Abschlusskonzert der Montforter Zwischentönen (Foto: Victor Marin)
Walter Gasperi · 11. Jul 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (12.7. - 18.7. 2013)

Mit Spike Jonzes "Being John Malkovich" läuft beim Open-Air des St. Galler Kinok ein Film, der an Originalität, Einfallsreichtum und Skurrilität kaum zu übertreffen ist. Auf ein zentrales Ereignis in der jüngeren Geschichte Chiles blickt dagegen Pablo Larrain, in seinem mitreißenden "No!", den das Filmforum Bregenz im Metrokino zeigt.

Being John Malkovich: Der Wunsch jemand anderer, hier im Speziellen ein berühmter Schauspieler zu sein ist kein neues Thema. Doch wie  Spike Jonze in seinem Debüt davon erzählte, war 1999 ziemlich einzigartig und sensationell:
In einem Halbstock eines Bürogebäudes - alle Leute müssen hier gebückt gehen - findet Craig Schwartz (John Cusack) eine Tür mit einem Tunnel, durch den man direkt in den Kopf von John Malkovich gelangt. 15 Minuten später wird man dann aus John Malkovich hinausgeschleudert und landet neben einer Schnellstraßenausfahrt im Straßengraben. Diese Entdeckung lässt sich auch vermarkten.
Dies allerdings ist nur ein Bruchteil des Inhalts und der surrealen Ideen dieses vor Phantasie schier überbordenden Films (ein brillantes von Wortwitz sprühendes Drehbuch von Charlie Kaufman). Mit welchem Ernst und welcher Selbstverständlichkeit Spike Jonze die absurdesten Dinge (lauter verrückte Typen, ein Schimpanse in psychiatrischer Behandlung) erzählt, mit welcher Spielfreude John Cusack und Cameron Diaz ein halb verwildertes Paar (die Frisuren, die Kleidung) spielen und wie sich John Malkovich selbst nicht ernst nimmt, das macht diesen Film zu einem unglaublich witzigen Vergnügen.
Open-Air-Kino in der Lokremise, St. Gallen: Fr 12.7., 21.45 Uhr


No!: Chile 1988: Entsprechend der Verfassung von 1980 wird eine Volksabstimmung durchgeführt, ob Diktator Augusto Pinochet bei den Präsidentschaftswahlen 1989 der einzige  Kandidat sein soll. Die Gegenpartei engagiert einen Werbefachmann, der eine Kampagne führen soll, die den Gegnern Pinochets zur Mehrheit verhelfen soll.
Pablo Larrain erzählt diese Geschichte im 4:3 Format und bewusst grobkörnigen, verwaschenen und auf Alt getrimmten Bildern und unterstützt die Erzählung mit Archivmaterial. Im Mittelpunkt steht der von Gael Garcia Bernal gespielte Werbefachmann, der in der Leitung der Kampagne zunächst nur einen Job sieht, sich aber zunehmend zum politisch engagierten Menschen wandelt. Mit dieser Figur als Identifikationsfigur entwickelt Larrain packendes Kino, zeigt aufregend, wie eine Diktatur ganz ohne Blutvergießen abgewählt wird, blickt satirisch auf die Mechanismen der Werbung, die einen Soft-Drink mit den gleichen Mitteln vermarktet wie eine politische Botschaft und verbreitet trotz des ernstes Themas wie die Kampagne des Protagonisten eine Stimmung der Leichtigkeit und des Aufbruchs.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 13.7., 22 Uhr