„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Dagmar Ullmann-Bautz · 03. Feb 2019 · Kleinkunst, Kabarett

Kurz- und Langschläfer beim Salon d'amour im Magazin 4 in Bregenz

Langersehnt freute sich am 1. Februar eine große Schar von AnhängerInnen auf den Salon d'amour im Bregenzer Magazin 4. Nach acht Monaten endlich wieder ein Abend konzipiert von Martin Gruber und Martin Ojster – die Kunstlounge des aktionstheater ensembles. Und wen wunderts, dass nach den vielen unbeschreiblichen „Sagern“ unserer türkis-blauen Regierung die Künstlerinnen und Künstler darauf reagierten, und zwar auf ihre ganz eigene schonungslose Art und Weise.

Eine illustre Runde

Ojster und Gruber haben wiedermal eine äußerst illustre Runde um sich geschart, mit der sie einen Abend unter dem Motto „Von Kurz- und Langschläfern“ gestalteten. Hautnah sind die MusikerInnen, die AutorInnen, die PerformancekünstlerInnen und SchauspielerInnen zu erleben - sitzen, stehen sie doch mitten unter den interessierten Gästen.

Das Universum von Puneh Ansari

Die junge Underground-Autorin Puneh Ansari, die mit ihren Texten auf Facebook bekannt geworden ist, strapazierte mit ihren knochentrocken vorgetragenen Geschichten über Arbeitssuche, Fußball, Pinguine und Meeschweinchen oder das Sozialministerium die Lachmuskulatur der Anwesenden. Ansari, in Österreich geborene Tochter iranischer Eltern, schreibt Sätze, die so pur, so radikal und so poetisch sind, dass es eine Freude ist, zuzuhören und sich mitnehmen zu lassen in ein ganz eigenes Universum, das Universum von Puneh Ansari!

Aufruf zum Nichtstun

Am anderen Ende des Raumes sitzt Alexander Tschernek, ein Allrounder wenn es um Stimme und Sprache geht - Ö1-Moderator, Philosoph, Schauspieler, Hörspielsprecher, Autor und noch vieles mehr. Er hält an diesem Abend ein flammendes Plädoyer fürs Nichtstun, dafür, einfach zu leben, und erntet damit großen Applaus. Martin Gruber ist nicht nur Initiator und Gestalter des Salons, nein, hier tritt er meistens auch selber ins Scheinwerferlicht und beweist, dass er nicht nur seine SchauspielerInnen zu führen versteht, sondern auch selber eine darstellerische Gabe hat und einen Riesenspaß an provokanter Performance.

Poller ist toller!

Seit 10 Jahren ist sie mit Leib und Seele DIE Szene-Wirtin vom Dornbirner „Engel“, seit zwei Jahren veröffentlicht sie literarische Texte auf ihrem Blog https://dasgeschriebenewort.wordpress.com/ und letzten Freitag feierte sie ihr Lesedebüt im Salon d'amour. Heidi Wimmer schreibt über Themen, die ihr „das Leben vor die Füße wirft“ – politische, gesellschaftspolitische und auch ganz allgemeine Themen. Zum Beispiel über die 51.000 Poller in Wien, die durch die wiedergewonnene Sicherheit der Heimat laut Wimmer das Leben einfach toller machen. Hurra dem Poller!

Bekanntes und Neues

Aber auch musikalisch bot der Salon wie meistens ganz Feines. Schon bekannt und immer wieder zur Freude des Publikums: Diseuse Lucy McEvil, begleitet von Thom Castañeda, mit ausgesuchten Chansons. Ganz anders die musikalischen Beiträge der Band Dun Field Three, der neusten Formation um Mastermind Andreas Dauböck, seit Jahren auch immer wieder als genialer Komponist und Musiker beim aktionstheater ensemble aktiv. Gemeinsam mit Klaus Hämmerle und Michael Punzengruber rockte er das Publikum mit progressiven, rockig-punkigen, spannenden Songs, die neben anderen am 12. April auf der neuen CD erscheinen.
Gruber und Ojster präsentierten wieder einmal einen höchst bunten Abend mit unterschiedlichen KünstlerInnen und einem Programm, das nicht nur amüsierte, das aufregte, zum Nachdenken und Diskutieren anregte.