Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Peter Bader · 15. Jän 2012 · Kleinkunst, Kabarett

Ansichten eines „Entertain-mans“: Markus Linder feierte mit seinem neuen Programm Premiere

Markus Linder gastierte am Samstagabend mit seinem neuen Kabarettprogramm „Hinter-Arlberger“ im sehr gut besuchten Theater am Saumarkt in Feldkirch und feierte gleichzeitig sein 15-jähriges Solo-Kabarett-Jubiläum.

Markus Linder ist ein Multitalent: Musiker, Moderator, Organisator des Bregenzer New-Orleans-Festivals, Entertainer, Kabarettist. Und seit neuestem: Fernsehschauspieler. Als Kabarettist handelte er am Samstagabend im sehr gut besuchten Theater am Saumarkt zwei ineinander verquickte Themenkreise ab.

Geographische und menschliche Perspektiven

Zum einen ging er der Frage nach, ob er, da er nun schon seit Jahren seinen Hauptwohnsitz im Tiroler Axams hat, Hinter-Arlberger sei oder, als gebürtiger Rankweiler, doch noch Vor-Arlberger. Das ist einerseits eine Frage der geographischen Perspektive. Andererseits aber auch eine menschliche; nämlich die, wie man als Zugereister von den Einheimischen gesehen wird. Hier gab Linders Beziehung zum „Soacheler“ Auskunft. Köstlich, wie Linder den griesgrämigen Tiroler mimte. So ist es doch schön, wenn man nach 30 Jahren endlich in Axams „intrigiert“ ist. Sichtbares Zeichen der „Akklimatisierung“: Man wird zum Schützenfest eingeladen. Doch: Ganz angenommen darf man sich nicht fühlen.

Ein „legal alien" in Tirol

Ausdruck dieser existenziellen Situation war die Performance des Songs „Gsiberg-Man in Tirol“. Eine witzige Überschreibung des Sting-Klassikers „Englishman in New York“. Und hier ergab sich die Verbindung zum zweiten Themenkreis, nämlich Linders persönliche „10.000 Lieblingslieder“. Einige davon wurden unter Angabe ihrer Nummern, etwa „4720: Sexbomb“, gespielt oder nur angespielt. Übersetzt oder überschrieben. Ganz nebenbei konnte der eingeschworene Bluesman Linder mit diesem Ansatz auch der Frage nachgehen, woher der Blues eigentlich stammt. Und gegen Ende des Abends ein Geheimnis lüften.

Treffsichere Pointen mit Niveau

Die genannten zwei Themenkreise gaben dem begabten Humoristen Gelegenheit, sein ganzes künstlerisches Talent und intellektuelles Potenzial voll auszuspielen. Im stylischen, rosa-orange-karierten Anzug performte er auf der kleinen Bühne mit sichtbar viel Spielfreude und entfachte ein Feuerwerk von treffsicheren Pointen. Sein geistvoller Humor, sein Wortwitz und seine trefflichen Imitationen bzw. Parodien sorgten immer wieder für Lacher im Publikum. Als Marcel Reich-Ranicki etwa kanzelte er ab, was Reinhold Bilgeri und Michael Köhlmeier mit dem „Strumpfbandgürtelblues“ in ihrer „Jugend verbrochen“ hätten. Der studierte Altphilologe und Germanist blieb dabei aber immer niveauvoll.

Das Timing stimmte

Als guter Popular-Musiker, der er ist, konnte er dabei auch sein musikalisches Talent ausschöpfen. Linder sang gut und begleitete sich geschickt am Yamaha-Keyboard, groovte und ließ auch ein stimmiges Blues- und fetziges Jazz-Piano hören. Sein musikalisches Gefühl für Timing kommt ihm dabei ganz klar auch in seinem Kabarett zugute. Als genau arbeitender Vor-Arlberger hakte er die Programmpunkte auf einer hinten an der Wand klebenden Checkliste ab. Musikalische Unterstützung erhielt er von Profi-Drummer Kurt Wackernell; zuletzt bei der Zugabe „An ghöriga Riebl“. Mit den a cappella hingehauchten Worten „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Saumarkt eingestellt“ verabschiedete sich Markus Linder.
Tosender Applaus.

 

Weitere Termine

Feldkirch
, Theater am Saumarkt, jeweils 20.15:
Do, 19. Januar, Do, 26. Januar
Do, 2. Februar, Do, 9. Februar, Do, 23. Februar, Mi, 29. Februar

Do, 8. März, 20:00: Lauterach, Hofsteigsaal
Sa, 10. März, 20:00: Klaus, Winzersaal
Fr, 16. März, 20:00: Nenzing, Ramschwagsaal

Fr, 20. April, 20:00: Frastanz, Adalbert-Welte-Saal

Do, 12. Mai, 20:00: Bildstein, Pfarrsaal