Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Christina Porod · 27. Mai 2014 · Kleinkunst, Kabarett

„Ich will meine Seele tauchen“ – Das Theater Laboratorium bezaubert beim Homunculus-Festival in Hohenems

Dass Figurentheater auch etwas für Erwachsene ist,
 bewies am gestrigen Montagabend das Oldenburger Theater Laboratorium mit seinem Stück „Ich will meine Seele tauchen ...“ bei der 23. Auflage des Puppentheaterfestivals Homunculus. Mit Einfallsreichtum und eindrucksvoller Spielfreude veranschaulichten Barbara Schmitz-Lenders und Pavel Möller-Lück die Lebensgeschichte des Künstlerehepaares Clara (1819-1896) und Robert Schumann (1810-1856). Die fantasievolle Inszenierung versetzte das Publikum im vollbesetzten Löwensaal in die Zeit der Romantik.

Knapp 150 Lieder schreibt Robert Schumann in seinem Hochzeitsjahr 1840. Die größte Popularität kommt dabei seinem Liederzyklus „Dichterliebe“ nach Texten von Heinrich Heine zu. An solch einen Text ist auch der Titel des Stücks „Ich will meine Seele tauchen …“ angelehnt:

Ich will meine Seele tauchen
In den Kelch der Lilie hinein;
Die Lilie soll klingend hauchen
Ein Lied von der Liebsten mein.

Das Lied soll schauern und beben
Wie der Kuß von ihrem Mund,
Den sie mir einst gegeben
In wunderbar süßer Stund'

Von Liebe und vom Leben


Das Stück „Ich will meine Seele tauchen ...“ erzählt von einer Künstlerliebe: Clara Wieck kennt den um 9 Jahre älteren Robert Schumann schon seit ihrer Kindheit. Mit der Zeit kommen sich die beiden näher. Claras Vater, Friedrich Wieck, war jedoch keinesfalls mit der Beziehung einverstanden. Wieck untersagt den Liebenden jeden Kontakt. Die Trennung erreicht der Vater zunächst dadurch, dass er Clara auf zahlreiche Konzerttourneen schickt. Schließlich reicht das Liebespaar Klage bei Gericht ein und so können die hochbegabte Pianistin Clara und der Komponist Robert heiraten. Die Künstlerehe voller romantischer Liebe ist auch begleitet von widrigen Umständen. Finanzielle Sorgen, Misserfolge, die vielen Kinder und die Krankheit von Robert belasten die Beziehung.

Bühne voller Bühnen

Vor den Augen der Zuschauer entfalten sich verschiedene malerische in Kerzenlicht gehüllte Schauplätze. Quer über die Bühne sind fünf Seile gespannt, die Notenlinien illustrieren. Dort gleiten Liebesbriefe hin und her oder ein Schattenspiel taucht auf. 
Drei drehbare Puppenhaus-Zimmer auf Säulen gewähren Einblicke in das häusliche Leben des Künstlerpaares. In einem Reisekoffer verstecken sich mehrere Pop-up-Bilder, die als papierne Szenarien aufgeklappt werden. Die Gerichtsverhandlung wird mit entsprechenden Zeichnungen, die weitergeblättert werden, dargestellt.
Zwei Stunden lang zeigen die beiden künstlerischen Leiter des Puppentheaters ein turbulentes Leben voller Liebe und Streit, Tragik und Heiterkeit. Ein ganzer Kosmos von glücklichen bis traurigen Augenblicken entsteht. Eine unglaublich vielfältige Inszenierung, in der immer wieder goldener Humor aufblitzt und die mit Musik versüßt und vervollkommnet wird.

Leidenschaftliche Intensität


Charme gewinnt die Vorstellung aber nicht nur wegen allerlei sichtbarer oder zunächst noch versteckter Details, die immer wieder wirkungsvolle Effekte auf die Bühne zaubern, sondern vor allem durch das lustvolle Spiel von Barbara Schmitz-Lenders und Pavel Möller-Lück. Die Puppenspieler agieren mit leidenschaftlicher Intensität auf allen Ebenen. In fließenden Übergängen verzaubert das Spiel mit lebendigen und zum Leben erweckten Akteuren. Mal spielen sie die Handpuppen und mal verkörpern die beiden selbst die Schumanns. Auf wunderbare Weise ist es gelungen, eine Vorstellung so voller Harmonie und Geschmeidigkeit zu bieten, als hätten sie das Stück bereits tausendfach gespielt und doch so voller Energie und Enthusiasmus als wäre es ihre Premiere.

Den glühenden Applaus am Ende einer hinreißenden Inszenierung hat sich das Theater Laboratorium mehr als verdient. Bei so einer Vorstellung kann man die Liebe zum Puppentheater finden.

Das Homunculus-Festival geht weiter

Noch bis Freitag, den 30. Mai geht das Homunculus-Festival weiter. Am heutigen Dienstagabend steht mit Christine Müllers „Wilhelm Tell“ eine Vorarlberg-Prämiere auf dem Programm. Das Stück beginnt um 20 Uhr im Löwensaal in Hohenems.

 

www.homunculus.info