Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 21. Apr 2011 · Film

Paul - Ein Alien auf der Flucht

Zwei britische Science-Fiction-Fans nehmen auf einer Tour zu den berühmtesten UFO-Landeplätzen in den USA ein Auto stoppendes Alien mit, das auf der Flucht vor Regierungsbeamten ist. Greg Mottolas Road-Movie ist eine liebevolle und durchwegs sympathische Hommage an Science-Fiction-Filme, aber ein etwas lahmer Film.

Während im Radio gerade eine Folge einer Science-Fiction-Serie zu Ende geht, macht der Hund Paul im Jahr 1947 vor einer Farm in Nevada eine unheimliche Begegnung der besonderen Art. Dass „Paul – Ein Alien auf der Flucht“ am Ende zu diesem Ausgangspunkt zurückkehren wird, versteht sich von selbst, doch springt Mottola nach diesem Auftakt in die Gegenwart und nach San Diego zur „Comic Con“, der weltgrößten Science-Fiction- und Comic-Messe, die 2010 beispielsweise 140.000 Besucher anlockte.

Running Gags und Alien-Prototyp

Unter den Fans tummeln sich auch die britischen Nerds Graeme Willy (Simon Pegg) und Clive Collings (Nick Frost), die sich mit dieser Reise einen Lebenstraum erfüllt haben und gleich noch eine Fahrt mit dem Wohnmobil zur Area 51 und den berühmtesten UFO-Landeplätzen zwischen Arizona, Nevada und Wyoming anschließen wollen. Mit Graeme und Clive lässt sich der Film viel Zeit für die "Comic Con" und man spürt Mottolas Liebe zu den hier präsentierten Comics und Science-Fiction-Filmen. Wie sich der Autor Adam Shadowchild, dem das Duo hier begegnet als Running Gag durch den Film zieht, so auch die allenthalben geäußerte Vermutung, dass die beiden Freunde schwul seien, oder Clives eigener Comic mit einer speziellen Frau auf dem Titelbild.
Wirklich Bewegung kommt in "Paul" aber erst, als Graeme und Clive bei ihrer Fahrt über die endlosen Highways mitten in der Nacht am Straßenrand einen echten Alien namens Paul auflesen. Dass dieser Spielbergs E T. aus dem Gesicht geschnitten ist, kann nicht verwundern, wurden doch nach Pauls Darstellung alle Film-Aliens nach ihm gestaltet und er selbst habe Spielberg auch entscheidende Tipps für seinen Welthit gegeben. 60 Jahre habe er jetzt für die Regierung nolens volens gearbeitet, jetzt sei er aber überflüssig geworden und man wolle ihn beseitigen. Deshalb sei er geflohen, habe zuvor aber noch einen Funkspruch an seine Artgenossen abgeschickt, damit sie ihn an seinem einstigen Landeplatz abholen.
Mag dieses Alien aber auch wie E. T. aussehen, sein Verhalten weicht doch deutlich davon ab – und gerade das macht Paul so liebenswert: Er nimmt kein Blatt vor den Mund, flucht nach Herzenslust, raucht und furzt. Aber daneben verfügt er auch über herausragende Fähigkeiten, denn er kann sich in Momenten großer Gefahr durch Anhalten der Luft unsichtbar machen und nicht nur tote Vögel zum Leben erwecken.

Liebevolle Hommage

Auf der Fahrt zum Landepunkt des rettenden UFO müssen aber nicht nur die schwarzgekleideten FBI-Agenten, die von der bis zum Finale nur als Stimme aus dem Telefon präsenten Sigourney Weaver ihre Aufträge erhalten, abgeschüttelt werden, sondern auch fundamentalistische Christen machen ihnen zu schaffen. Den Glauben der jungen Ruth an einen göttlichen Schöpfungsplan erschüttert Paul zwar schon durch seine bloße Existenz und zieht sie dann durch Heilung ihres blinden Auges und Aufforderung zu Lebensgenuss und Fluchen ganz auf seine Seite, doch Ruths Vater ist aus anderem Holz geschnitzt und macht mit der Flinte Jagd auf den „Dämon“.
Liebevoll wird hier im Speziellen mit „E.T.“, „Akte X“ und im Finale mit „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ gespielt, sodass man gerne einer Szenenfolge, die - wie bei Roadmovies häufig - nicht unbedingt zwingend ist, zuschaut. Die Weiten des Mittelwestens bieten viel fürs Auge und schön entspannt ist der Erzählrhythmus, allerdings hält sich die Pointendichte in Grenzen und insgesamt ist diese Hommage doch auch zu brav ausgefällen, lässt Biss und wirkliche Durchschlagskraft vermissen. – Mehr wäre da sicher drin gewesen, aber ein durch und durch sympathischer Film ist „Paul – Ein Alien auf der Flucht“ nicht zuletzt aufgrund der Figur des Aliens trotzdem.