Der beeindruckende Loop von Matthias Bildstein & Philippe Glatz als Wegweiser zur Langen Nacht der Museen.
Gunnar Landsgesell · 01. Mai 2014 · Film

Schadenfreundinnen (The Other Woman)

Weibliche Hormone und Abführmittel als Frontalangriff auf die Männlichkeit des untreuen Ehemannes. "Schadenfreundinnen" positioniert sich - mit gross-out-Elementen - als komisches Racheepos dreier betrogener Frauen. Famos und überdreht: Leslie Mann als gewitzte Ehefrau.

Im Subgenre der „infidelity comedy“, also von Seitensprung-Komödien, werden gemeinhin die Erklärungsnotstände des untreuen Ehemannes zum Motor für allerlei peinliche Situationskomik. Anders in „The Other Woman“, der den amourösen Helden (Nicolaj Coster-Waldau) schon bald als öde Figur und erzählerisches Zentrum links liegen lässt und sich in einer unüblichen Variante den getäuschten Frauen zuwendet. Die Ehefrau (Leslie Mann), die erste (Cameron Diaz) und schließlich auch die zweite Freundin (Kate Upton) üben den Schulterschluss und setzen mit gezielten Nadelstichen auch einige komische Momente frei. Weibliche Rache zielt dabei direkt auf die Repräsentationen des Männlichen ab. Diaz verabreicht dem armen Frauenhelden Mark King (sic!) Abführmittel in einer öffentlichen Gaststätte, während Leslie Mann als Ehefrau ihm heimlich weibliche Hormone verabreicht. Die Versöhnungsrituale von romantic comedies, die mit der Wiederherstellung von Paarbeziehungen enden, sehen Regisseur Nick Cassavetes und Drehbuchautorin Melissa Stack, eher nicht als Ziel.
Der zur neuen Beute erklärte Ehemann, zu Beginn noch als erfolgreiche Managertype eingeführt, macht sich vor allem dadurch interessant, als er sich zunehmend als Abziehbild des ökonomisch und sexuell erfolgreichen Mannes zur Schau stellen darf. Der große Schwindel endet sogar einigermaßen blutig in dieser ansonsten von freundlichem Furor gesteuerten Komödie, der Gefühlszombie King holt sich eine blutige Nase.

Referenz: Schrille Eighties-Queen Bette Middler

Auch wenn US-Kritiker nicht zu unrecht dramaturgische und formale Inkonsistenz bemängeln, lässt sich aus dem wahllosen Eklektizismus von (weiblich konnotierter) gross-out-Komödie, Gina-Rowlands-ähnlicher Neuroseeinlagen und Einzeiler-Sitcom-Späßen ein Entertainment-Mehrwert beziehen. Drei Frauen aus unterschiedlichen sozialen Milieus formieren sich zu einem spaßistisch unterfütterten, solidarischen Verbund, der quasi so autonom und selbstgenügsam funktioniert, dass er den untreuen Ehemann nur noch als statische Zielscheibe gebraucht. Auch wenn Cameron Diaz als findige Rechtsanwältin den Kopf der Gruppe bildet, dominiert die ultra-quirlige Leslie Mann als gesellschaftlich nicht mehr ruhig zu stellende Frau, die mit ihrer Mischung aus Komik und emotionaler Eskalation Situationen zum Kippen bringen kann. Das erinnert auch an die schrille Eighties-Queen Bette Midler. Kate Upton, der die ziemlich abgeschmackte – wenngleich selbstironisch gemeinte – Rolle des Busenwunders zufällt, zeigt hingegen, dass „The Other Woman“ ideentechnisch nicht auf allen Ebenen sattelfest ist.