Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Gunnar Landsgesell · 18. Feb 2022 · Film

Uncharted

Drei Abenteurer auf den Spuren von Magellans verschollenem Goldschatz. „Uncharted" ist die Verfilmung eines erfolgreichen Konsolen-Spiels mit Mark Wahlberg, Tom Holland und Sophia Ali in den Hauptrollen. Trotz der Chemie zwischen den Dreien kämpft die Inszenierung mit dem Schematismus solcher Game-Verfilmungen.

Schwups, schon ist das goldene Kreuz aus dem Rucksack entwendet. Eben noch hatten sich die beiden Diebe und Schatzsucher Nate Drake (Tom Holland) und Sully Sullivan (Mark Wahlberg) in Barcelona mit einer weiteren Schatzjägerin, Chloe Frazer (Sophia Ali), unterhalten, da springt diese mit ihrer Beute schon über Mauern und Dächer davon, als hätte sie einen Düsenantrieb eingebaut. Nate folgt ihr ebenso leichtfüßig hinterher. Als die Diebin doch noch eingeholt wird, rückt sie das goldene Kreuz nur widerwillig heraus. Der Gag an der Szene: die drei sind eigentlich ein Team, das mithilfe allerlei historischer Utensilien den verlorenen Goldschatz des Weltumseglers Magellan aufspüren will. Das ständige Misstrauen den anderen gegenüber gehört dabei zum Standardrepertoire der Schatzjäger. Während die Reise von den Katakomben Barcelonas bis zu Traumstränden auf den Philippinen führt, erwächst dem Trio zusätzliche Konkurrenz durch Antonio Banderas und Tati Gabrielle, die ihren kleinen Krummdolch auch schon mal am Hals eines Gegners ausprobiert.
Nicht weniger als sieben Regisseure wurden für „Uncharted“ verpflichtet, ehe es mit Ruben Fleischer („Zombieland“) doch noch klappte. Mehr als zehn Jahre vergingen, ein Drehbuch nach dem nächsten wurde geschrieben und wieder verworfen. Was nach einem hochkomplexen Projekt klingt, ist am Ende die recht geradlinige Adaption eines Konsolen-Spiels, die keine Fragen aufwirft außer die, warum es solchen Game-Verfilmungen so schwer fällt, aus dem Schematismus ihrer Vorlage auszubrechen. Die Figuren allein aus der Aktion geboren, die Schauplätze wie auf einer Perlenkette aufgefädelt und die knappen Dialoge durchwegs an die Logik der jeweiligen Szene gebunden, macht „Uncharted" zwar eine bessere Figur als viele andere solcher Verfilmungen, lässt einen aber rätseln, worin der Mehrwert besteht, aus einem interaktiven Spiel die Joysticks zu entfernen. Eine Neuauflage von „Indiana Jones“ darf man von „Uncharted“ jedenfalls nicht erwarten. Anders als Spielberg hält sich Fleischer auf den kolonialen Spuren Magellans nicht mit historischen Querbezügen auf. Es ist die typisch leichtfüßige Inszenierung von Abenteuerfilmen, in denen einem der Spaß an geheimnisvollen Kammern oder waghalsigen Flugmanövern (v.a. digital in Berliner Studios entstanden) nicht genommen werden soll. Einen gewissen Witz haben die Kämpfe zwischen den gegnerischen Schatzsucher-Teams auf zwei Schiffen Magellans, die hoch über dem Meer an Transporthubschraubern baumeln. So hat man bisher noch keinen Freibeuter-Angriff gesehen. Zumindest in diesen Momenten ist die Fallhöhe in „Unchartered" beachtlich. Bemerkenswert ist, dass mit Tati Gabrielle als schwarze Schurkin und Sophia Ali als eigenwillige Schatzjägerin zwei starke Frauenfiguren die Abenteurerszene aufmischen. Und auch wenn es sogar so etwas wie ein Leitthema als dünnen Überbau dieser Geschichte gibt, dass nämlich Familiensinn wichtiger als die Suche nach Gold ist, ist doch den Instinkten, die erfolgreiche Schatzjäger brauchen, alles untergeordnet.