„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Anita Grüneis · 05. Mär 2020 · Film

Film «Entdeckung einer Landschaft»: Der Boden vermehrt sich nicht

Mit «Entdeckung einer Landschaft» haben Daniel Schierscher und Michael Fasel den richtigen Film zur richtigen Zeit produziert. Sie setzen sich darin mit Liechtenstein als Ganzes auseinander, erzählen von der geologischen Vergangenheit, in der das Land zu dem wurde, was es heute ist, beleuchten kritisch die Gegenwart und heben den Warnfinger für die Zukunft. Eines wird beim Betrachten des 76-minütigen Films mehr als deutlich: Die Wirtschaft setzt auf Wachstum, aber der Boden vermehrt sich nicht. Und mit dem Boden sind Pflanzen- und Tierwelt und damit auch die Menschen mehr als engmaschig verknüpft.

Der Filmemacher Daniel Schierscher und der Diplom-Biologe Michael Fasel kennen das Land seit ihrer Kindheit, sie sind in Liechtenstein aufgewachsen. Daniel Schierscher studierte Germanistik, Politologie und Medienwissenschaften in Bern, arbeitet seit 1998 als Kameramann/Regisseur und machte sich 2001 mit der «Filmfabrik» in Liechtenstein und Zürich selbständig. Er ist Geschäftsführer der SwissDrones Operating AG und hat zudem eine Privatpilotenlizenz. Daher enthält der Film auch abenteuerliche Luftaufnahmen.
Sein Produktionspartner Michael Fasel ist Diplom-Biologe und arbeitete von 1984 bis 2010 beim Liechtensteinischen Amt für Wald, Natur und Landschaft in leitender Position. Er befasste sich mit dem Aufbau der Naturkundlichen Sammlung des Landes Liechtenstein, ist leidenschaftlicher Jäger und Präsident der Liechtensteinischen Jägerschaft.

Gegensätze von Natur und Technik

Die beiden ergänzen sich ideal – was dem Film anzumerken ist. Für ihre Aufnahmen waren sie jahrelang unterwegs, denn «die Natur ist kein Studio», so Michael Fasel. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein ganzes Jahr gewartet werden muss, bis die richtigen Aufnahmen im Kasten sind. Die Geduld hat sich gelohnt. Sowohl die Landschaftsaufnahmen als auch diejenigen von Pflanzen- und Tierwelt sind oft atemberaubend schön und zeigen ganz neue An- und Einsichten. Mal ist es das Nebelmeer über dem Tal, das den einstigen großen See vom Zürich- bis zum Bodensee imaginiert, mal eine Verkehrsinsel, die sich als letzte Bastion beinahe trotzig zwischen Autobahn und Zubringerstraße behauptet. Natur und Mensch scheinen sich nicht immer grün zu sein. Davon berichten viele Bilder und Menschen, die beruflich damit zu tun haben. So geben unter anderem Biologen, Landschafts- und Raumplaner, Geologen, Botaniker, Wildbachverbauer, Wildhüter und Wassermeister ihre Besorgnis kund.

Symbol für den Umgang mit der Natur

«Wir haben zu viel zoniert, wir brauchen Tabuzonen», war eine dieser Stimmen. Die Durchmischung von Gewerbe, Wohn- und Industrielandschaft ist in Liechtenstein weit fortgeschritten, auch das wird deutlich. Zudem wurden dem Ausbau des Straßennetzes und der Ausbau der Industrie enorme Siedlungsflächen geopfert. An all dies knüpft die Frage an: Wie weiter, wenn sich die Berge abbauen und die Täler auffüllen? Und wie steht es mit der Lebensader – dem Rhein, der Jahrtausende lang die Landschaft dominiert hat und erst 1860 eingedämmt wurde – womit Siedlungsland entstehen konnte. «Der Rhein ist ein symbolischer Spiegel wie wir mit der Natur umgehen», heißt es im Film. Denn mit der Beherrschung der Wasserkraft begannen neue Probleme, die nur über die Grenzen gelöst werden können. Der Rhein bräuchte mehr Entwässerung, soll er daher wieder aufgeweitet werden?

Welchen Wert geben wir der Natur?

«Entdeckung einer Landschaft» ist ein Film, der Liechtensteins als faszinierendes Land zeigt, das mit seiner unglaublichen hohen Vielfalt auf extrem kleinen Raum sehr verletzlich ist. «Eigentlich habe ich gedacht, ich hätte bereits jeden Flecken unseres Landes abgefilmt», sagte Daniel Schierscher in einem Interview. Während seines achtjährigen Projektes sei er aber auf Tiere, Landschaften und weitere Besonderheiten gestoßen, die ihn staunen haben lassen. Aus diesem Staunen heraus mahnt der Film auch: Wenn nicht jetzt, wann dann? Es ist nicht zu spät für eine Besinnung auf natürliche Werte, mit denen eine Zukunft lebenswert und liebenswert bleibt.

Weitere Vorstellungen im sKino, Schaan:
5.3., 16 / 18.30 Uhr
6.3., 16 / 18.30 Uhr
7.3., 16 Uhr
9./10./11.3., jeweils 18.30 Uhr