Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Walter Gasperi · 26. Mär 2020 · Film

Heimkino: Streaming und TV (27.3. – 2.4. 2020)

In Zeiten geschlossener Kinos und Ausgangsbeschränkungen bietet sich Heimkino an. Auch das für heuer abgesagte Grazer Filmfestival Diagonale bietet einen Teil seines Programms zum Streamen an. Klassiker der Filmgeschichte lassen sich dagegen immer wieder in den werbefreien Programmen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten - vor allem auf Arte - entdecken.

Diagonale-Auswahl: Unter flimmit.at kann eine Auswahl des Programms der heurigen Diagonale zu einem Preis ab 1,99 € gestreamt werden. Neben Karl Markovics'  Kammerspiel „Nobadi“, in dem ein alter Nazi einen Flüchtling in seinem Schrebergarten für Gartenarbeiten anstellt, finden sich hier vor allem alle Filme von Jessica Hausner, der die Personale der heurigen Diagonale gewidmet gewesen wäre. Von ihrem Debüt „Lovely Rita“ über den leisen Thriller „Hotel“, das Drama „Lourdes“ und den Kleist-Film „Amour Fou“ bis zu ihrem Science-Fiction-Film „Little Joe“ spannt sich der Bogen. Klar zu Tage tritt in dieser Gesamtschau der ebenso spröde und kühle wie ungemein präzise und konzentrierte Stil der 48-jährigen Wienerin.
Blicke in die österreichische Filmgeschichte öffnet die Auswahl des Specials der heurigen Diagonale. Barbara Alberts starkes Debüt „Nordrand“ (1999), in dem im Stil Robert Altmans die Geschichten mehrerer junger Menschen im Wien der 1990er Jahre verknüpft werden, kann ebenso gestreamt werden, wie der Dokumentarfilm „Megacities“ (1998), in dem Michael Glawogger das Elend in den Großstädten Bombay, Mexiko Stadt, Moskau und New York aufdeckt. Neben zahlreichen kurzen und mittellangen Filmen, darunter Alberts siebenminütigem „Nachtschwalben“ kann hier auch der 1933 entstandene Spielfilm „Sonnenstrahl“, in dem Paul Fejos von einem Paar erzählt, das gegen Enttäuschungen und Arbeitslosigkeit kämpft, entdeckt werden.
Details unter flimmit.at


Klassiker im TV:
Vor allem Arte bietet Woche für Woche Klassiker der Filmgeschichte. Am Sonntag (20.15 Uhr) steht Jean-Pierre Melvilles meisterhafter Gangsterfilm „Der zweite Atem“ auf dem Programm. Im Gewand des Genrekinos bietet Melville dabei wie in allen seinen Filmen eine Reflexion über Vergeblichkeit und Ausweglosigkeit. Der große Coup mag zunächst zwar gelingen, aber alle Pläne scheitern schließlich doch. Im Anschluss daran (22.40 Uhr) wird unter dem Titel „Der Virtuose des Gangsterfilms – Jean-Pierre Melville“ eine Dokumentation über den 1973 verstorbenen Regisseur gezeigt.
Als Alternative dazu gibt es auf ORF 1 (22.20 Uhr) Edgar Wrights lustvoll inszenierte und temporeiche Actionkomödie „Baby Driver“, in der der junge Protagonist sich Geld als Fluchtwagenfahrer bei Banküberfällen verdient.
Einen echten Kultfilm zeigt Arte am Montag (21.45 Uhr) mit Jim Jarmuschs „Down by Law“. Wie Roberto Benigni mit seinem Kauderwelsch-Englisch im Gefängnis für Stimmung sorgt und seine Mithäftlinge Tom Waits und John Lurie zunächst irritiert, dann aber diese lethargischen Amerikaner mit seiner Lebensfreude ansteckt, ist ein stets neues Vergnügen.
Am Mittwoch schließlich (20.15 Uhr) zeigt Arte Haifa Al Mansours „Das Mädchen Wadjda“, in dem ein saudi-arabisches Mädchen sich ein Fahrrad wünscht, obwohl Radfahren für Mädchen zur Zeit der Entstehung des Films (2012) in Saudi-Arabien noch verboten war. Nachdem Mansours neuer Film „Die perfekte Kandidatin“ kurz nach Filmstart wegen der Corona-Krise wieder abgesetzt werden musste, bietet sich so wenigstens als Alternative die Entdeckung oder Wiederbegegnung mit dem Debüt der Saudi-Araberin an.