Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Thorsten Bayer · 19. Sep 2013 · Kleinkunst, Kabarett

Ein abwechslungsreiches Format mit beeindruckenden Künstlern – die schau★lust Revue im Millennium Park Lustenau

Auch in diesem Jahr steht das Freudenhaus nicht nur vor dem Bregenzer Festspielhaus, sondern zudem in Lustenau: Das schau★lust-Festival ist in seine vierte Saison gegangen. Musik und Circuskunst sind die Schwerpunkte des Programms. Am gestrigen Mittwochabend feierte die schau★lust-Revue eine gelungene Premiere – mit Clowntheater, Jonglage, Artistik sowie Comedy und musikalischen Einlagen seitens der Moderatoren, der Lonely HusBand.

Bei der Auswahl der Künstler ging es Veranstalter Willi Pramstaller weniger um artistische Höchstleistungen, sondern eher um die komödiantischen Fähigkeiten der Künstler: „Schließlich wollen wir unserem geschätzten Publikum keine Rekorde, sondern vielmehr Lust und Freude bieten.“ Das ist ihm zweifelsfrei gelungen.

Gleich zu Beginn wissen die beiden Conférenciers – Rick van Nöten und Ferdinand Fachblatt, zusammen die Lonely HusBand – mit einem originellen musikalischen Einstieg zu gefallen. Mit Blockflöten an beiden Nasenlöchern und einem leeren Plastikbecher, den Fachblatt wie eine Flüstertüte nutzte, intonieren sie unverkennbar Phil Collins´ Hit „In The Air Tonight“. Neben einigen Frotzeleien, nicht zuletzt über das Erscheinungsbild des jeweils anderen, sind sie immer dann am stärksten, wenn sie zu ihren Instrumenten greifen.

Herr Niels


Als erstes überlassen die beiden Herrn Niels die Bühne. Als „Physical Clown Comedy“ umschreibt er selbst seinen sehr originellen Stilmix, der Pantomime, Clown und Gummimensch kombiniert. Rick van Nöten bringt es treffend auf den Punkt, als er sagt: „Ein wahrer Meister seines Fachs – wo immer auch dieses Fach anzusiedeln ist.“ Seine athletischen Fähigkeiten sind jedenfalls sehr beeindruckend. Dazu setzt er bei seinen Nummern einen herrlich dümmlichen Gesichtsausdruck auf und sorgt damit für ausgelassene Unterhaltung.

Matthias Romir


Matthias Romir steht für kreative Jonglage und Schauspieltalent, mit denen er leise, feine Geschichten erzählt. Eine Nummer beispielsweise heißt „Pinball Paranoia“ und gewährt Einblicke in das Seelenleben einer Flipperkugel, die durch den Automaten flitzt. „Eine traumhafte Symbiose aus Geist, Charme, Körperbeherrschung und exaktem Timing“, schwärmte die Mittelbayerische Zeitung zu Recht vor zwei Jahren. Im Internet findet man ihn übrigens passenderweise unter www.ballmaschine.de.

Ouch & Zirk Co-Production


Die beiden Belgier Kevin Brooking und Colm O´Grady nehmen mit „Naked Lunch“ die zu jeder Tages- und Nachtzeit gesendeten Kochshows aufs Korn. Sie nutzen zehn aufgehängte Kochtöpfe als besonderes Xylophon, tanzen anschließend Limbo, während sie sich immer weiter entkleiden und schließlich nur noch Pfannen als Lendenschurz übrig bleiben. So weit, so gut. Viel variantenreicher wird ihre Show danach leider nicht mehr, auch nicht nach der Pause. Der Fokus liegt offensichtlich auf dem ersten Begriff von „Naked Lunch“, den nackten Tatsachen. Das schenkelklopfende Publikum hat offenbar seine Freude daran.

Herr Benedict


Einen deutlich stärkeren Eindruck hinterlässt Herr Benedict bei seiner Vorarlbergpremiere. Seine Ausbildung an der Staatlichen Schule für Artistik in Berlin ist ihm deutlich anzusehen. Im ersten Teil des Abends lässt er einen Geschäftsmann in der U-Bahn einschlafen und in eine Traumwelt eintauchen. Diese akrobatische Szene setzt er mit Strapaten um; also Bändern, die an der Zeltdecke befestigt sind. Zum Abschluss der Revue benutzt er ein zweites Gerät, das sogenannte Cyr wheel – eine Art Rhönrad mit nur einem Reifen.

Das schau★lust-Festival läuft noch bis zum 27. September. Die schau★lust-Revue ist ein weiteres Mal am heutigen Donnerstag zu erleben, Restkarten sind noch erhältlich. Die Vorstellung am Freitag ist bereits ausverkauft.
www.schaulust.net