Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 20. Apr 2011 · CD-Tipp

Iiro Rantala: Lost Heroes

Wer das legendäre finnische Trio Töykeät, das über beinahe zwei Jahrzehnte lang in Europa unterwegs war, jemals live erlebt hat, weiß, dass Iiro Rantala ein vor Energie sprühender, pianistischer Teufelsbraten ist, der über eine glänzende Technik verfügt und dem nichts zu wild und nichts zu schräg ist. Seit Auflösung der Band sind fünf Jahre vergangen, er hat sich also viel Zeit für sein Soloalbum gelassen und ist völlig neue Pfade gegangen.

Auf „Lost Heroes“, seiner Hommage an zehn Persönlichkeiten, die seine musikalische Entwicklung maßgeblich prägten, gibt es nichts wirklich Abgedrehtes. Iiro Rantala setzt sich durchaus ernsthaft mit den finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius und Pekka Pohjola, den Pianisten Bill Evans, Esbjörn Svensson, Erroll Garner, Art Tatum, Michel Petrucciani und Oscar Peterson und dem Bassisten Jaco Pastorius, auf dessen finnische Wurzeln er stolz hinweist, auseinander. Dabei geht es ihm nicht um eine oberflächliche Nachahmung bekannter Spielweisen, sondern um das Finden von Gemeinsamkeiten, um das Erschaffen passender Klangbilder und das Aufzeigen überraschender Querverweise. Manche Stücke schwelgen im Zauber der typisch nordischen Melancholie, fallweise kommt aber auch Iiro Rantalas Humor zu tragen, wenn er etwa im mit Zitaten gespickten „Thinking of Misty“ Erroll Garner als swingenden Beboper portraitiert oder im Art Tatum gewidmeten „Donna Lee“ die wahnwitzigsten Läufe lässig dahinperlen lässt. Äußerst spannungsgeladen kommt die passenderweise  ausschließlich in tiefen Lagen gespielte Verbeugung vor Jaco Pastorius daher, und ganz zum Schluss outet er sich auch noch  als Opern-Fan. Iiro Rantala demonstriert auf seinem Solo-Debut die hohe Kunst des über alle Stile und Techniken frei verfügenden Pianospiels, fern jeglichen wirklichen Experimentes und an ein großes Pubikum gerichtet, mit Sinn für Dramatik und für Pathos, aber dennoch geschmackssicher und auch fern jeglichen Kitsches.   
(ACT/ Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)