frei, tritt überaus präsent und erfrischend auf. Eine gute Stunde lang kämpft sie entschlossen, voller Charme und Einfallsreichtum bis sie schlussendlich im Waschtrog untergeht, blubbernde Seifenblasen aufsteigen und das vormals hölzerne Schwert als Grabkreuz herausragt. Fine.

Dem unbeschwerten Abend spenden Kinder und Erwachsene gleichermaßen langanhaltenden, immer wieder hochkochenden Applaus. Die Schlussnummer sorgt nochmals für ausgelassene Stimmung. Da kann weder die Vorderseite des Plakates „Fine“, noch die Rückseite mit „Ende“ etwas ausrichten. Auch das darauffolgende „Raus“ erfüllt seinen Zweck nicht. Erst als die Clownin die Perücke abnimmt und einige Besucher mit Händeschütteln verabschiedet, können sich die ersten loslösen.

Ausstellung und Vortrag


Noch bis zum 27. Oktober können Interessierte die Ausstellung „Europäerinnen. Starke Frauen im Portrait“ von Bettina Flitner im Frauenmuseum besuchen.
Am 17. Oktober hält die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz ebendort einen Vortrag mit dem Titel „Bewegungslose Frauen. Zum Stand der Frauenbewegung“.