In der Schattenburg lateinamerikanische und europäische Musik vereint
Das Trio Ramirez-Rubio-Pereira versprühte Elan und Leidenschaft zugleich
Ein erfrischendes Konzert voller Spielfreude und unterhaltsamer Musik gaben die Flötistin Natalia Téllez Ramírez, der Flötist Felipe Jáuregui Rubio und die Pianistin Maria-Pilar Pereira im Rittersaal der Feldkircher Schattenburg. Von ihren Wurzeln in Lateinamerika ausgehend, spannten sie den Bogen bis zur romantischen Musik Mitteleuropas. Die Musiker:innen spielten unter anderem Tango Nuevo, Milonga, Joropo und Pasillo temperamentvoll und lenkten genussvoll von der sommerlichen Hitze des Abends ab.
Natalia Téllez Ramirez, Felipe Jáuregui Rubio und Maria-Pilar Pereira trafen sich als Studierende am Vorarlberger Landeskonservatorium, führten ihre Studien in Salzburg und Wien weiter und kehrten danach wieder nach Vorarlberg zurück. Hier sind sie an den Musikschulen Mittleres Rheintal, Dornbirn und Feldkirch tätig. Für ihren Auftritt im Rahmen der Schattenburgkonzerte stellte das Trio eine gut durchdachte Werkauswahl zusammen, mit der sie die spieltechnischen Raffinessen der Flöte hervorragend in Szene setzten. Gleichzeitig brachten sie ihre vielseitige Virtuosität am Instrument zum Ausdruck. Vom ersten bis zum letzten Ton belebte das freudvolle Konzertieren die Atmosphäre im schönen Ambiente des gut besuchten Rittersaales.
Im Mittelpunkt stand die Uraufführung des Auftragswerkes „Tre piezas para dos flautas y piano“ von Juan Carlos Bueno. In drei Abschnitten wurden drei unterschiedliche Charaktere dargestellt. Musikalisch entfaltete sich ein organisches Beziehungsgeflecht, in dem Motive weitergetragen wurden, bis sie wellenartige Gestalten annahmen, sich variierend entwickelten und schließlich in lebhaften Rhythmen kulminierten. Am spannendsten wirkte der mittlere Teil. In dessen Verlauf wurde mit verschiedenen Tonqualitäten ein Klangteppich ausgebreitet, der mit wenig Ambitus viel Weite evozierte.
Klangliche Vielfalt
Alle Werke, die Natalia Téllez Ramírez, Felipe Jáuregui Rubio und Maria-Pilar Pereira in ihre Programmauswahl aufgenommen hatten, wirkten bildhaft. Jedes einzelne Stück stand in einem Zusammenhang zu den Musiker:innen und spiegelte einesteils die Energie der rhythmusbetonten lateinamerikanischen Musik und andernteils die innewohnende Melancholie der sangbaren Melodien wider. Besonders die lyrischen Qualitäten kristallisierten Natalia Téllez Ramirez und Maria-Pilar Pereira „Despasillo por favor“ von Lucas Saboya González heraus. Im Flötensolo „Pa´pipe“ von Mauricio Murcia Bedoya fächerte Felipe Jáuregui Rubio den Klangfluss virtuos auf. Ebenso bewundernswert gelang die Bearbeitung des Quintetts von Astor Piazzolla, in dem die große spieltechnische und klangliche Bandbreite der Flöten hervorragend zur Geltung kamen. Die spezifische Tongebung ihres Trio mischten die Musiker:innen mit „San Pelayo“ so richtig auf. Mit Piccolo, Flöte und Klavier erinnerten sie an die große Blasorchestertradition in Kolumbien, mit der die Flötistin und der Flötist groß geworden waren.
In der Milonga von Alberto Ginastera trat die ausgezeichnete Pianistin Maria-Pilar Pereira mit ihrem poesievollen Spiel in den Mittelpunkt. Dass Milongas ganz unterschiedliche Eigenschaften haben können, zeigte die Darbietung des Stückes von Miguel del Águila, das mit energisch vorwärtstreibenden Tonrepetitionen in den Raum gestellt wurde. Im Vergleich zum lateinamerikanischen Esprit boten die Trios von Friedrich Kuhlau, Josef Gabriel Rheinberger und Saverio Mercadante mit ihren klassischen Phrasierungsbögen und den romantischen Kantilenen eine willkommene Entspannung.