Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 01. Mai 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.5. - 8.5. 2014)

Einen besonderen Leckerbissen für Cineasten bietet das Theater am Saumarkt an diesem Wochenende mit einem Stummfilmfestival, bei dem die beiden Filme von verschiedenen Musikern live begleitet werden. Im Andelsbucher Gasthof Jöslar wiederum wird die pechschwarze Komödie „Louise Hires a Contract Killer“ gezeigt.

Stummfilmfestival im Theater am Saumarkt: Lange Zeit galt Robert Reinerts 1919 gedrehter Stummfilm „Nerven“ als verschollen, bis er 2009 von Stefan Drößler vom Filmmuseum München aus unterschiedlichen Quellen sorgfältig rekonstruiert werden konnte. In expressionistischer Bildsprache erzählt Reinert in diesem Zeitdokument von einer Familie, deren Mitglieder mit den Veränderungen, die das Ende des Ersten Weltkriegs mit sich bringt, nicht zurechtkommen und dem Wahnsinn anheimfallen. Live begleitet wird die Vorführung (Fr 2.5.) von Wolfram Reiter.
Auch Friedrich Wilhelm Murnaus 1922 gedrehte Gerhart Hauptmann-Verfilmung „Phantom“ ist dem expressionistischen Film zuzurechnen.  Der geniale Regisseur erzählt darin vom Niedergang eines einfachen Mannes, der seiner übersteigerten Fantasie erliegt, als ihn seine Angebetete nicht erhört. Die Qualität von späteren Meisterwerken Murnaus wie „Nosferatu“, „Faust“ oder „Sunrise“ erreicht dieser Film laut Filmdienst zwar noch nicht, doch sei die Handschrift des Regisseurs schon zu erkennen. Der Filmkritiker Béla Balázs schwärmte jedenfalls bei der Premiere 1922: „Der geniale Versuch, …die Welt im Kolorit eines Temperaments, in der Beleuchtung eines Gefühls zu zeigen: objektivierte Lyrik.“ Für die musikalische Untermalung sorgt bei der Vorführung am Samstag, den 3.5. die Gruppe Stator.
Theater am Saumarkt, Feldkirch: jeweils 20.15 Uhr


Louise Hires a Contract Killer: Der Titel ist eine doppelte Referenz: Auf der einen Seite erinnert er an Aki Kaurismäkis „I Hired a Contract Killer“, auf der anderen wird auf die im 19. Jahrhundert lebende französische Anarchistin Louise Michel angespielt. Vom finnischen Meisterregisseur hat sich das französische Regie-Duo Gustave Kervern und Benoît Delépine dann auch bei der lakonischen Erzählweise und dem trockenen Humor beeinflussen lassen, von Louise Michel, die hier auf zwei Figuren aufgeteilt wird, übernahmen sie die anarchistische Stoßrichtung.
Denn die Belegschaft einer Textilfabrik will sich mit der Produktionsverlegung und Entlassung nicht abfinden und beschließt auf Vorschlag von Louise mit der spärlichen Abfindung einen Auftragskiller zu engagieren, der den Boss ermorden soll. Dazu muss freilich zuerst ein brauchbarer Killer gefunden werden und anschließend ist auch der Firmenchef nicht so leicht aufzutreiben, denn zunächst trifft man bei dem weit verzweigten Konzern überall nur auf Handlanger, die angeblich nicht verantwortlich gemacht werden können.
Die Handlung holpert recht unbeholfen dahin und auf einen echten dramaturgischen Aufbau wird vielleicht sogar bewusst verzichtet. Denn so überträgt sich der inhaltliche Anarchismus auf die formale Ebene. So lebt „Louise Hires a Contract Killer“ ganz von einzelnen Szenen und dem überschäumenden Einfallsreichtum der Regisseure, die keine Hemmungen haben die Grenzen des guten Geschmacks zu unterschreiten.
Unbekümmert spielen Delèpine und Kervern mit Momenten grotesker Gewalt und verlangen von den beiden großartigen Hauptdarstellern Yolande Moreau und Bouli Lanners ein hohes Maß an Mut zur Hässlichkeit. Sanfteren Gemütern dürfte so angesichts der Derbheit und der Schwärze des Humors das Lachen im Halse stecken bleiben, abgebrühtere Zuschauer können sich dagegen bei dieser bitterbösen Abrechnung mit ausbeuterischen Wirtschaftsmethoden und Profitgier bestens amüsieren.
Gasthof Jöslar, Andelsbuch: So 4.5., 20 Uhr