Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Annette Raschner · 09. Apr 2023 · Theater

Im Wunderland der Fantasie

Das Burgtheater zu Gast in Bregenz: „Die gefesselte Phantasie“ von Ferdinand Raimund

In einer Zeit, in der sich vielerorts Ernüchterung und Resignation breit machen, zeigt das Wiener Burgtheater im Rahmen der Bregenzer Festspiele eine fast 200 Jahre alte Zauberposse von Ferdinand Raimund, in der noch Apollo das Sagen hat; zumindest am Beginn und am Ende, nachdem der Gewalt der Garaus gemacht wird. „Die gefesselte Phantasie“ hat bei der Premiere im Festspielhaus Bregenz das Publikum begeistert. Für die entfesselte Regie hat Komödienmeister Herbert Fritsch verantwortlich gezeichnet.

Die Fantasie von Herbert Fritsch scheint unerschöpflich zu sein, auch wenn der deutsche Starregisseur hin und wieder auch vor Klamauk nicht zurückschreckt. Doch hier stimmt die Balance, und der Großmeister und sein Ensemble zeigen, wie schön es sein kann, wenn das Lachen nicht immer im Halse stecken bleiben muss. Köstliche Verballhornungen, wunderbarer Slapstick und eine ganz hohe Schauspielkunst gehen Hand in Hand und das bei einem Stück, das gar nicht zu den bekanntesten und besten Werken des österreichischen Schauspielers und Dramatikers Ferdinand Raimund zählt.

Zu Unrecht …

meinte Herbert Fritsch, aber erst, nachdem er die erste Leseprobe mit seinen Schauspieler:innen hatte. Zu Unrecht, sagt auch Maria Happel, die die verliebte und dauerbeschwipste Hermione verkörpert, die über eine Insel herrscht, in der die Poesie das Sagen hat. Bis die Gewalt in Gestalt von zwei Zauberschwestern (Sarah Viktoria Frick und Elisa Plüss) einfällt und rasches Handeln gefragt ist. „Kann Gewalt uns retten?“, fragt Hermione die Inselbewohner und erntet Entrüstung. „Ich würde die List bevorzugen“, antworten Afriduro (Marcel Heuperman), und dieser Meinung ist auch Hermiones Narr, der so klug ist, dass er sogar fließend rückwärts sprechen kann (fantastisch: Markus Scheumann). 
Doch zunächst nimmt der böse Zauber seinen Lauf. Die poetische Fantasie (Tim Werths) wird gefesselt und gefangen genommen. Ein tumber Harfenist (komödiantisch herausragend: Sebastian Wendelin) soll Hermione als reimender Gatte untergejubelt werden, doch ihr Herz schlägt nur für einen: Den vermeintlichen Hirten Amphio (Bless Amada). 

Keinerlei Requisiten …

befinden sich auf der Bühne, die von einem bunten Streifenteppich ausgekleidet ist. Bunt wird von Herbert Fritsch bevorzugt, weil man sich, wie er sagt, zu Farbe bekennen muss. Ansonsten vertraut er auf die Schauspielkunst und verzichtet deshalb mit Ausnahme diverser Instrumente auf jegliches Zubehör. „Wir müssen von den Maschinen wegkommen und wieder auf Menschen setzen“, sagt Herbert Fritsch. Wie schön das ist, hat sich im Falle der Burgtheateraufführung gezeigt. Ein restlos begeistertes Publikum ging nach zweieinhalb Stunden glückselig und beseelt nach Hause. 

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