Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Gunnar Landsgesell · 29. Jun 2015 · Film

Die Liebe seines Lebens / The Railway Man

Ein britischer Weltkriegs-Veteran kämpft noch Jahrzehnte später mit den Traumata seiner brutalen Kriegsgefangenschaft in Asien, an deren Spätfolgen seine Liebe fast zerbricht. Colin Firth und Nicole Kidman als romantic couple, das die Geister der Vergangenheit – fast – nicht los wird.

Lange hat der Zweite-Weltkriegs-Veteran Eric (Colin Firth) seine Erlebnisse in japanischer Kriegsgefangenschaft in sich vergraben. Als sich aus der flüchtigen Begegnung mit einer Frau (Nicole Kidman als Patti) in einem Zugabteil eine Liebesbeziehung entwickelt, brechen bei Eric die Dämme. Die Gewalt, die die britischen Soldaten beim strapaziösen Bau einer Eisenbahnstrecke erfahren mussten, kehren Jahrzehnte später als Alpträume wieder. Um seine Ehe mit Patti zu retten, beschließt Eric, sich den Geistern der Vergangenheit zu stellen. Er reist in jenes Kriegsgefangenenlager, wo sein Folterer von damals heute Touristenführungen unternimmt.

„The Railway Man“, wie der Filmtitel original lautet, bevor ihn der deutschsprachige Verleih verkitscht, ist ein spannender Stoff. Tatsächlich beruht die Verfilmung auf der Biographie des britischen Soldaten Eric Lomax, der in einem ungewöhnlichen Schritt seinen Peiniger von damals ausforschte, um ihn mit seinen Taten zu konfrontieren. Harte Konfrontationen und die schmerzhafte Schnittstellen dieser Biographie sind aber nicht die Stärke dieser Verfilmung. Unter der Regie von Jonathan Teplitzky entgleitet Colin Firths angeschlagener Held in flüchtigen, oftmals von Distanz geprägten Bildern, während die verschiedenen Handlungsstränge des Films nicht so recht zueinander finden wollen. Firth und Kidman strahlen als Paar eine seltsame Kühle aus, wo beide doch verzweifelt um ihre gemeinsame Zukunft kämpfen. Wenn Kidman, deren Rolle nur rudimentär ausformuliert ist, dem derangierten Firth am Strand nachläuft, steht vor allem eine unüberbrückbare räumliche Distanz der beiden im Mittelpunkt.

Das Leiden von Eric wird hingegen ganz aus der Gegenwart der Rahmenhandlung in die Flashbacks der Vergangenheit ausgelagert. Jeremy Irvine, der wacker den jungen Eric in Gefangenschaft der Japaner verkörpert, hat in einigen drastischen Szenen Waterboarding und ähnliches zu erleiden, um vor allem jene Gefühlszustände zu visualisieren, die Firth in sich trägt. Niemand in dieser Verfilmung scheint aber genug Raum zu bekommen, um eine eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln. Auch Eric’s Peiniger (Tanroh Ishida) fehlt es an Profil, um beim späteren Zusammentreffen der beiden für das Publikum einen emotionalen Mehrwert zu erzeugen.

So bleibt „Die Liebe seines Lebens“ zwischen allen Fronten stecken, ein wenig wie ein Entwurf, der das Trauma des alten Soldaten oder auch die spätere Romantik nicht mit der nötigen Intensität auszufüllen mag.