Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Gunnar Landsgesell · 11. Jul 2013 · Film

Die Unfassbaren

Vier Straßenmagier werden in einen seltsamen Plan gelotst: die Opfer der Wirtschaftskrise sollen durch kühne Banküberfälle entschädigt werden. Dass sich am Ende alles als Illusion herausstellt, gilt aber auch für den Film selbst: Die Erwartungen, die er aufbaut, kann er am Ende nicht einlösen.

Vier Straßenmagier werden von einem Unbekannten in eine verlassene Wohnung gelotst und in eine Art Masterplan, den sie selbst nicht durchschauen, eingeschleust. Die frivole Plotline für die vier Trickkünstler (Jesse Eisenberg, Isla Fisher, Woody Harrelson, Dave Franco) und auch die des Films scheint nunmehr das ganz große Ding: Sie sollen durch reine Magie verübte Banküberfälle offenbar die Opfer der Wirtschaftskrise entschädigen. Diese Opfer finden sich als nichts ahnendes Publikum in spektakulären Shows, die sie fortan bestreiten: Das Quartett holt einen Mann aus dem Publikum, um ihn in den Tresorraum einer Pariser Bank zu „beamen“ und aus dem dortigen Tresorraum die Geldstapel zu entwenden. Dieses Geld regnet es dann buchstäblich in der Halle auf das Publikum. Die Profiteure der Wirtschaftskrise wie Banker und Versicherungschefs werden –  um ein paar Millionen erleichtert – wieder von der Bühne geschickt. Bedeutungsvoll nenen sich die Vier nun The Four Horsemen, nach der Apokalypse im Neuen Testament.

This is bigger than all of us

Der Geldregen ist eines jener Bilder, mit denen „Now You See Me“ auch sein Kinopublikum erstaunt. Die Magie an der Magie besteht doch darin, erkunden zu wollen, welche Realität hinter der Illusion steckt, oder, ganz simpel: wohin das Kaninchen aus dem Zylinder verschwunden ist. Auf dieser Ebene der – auch dramaturgischen – Verunsicherung brilliert Regisseur Louis Leterrier eine ganze Weile. Worum bitte geht es in diesem Film? Irgendwann scheint er selbst aber einen falschen Hebel gezogen zu haben. Nachdem die Tricks mit dem Wasserbehälter voller Piranhas, in dem die Entfesselungskünstlerin Isla Fisher anscheinend zerfleischt wurde, aufgebraucht sind; und nachdem sich auch die psychologische Energie zwischen den Spezialisten (Harrelson ist der Mentalist, der Leute hypnotisiert, Eisenberg der messerscharfe Analyst) erschöpft hat, sollte die Story eigentlich richtig zu rollen beginnen. Was steckt nun hinter diesem Masterplan? Die Antwort fällt dann ziemlich hanebüchen aus. Dass „Now You See Me“ zunehmend profan wird, hat dabei nicht allein damit zu tun, dass die Magier das Feld den Aufdeckern überlassen müssen: Ein tölpelhafter FBI-Agent (Mark Ruffalo) heftet sich an ihre Fersen, wird in eine deplatziert wirkende Love affaire verwickelt; Morgan Freeman als sinistrer Medienprofi, der sich auf die Enttarnung von Zaubertricks spezialisiert hat; Mit ihnen sammelt Leterrier ein paar Figuren an, die weniger für die Dynamik des Heist-Movies, das sich nun entwickelt, wichtig sind, als für den abwegig wirkenden Plot, mit dem der Film beendet wird. Die vielversprechende Parole „This is bigger than all of us“, die im Geschehen einmal zu vernehmen ist, bewahrheitet sich nicht. Fast wäre es besser, den Trick mit dem Kaninchen und dem Hut einfach unaufgelöst zu lassen.