"Fallende Blätter" von Aki Kaurismäki derzeit in den Vorarlberger Filmclubs © Sputnik
Silvia Thurner · 26. Jun 2023 · Musik

Helmut Binder feierte mit Orgel und Freunden

Orgel-Orchesterkonzerte von Haydn und Rheinberger mit Seltenheitswert und großer Strahlkraft

Seit 40 Jahren ist der in Vorarlberg und weit über die Grenzen hinaus bekannte Organist Helmut Binder in der Pfarrkirche Bregenz-Herz Jesu tätig. Große und kleine Messen sowie zahlreiche Konzerte spielte er auf der Behmann-Orgel und betreut überdies seit 25 Jahren die Konzertreihe „Musik in Herz Jesu“. Das sind Anlässe genug, um das langjährige Wirken des Musikers gebührend zu feiern. Viele folgten der Einladung zum Orgel-Orchesterkonzert. Das gut disponierte Collegium Instrumentale Dornbirn unter der Leitung von Guntram Simma sowie der Bratschist Guy Speyers waren Helmut Binder hervorragende musikalische Partner. Seltenheitswert hatte die Werkauswahl, denn zwei Konzerte von Michael Haydn und Joseph Rheinberger brachten den sakralen Raum zum Strahlen.

Seit Jahrzehnten ist Helmut Binder im Konzertgeschehen des Landes präsent. Er unterrichtet an der Stella Privathochschule und war zuvor an der Musikschule Dornbirn Lehrer. Eine langjährige Freundschaft verbindet ihn mit Guntram Simma, der die berufliche Laufbahn des Organisten aufmerksam begleitete und unterstützte. Das Collegium Instrumentale Dornbirn war aus diesem Grund stets ein willkommener Partner bei Konzerten, die zu Jubiläen und festlichen Anlässen in der Bregenzer Pfarrkirche Herz Jesu gegeben wurden.
Für das 40-jährige Jubiläum erklang ein Programm, das dem festlichen Rahmen alle Ehre erwies. Zu Beginn spielten die engagierten Musiker:innen das Konzert für Orgel, Bratsche und Orchester von Michael Haydn. Michael Haydn, der jüngere Bruder von Joseph Haydn, war ein Meister kunstvoll verwobener Kantilenen. In der halligen Akustik der Pfarrkirche Herz Jesu ging es darum, die ungewöhnlichen Klangfarben der konzertierenden Orgel und Bratsche sowie des Orchesters richtig auszuloten und allen musikalischen Themen Zeit und Raum zu gewähren, um die Schönheit der Komposition zur Geltung zu bringen. Kantig artikulierte das Orchester unter der Leitung von Guntram Simma die Ecksätze und agierte mit der markanten Phrasierung als geistesgegenwärtiger Partner. Besonders die Wechsel zwischen den Stimmgruppen, Orchester und Orgel sowie Orgel und Bratsche und das Tutti loteten die Musiker:innen mit viel Bedacht aufeinander aus. So entfaltete sich eine freudvolle musikalische Ausstrahlung. Die aufstrebenden Gesten erklangen quirlig, die Modulationen verliehen dem Werk harmonische Farben und der Einsatz des Streichorchesters auch als Basso Continuo bewirkte ein gutes Fundament. Im Adagio wurde die schön zelebrierte Kantilene von Guy Speyers vom Orchester und der Orgel feinsinnig getragen.

Orgel und Orchester mit viel Schubkraft

Von Joseph Gabriel Rheinberger erklang das Konzert für Orgel und Orchester op. 137 in F-Dur, das im Hinblick auf den Duktus hervorragend mit Michael Haydns Orgelkonzert korrespondierte. Das hochromantische Klangvolumen und die kontrapunktische Verarbeitung der musikalischen Themen ergaben ein in sich bewegtes, organisches Ganzes. Eine besondere Schubkraft verliehen die Hörner dem musikalischen Satz. Monumental füllten der Orgelsolopart und das Orchester den Raum. Die melodischen Hauptlinien stets transparent an der Klangoberfläche zu halten, war kein leichtes Unterfangen. Doch es gelang über weite Strecken und die melodischen Qualitäten der Themen kristallisierten sich aus den wallenden Klangmassen und dem kontrapunktischen Gefüge heraus. Dem Andante verliehen die Musiker:innen mit weich gezeichneten chromatischen Linien einen romantischen Charakter. Kraftvoll und virtuos wirkte das Finale, in dem das Soloinstrument und das Orchester zu einem großen Ganzen zusammenfanden.
Zwischen den Orgel-Orchesterkonzerten boten zwei kleiner besetzte Werke Raum für Entspannung. Wolfgang Amadeus Mozart komponierte als Achtjähriger Werke, die im sogenannten „Londoner Skizzenbuch“ überliefert sind. Der ehemalige Klavierpädagoge am Vorarlberger Landeskonservatorium Hans-Udo Kreuels arbeitete die Skizzen musikwissenschaftlich auf, spielte bei Naxos eine CD ein und publizierte 2007 ein Buch zu diesem Thema. Zudem schuf er eine Kammerorchesterfassung der Stücke. Daraus spielte das Collegium Instrumentale Dornbirn erstmals das Andante in Es-Dur (KV15). Das liedartige Thema mit den typischen Leittonwirkungen kam in den geschickt eingesetzten Orchesterfarben über einem grundierenden Klangteppich aus Tonrepetitionen gut zur Geltung.
Die vielgestaltige Behmann-Orgel setzte Helmut Binder mit Rheinbergers Orgelwerk „Vision“ (op. 156/5) in Szene. Zu Beginn seiner Orgeltätigkeit in Herz-Jesu fand er das Instrument in einem schlechten Zustand vor. Jahrelang wurde der Wert der größten Orgel des Landes aus der renommierten Orgelwerkstatt von Joseph und Anton Behmann aus Schwarzach gering eingeschätzt. Doch Weitsicht und eine neue Einstellung gegenüber der traditionellen Orgelbaukunst retteten das Instrument. In den vergangenen vier Jahrzehnten wurde die Orgel zweimal restauriert, erst 2020 installierte die Firma Rieger eine für diese Orgel konzipierte Setzeranlage.
Mögen der Organist und die Orgel noch lange zusammen wirken.

https://musik-in-herz-jesu.jimdosite.com/

 

.