Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Manuela Schwaerzler · 07. Mär 2020 · Gesellschaft

„Was wir tun, verträglicher machen“ – Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb

Am Freitagnachmittag, den 6. März lud das Büro Dornbirn plus Feldkirch Hohenems Bregenzerwald unter dem Motto „We go green“ zu einem Info- und Netzwerktreffen zum Thema Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb. Im Saal mit dem passenden Namen, dem propter homines („zum Wohle der Menschen“) im Festspielhaus Bregenz (selbst als Green Location zertifiziert), versammelten sich zahlreich Vertreter*innen der Kulturinstitutionen und Umweltbüros sowie Kulturschaffende und Interessierte, um sich Informationen und Ratschläge von Expert*innen abzuholen. Es sprachen und diskutierten Georg Tappeiner (Green Events Austria), Eva Engelberger (Kunst Haus Wien) und Urs Treuthardt (Bodensee-Vorarlberg Tourismus).

Als Auftaktveranstaltung zur Neuausrichtung, bezeichnete Bettina Steindl die Infoveranstaltung. Die Leiterin des Büros Dornbirn plus Feldkirch Hohenems Bregenzerwald, das aus der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2024 hervorging, nutzte die Gelegenheit, die neuen selbstgesetzten Ziele und Aufgaben zu präsentieren: Das Team von Dornbirn plus wird sich von nun an der Nachhaltigkeit widmen, denkt weiterhin in europäischen Dimensionen, das heißt über sämtliche Grenzen – auf Landkarten und in Köpfen – hinweg, und sieht sich als Vernetzungsstelle, um Parallelstrukturen entgegenzuwirken.

Das Österreichische Umweltzeichen: Green Events

Obwohl sich auch Österreich der Umsetzung der SDGs verpflichtet hat, fehle bisher ein strategisches Vorgehen im Kunst- und Kulturbereich, wie Meena Lang (BKA) berichtete. Dennoch gilt Österreich als Vorreiter, es gebe bereits viele einzelne Akteure, die Wert auf Nachhaltigkeit legen und diese thematisieren. Das lasse sich auch an den Förderanträgen ablesen lasse, in denen immer mehr dargestellt wird, wie bei der Umsetzung von Kulturprojekten auf die Umwelt und Regionalität geachtet wird. Immerhin gibt es seit 30 Jahren das Österreichische Umweltzeichen – Gütesiegel für Umwelt und Qualität, und darunter seit 10 Jahren die Zertifizierung von „Green Events“, die seit diesem Jahr sogar im Regierungsprogramm festgeschrieben sind. Sie verringern Umweltbelastungen, stärken die regionale Wirtschaft und nutzen die öffentlich und mediale Aufmerksamkeit, um soziale und kulturelle Akzente zu setzen. Eine Zertifizierung von Kulturveranstaltern betrifft drei Bereiche: (1) die Veranstaltungen an sich, (2) die Gebäudeinfrastruktur und (3) die Betriebsführung/Organisation und Mobilitätsmanagement. Dabei gibt es sogenannte Muss- und Soll-Kriterien mit einem Punktesystem.
Georg Tappeiner von pulswerk / Österreichisches Ökologie-Instituts berät und prüft für das Umweltzeichen. Er veranschaulichte anhand von Zahlen, was ein Umdenken und dementsprechendes Handeln bewirken kann: Bei einem konventionellen Kongress entstehen durchschnittlich 3,5 kg Restmüll und 5,5 kg Papiermüll. Bei einem mit dem Umweltzeichen zertifizierten Kongress hingegen fallen ca. 30 % weniger Restmüll und 50 % weniger Papiermüll an. Doch schon allein der Umstieg von Einweg auf Mehrweg (Geschirr, Gebinde etc.) bringe 60 – 90 % Mülleinsparung, so Tappeiner. Er wies außerdem darauf hin, dass es in den einzelnen Bundesländern auch eigene Auszeichnungen für nachhaltig ausgerichtete Veranstaltungen gibt. In Vorarlberg ist dies die Initiative ghörig feschta, auf deren Homepage Informationen und Checklisten zur Verfügung stehen (www.ghoerig-feschta.at).

„Ein Zertifikat ist eine Inspiration“

Für das Kunst Haus Wien war es nur folgerichtig, den Weg zum „Grünen Museum“ einzuschlagen, berichtete Eva Engelberger, Marketingleiterin des Kunst Hauses Wien. Schließlich nutzte auch sein Urheber Friedensreich Hundertwasser die Kunst um auf ökologische Missstände hinzuweisen. Und nicht zuletzt stammt das Logo des Umweltzeichens selbst von ihm. In einem vierjährigen Entwicklungsprozess wurden Richtlinien für Grüne Museen festgelegt, und schließlich konnte 2018 das Kunst Haus Wien als bisher einziges Museum zertifiziert werden. Derzeit laufen einige Zertifizierungen, darunter für die inatura, sodass es bald mehr Grüne Museen in Österreich geben wird. 
Dass nach erfolgreicher Prüfung das Zertifikat verliehen wird, bedeutet jedoch keineswegs das Ende des Prozesses. Ein Zertifikat sei immer auch eine Inspiration, brachte es Urs Treuthardt, Geschäftsführer von Bodensee-Vorarlberg Tourismus, auf den Punkt, denn angeregt durch die erforderlichen Kriterien entstünden immer mehr Ideen für nachhaltige Lösungen und die Motivation für deren Umsetzung steige auch im Team weiter an. Eva Engelberger vom Kunst Haus Wien konnte das aus eigener Erfahrung bestätigen.

Die Kostenfrage

In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde klar, dass eine Zertifizierung nicht nur eine Haltung ausdrückt, sondern auch eine Marketingstrategie sein kann und soll, denn schließlich sei es wichtig, auch zu kommunizieren, was „Gutes“ getan wird, nicht zuletzt um andere anzuregen. Dass im Zusammenhang mit einer Umstellung und Zertifizierung Zusatzkosten entstehen, ist klar und wurde auch nicht verschwiegen. Einige Investitionen jedoch, wie etwa der Umstieg auf LED-Beleuchtung, amortisierten sich im Laufe der Jahre, und in bestimmten Bereichen, wie z. B. der Mobilität, werde bereits auf Seiten der Beteiligten (Ökologie-Institut, ÖBB etc.) an Lösungsansätzen gearbeitet, lauteten die Antworten. Für die Beratungskosten im Zertifizierungsprozess gibt es außerdem eine Förderung vom Energieinstitut Vorarlberg.

Weitere Infos auf folgenden Websites:
www.umweltzeichen.at
www.ghoerig-feschta.at
www.energieinstitut.at
www.dornbirnplus.eu