Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 02. Aug 2021 · Film

Wandernd und musizierend vom Bregenzerwald ins Allgäu: Der Dokumentarfilm "Auf Tour z´Fuaß" mit Johannes Bär und Matthias Schriefl

Ein Jahr nach der ungewöhnlichen, achttägigen Wander- und Konzertreise der Musiker Johannes Bär und Matthias Schriefl von Andelsbuch nach Maria Rain im Oberallgäu feierte im Rathaussaal in Andelsbuch Walter Steffens Dokumentation dieser Tour seine Premiere.

Nicht viel möglich war für Musiker*innen im Corona-Sommer 2020, viele Konzerte wurden abgesagt. Die beiden Vollblutmusiker Johannes Bär und Matthias Schriefl wollten die Zeit aber nicht untätig verstreichen lassen und fassten einen ungewöhnlichen Plan: In acht Tagen wollten sie von Bärs Geburtsort Andelsbuch über die Berge bis in Schriefls Geburtsort Maria Rain wandern. Rund 200 Kilometer wurden dabei zurückgelegt, mehrere Tausend Höhenmeter wurden überwunden und jeden Abend wurde im Etappenziel, sei es ein Ort wie Sibratsgfäll, Balderschwang oder Immenstadt oder eine Alp, ein Konzert gegeben. Mit dabei hatten sie dazu drei Alphörner, zwei Trompeten, eine Bass-Tuba, ein Flügelhorn und einiges mehr.
Im oberbayrischen Regisseur Walter Steffen und Co-Regisseur und Kameramann Michael Baumberger wurden Komplizen gefunden, die die Tour mit der Kamera begleiteten und filmisch dokumentierten, und ein Jahr nach der Wander-Musik-Tour konnte der fertige Dokumentarfilm präsentiert werden.

Mitreißendes Konzert

Die geplante Open-Air-Aufführung musste zwar witterungsbeding in den Rathaussaal von Andelsbuch verlegt werden, doch hier heizten die beiden Musiker dem Publikum sogleich kräftig ein, denn ein Konzert durfte vor der Filmpremiere nicht fehlen. Souverän mischte "die wahrscheinlich kleinste Blaskapelle" (ORF Kultur) Volksmusik, Blues und Jazz, wechselte zwischen den Instrumenten, spielte bald auch einmal zwei gleichzeitig und speziell Matthias Schriefl sorgte dafür, dass auch der Humor nicht zu kurz kam. Als Special-Guests holten sie nicht nur Bärs Vater und Onkel auf die Bühne, sondern auch drei junge Musiker*innen, die mit Schlagzeug, Trompete und Gesang das Publikum begeisterten.
Rund eineinhalb Stunden wurde so musiziert, ehe Walter Steffen sein Filmteam präsentierte und "Auf Tour z´Fuaß", dessen Route Bär/Schriefl parallel zur Premierentour des Films mit interessierten Wanderlustigen in diesen Tagen wiederholen, schließlich starten konnte.

Leidenschaft für die Musik

Der Regisseur selbst nimmt sich im Film völlig zurück, auf jeden Kommentar wird verzichtet, der filmische Raum wird ganz den beiden Musikern überlassen. Bilder von der Wanderung, unterstützt von Drohnen-Aufnahmen, die einen Eindruck von der Landschaft vermitteln, werden ergänzt durch in einem Münchner Jazzclub aufgenommene Interviews mit Bär/Schriefl, in denen sie immer wieder über die zentrale Rolle der Musik in ihrem Leben sprechen. Ausführlich räumt Steffen dieser dann auch Platz ein, wenn er jeden Tag der Tour mit einer ausführlichen Szene vom abendlichen Konzert beschließt und sie mehrfach auch während der Wanderung musizieren lässt. Der Fokus liegt dabei ganz auf dem Duo, Blicke aufs Publikum und dessen Reaktionen bleiben die Ausnahme.
Kernstück des Films, der durch witzige Animationen zu jeder Etappe strukturiert wird, sind zweifellos diese Konzertszenen, für Humor sorgen dazwischen Bilder von einem kurzen Bad während der Wanderung oder einer scheinbar schwierigen Gipfelbesteigung. Auch Begegnungen mit einem Alphornbauer in Sibratsgfäll, einem Senner oder einer Waldkräuterführerin fehlen nicht, doch diese Szenen bleiben in ihrer Kürze recht beliebig und dienen in erster Linie dazu, den Eindruck von dieser ungewöhnlichen musikalischen Reise zu komplettieren.
Denn im Zentrum steht die Leidenschaft Bär/Schriefls für die Musik, die Steffen eindrücklich feiert. Gleichzeitig macht dieses Alpen-Wander-Musik-Movie, dem eine gewisse Straffung freilich nicht geschadet hätte, damit auch die Bedeutung der Musik und künstlerischer Tätigkeit im Allgemeinen, die während der Corona-Pandemie oft unter die Räder kam und ignoriert wurde, bewusst.

Weitere Termine der Open-Air-Konzert-Kino-Tour finden Sie unter https://www.zufusstour.de/termine/