Jugendlicher Schwung und Bläser auf Topniveau
Mit einem Konzert der Stella Sinfonietta unter der Leitung von Benjamin Lack wurde das Studienjahr der Musikhochschule Feldkirch eröffnet
Die Tage werden kürzer, die Schulferien sind zu Ende und die Wochenenden füllen sich langsam aber sicher wieder mit Kulturveranstaltungen aller Art. Dass es dabei in einem kleinen Land wie Vorarlberg zu zahlreichen Terminüberschneidungen kommt, lässt sich nicht vermeiden. Aber müssen in einer Institution wie der Stella Musikhochschule wirklich zwei einander konkurrierende Veranstaltungen am selben Abend stattfinden?
Das ist einerseits irgendwie kurios, andererseits für alle Beteiligten – Musiker:innen, Publikum, Berichterstatter:innen – wirklich ärgerlich. Dass im Zuge der Saalbuchung niemandem aufgefallen ist, dass da im Festsaal und im Pförtnerhaus zwei Konzerte dasselbe Publikum ansprechen, ist eigentlich kaum vorstellbar. Die drei letzten Beethoven-Klaviersonaten konnte man im Pförtnerhaus hören, gespielt von Professoren der Hochschule. Ein mutiges und hochinteressantes Projekt, veranstaltet von der Chopin-Gesellschaft Vorarlberg. Nur leider zum falschen Zeitpunkt.
Im Festsaal versammelte sich zeitgleich der musikalische Nachwuchs auf der Bühne. Die Stella Sinfonietta, bis auf zwei Ausnahmen ausschließlich mit Schüler:innen des Musikgymnasiums besetzt, präsentierte zu Beginn des Studienjahres ein unkompliziertes Programm mit Werken von W.A. Mozart und G.F. Händel. Die Leitung hatte Benjamin Lack, der schon sehr bald seine Aktivitäten zwischen Feldkirch und der Kunstuniversität Graz aufteilen wird.
Eine Fagottquelle im Bregenzerwald
Auf Mozarts einleitende Kirchensonate KV 329 folgte dessen Konzert für Fagott und Orchester KV 191, gespielt von der erst 18 Jahre alten Fagottistin Katharina Mätzler. Wie der Name bereits vermuten lässt, stammt sie aus dem Bregenzerwald, und sie wäre nicht die erste, die mit diesem Instrument von dort über Feldkirch in die weite Welt aufgebrochen ist. Die Liste ist lang und erstreckt sich über mehrere Generationen von Susanne Simma (unterrichtet am Royal College of Music in London) über Heidrun Wirth, Aline Maurer, Johanna Bilgeri, Anja Niederwolfsgruber bis zu Julia Gallez. Die Quelle dieser ungewöhnlichen Erfolgsstory ist in der Musikschule Bregenzerwald zu finden und heißt Gilbert Hirtz. Dieser Ausnahmepädagoge scheint die geheimnisvolle Gabe zu besitzen, um vor allem junge Damen für das gar nicht so alltägliche Instrument Fagott zu begeistern. Nach einigen Jahren intensiver Ausbildung werden sie dann Richtung Feldkirch weitergeleitet, wo sie früher von Allen Smith (Konservatorium) und jetzt von Heidrun Wirth-Metzler (Stella) mit Handkuss in Empfang genommen werden.
Mit Katharina Mätzler wird nun die nächste Sonderbegabung am Fagott vom Bregenzerwald über Feldkirch in die europäische Musikwelt entsandt. Einen Studienplatz an der Musikhochschule München hat sie bereits. Das Mozart-Konzert spielte sie bemerkenswert souverän, selbstverständlich auswendig und angereichert durch sehr geschmackvolle Kadenzen im ersten und zweiten Satz. Katharina Mätzler verfügt über einen in allen Lagen ausgeglichenen, weichen und runden Klang, ihre Technik ist makellos, so gelingen ihr die zahlreichen unangenehmen Triller im ersten Satz ohne sichtbare Mühe. Wenn das Orchester Mezzoforte bis Forte spielt, könnte sie dynamisch ruhig noch eine Stufe mehr geben, um klanglich nicht von den Kollegen absorbiert zu werden. Keineswegs nur wegen ihres jugendlichen Alters war das eine absolut überzeugende Leistung.
Festlicher Händel
Dann ein Sprung zurück von Mozart in die Barockzeit, zu Georg Friedrich Händel. Benjamin Lack und die Stella Sinfonietta überzeugten durch eine angenehm entspannte Gestaltung der ersten und zweiten Suite aus Händels „Wassermusik“. Die Ouvertüren vermittelten Festlichkeit, die Tanzsätze hatten Schwung, alle Solist:innen konnten sich frei entfalten und es wurde nicht versucht, aus jeder Note und jedem Akzent eine übertriebene Bedeutung herauszulesen. Einziger Kritikpunkt: Einmal kurz nachstimmen zwischen den beiden Suiten in den doch weit voneinander entfernten Tonarten F-Dur und D-Dur hätte den Streicherklang vermutlich ein wenig abgerundet.
Eine wirklich beeindruckende und vom Publikum auch zurecht bejubelte Leistung boten die Bläser. Allen voran die beiden Hornist:innen Franziska Bär und Felix Wrann, aber auch der erst einen Tag vor dem Konzert für eine erkrankte Kollegin eingesprungene Erste Oboist Stefan Negurici. Schon die exponierten und in sehr hoher Lage gesetzten Hornstimmen des Mozart-Fagottkonzertes gelangen bewundernswert sicher, die zahlreichen Solopassagen der „Wassermusik“ wurden von den beiden jungen Hornist:innen absolut überzeugend, klangschön und vollkommen frei von „Gicksern“ in den Festsaal geschmettert. Der Gesichtsausdruck ihres Lehrers Michael Pescolderung signalisierte Zufriedenheit, und das vollkommen zu Recht. Auch die weiteren Bläser Oboe II, Fagott, die beiden Trompeten sowie der Paukist spielten auf Topniveau und standen ihren Kolleg:innen um nichts nach.
Ein gelungener Saisonauftakt der Stella Musikhochschule, der am nächsten Abend in Konstanz wiederholt wurde.
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