"Die Sterne" im Spielboden Dornbirn: Frontmann Frank Spilker und Philipp Janzen an den Drums (Foto: Stefan Hauer)
Walter Gasperi · 08. Mär 2012 · Film

Haywire

Neben Agentin Mallory Kane sehen ihre Gegner in Steven Soderberghs Actionfilm blass aus. Mixed-Martial-Arts-Meisterin Gina Carano mag keine große Schauspielerin sein, stiehlt aber mit ihren Kampfkünsten auch Stars wie Michael Douglas, Antonio Banderas, Ewan McGregor oder Michael Fassbender in diesem cool inszenierten kurzweiligen Vergnügen die Show.

Vom ersten Moment an lädt Steven Soderbergh „Haywire“ mit Spannung auf. Auf eine Exposition verzichtet der Amerikaner, wirft den Zuschauer mitten ins Geschehen hinein und rollt erst später die Vorgeschichte auf.

Gejagte und Jägerin

Man spürt, dass Gefahr in Verzug ist, wenn eine junge Frau vom verschneiten Wald aus im Hinterland des Bundesstaates New York ein Diner beobachtet. Alles ist zwar ruhig, wenn sie in das Restaurant eintritt und einen Kaffee bestellt, doch damit ist es vorbei als ein Mann folgt, der sie offensichtlich kennt. Angst hat man um die Frau, als dieser Fremde ihr den heißen Kaffee ins Gesicht schüttet und ein Kampf ausbricht. Schon wollen die anderen Gäste ihr zu Hilfe eilen, doch rasch ist klar, dass das nicht nötig ist: Diese Frau hat kämpferisch mehr drauf als ihr Gegenüber, er wird schließlich tot am Boden liegen, sie wird von dannen ziehen.
Doch die Spezialagentin Mallory Kane weiß, dass damit die Sache längst nicht ausgestanden ist - andere werden kommen und sie jagen. Kurzerhand nimmt sie einen der Gäste als Geisel und flieht mit dessen Wagen.
Womit sie sich Feinde schuf, erzählt sie in der Folge ihrem Mitfahrer und dem Zuschauer in Rückblenden, erst nach etwa einer Stunde wird "Haywire" wieder in der Gegenwart ankommen und die Geschichte nach vorwärts entwickeln.
Diese Geschichte ist freilich dünn und altbekannt. Wieder einmal geht es um eine Spezialagentin, die ins Fadenkreuz ihrer Auftraggeber gerät und nun einerseits gejagt wird, anderseits selbst herausfinden muss, wer ihr ans Leben will und ihrem Gegner zuvorkommen.

Mitreissendes Bewegungs- und Köprerkino

So dynamisch wie der Auftakt ist der gesamte Film. Wieder erweist sich Steven Soderbergh als cooler Spieler, der lustvoll und gekonnt mit den Mustern des Actionfilms arbeitet, sich nicht auf eine Special-Effect-Schlacht einlässt, sondern mitreissendes Körper- und Bewegungskino bietet. Mit Nebenrollen müssen sich hier Stars wie Michael Douglas, Antonio Banderas oder Michael Fassbender begnügen, die Bühne des Films gehört eindeutig der Mixed-Martial-Arts-Meisterin Gina Carano. In einem schier endlosen Kampf darf sie in Irland eine Hotelsuite zertrümmern, darf endlos lange über die Dächer von Dublin flüchten, andererseits in Barcelona einem Gegner zu Fuß durch die Gassen der Altstadt von Barcelona nachhetzen oder spektakuläre Fahrkünste bei einer Autoverfolgung durch das winterlich-verschneite Waldgebiet des Bundesstaats New York an den Tag legen.
Mag die erste Hälfte auch in Rückblenden inszeniert sein, so bietet „Haywire“ doch eine stets überschaubare Geschichte und straighte Action. Ergänzt werden diese Kampfszenen durch attraktive Locations, denn wie schon angedeutet jettet der Film um den halben Globus. Wie die Variation der Actionszenen bringt auch dieser Schauplatzwechsel Abwechslung in den Film, der freilich nie mehr sein will als pure Unterhaltung. Touristenansichten in Hochglanzbildern bietet Soderbergh dabei aber kaum, taucht viel mehr seinen Film in kalte und verwaschene Farben, zeigt nur, was für die Geschichte nötig ist und verliert sich nie in einer Sightseeing-Tour.

Fortsetzung folgt?

Soderbergh hat sich hier sichtlich wieder einmal ausgespielt und frönt einer offensichtlichen Liebe zu den frühen James-Bond- und anderen Actionfilmen der 60er und 70er Jahre. Gewiss nichts Großer ist dieser Film, aber nie wirkt er formelhaft-steril, sondern ansteckend in seiner coolen Machart, die vom Soundtrack von David Holmes bestens unterstützt wird.
Am Ende muss dann diese weibliche Kampfmaschine gar nicht mehr zuschlagen, abrupt kann der Abspann einsetzen, denn man kann ahnen, dass es dem Gegner schlecht ergehen wird. Alles offen ist damit freilich auch für eine Fortsetzung. Gut möglich dass Soderbergh hier nach der „Ocean´s“-Trilogie wiederum der Start zu einer Reihe gelungen ist und Agentin Mallory Kane bald wieder auf der Leinwand um sich schlagen wird.