Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 23. Jun 2011 · Film

Bad Teacher

Sie trinkt, kifft und ist nur daran interessiert möglichst schnell Geld zu verdienen, um sich eine Brustvergrößerung leisten zu können. – Alles andere als eine Vorzeigelehrerin ist Elizabeth Halsley, aber auch keine Sympathieträgerin, sodass Jake Kasdans Komödie nie anarchistische Sprengkraft entwickeln kann, sondern nur müde zotige Witzchen aneinanderreiht.

Wie soll man einen Film mögen, in dem es keine sympathische Figur gibt? Elizabeth Halsley (Cameron Diaz) denkt nur ans Geld. Als ihr reicher Verlobter, angestachelt von seiner Mutter, ihr den Laufpass gibt, da sie 16.000 Dollar im letzten Monat verpulvert hat, muss sie doch wieder in einer High School unterrichten. – Und dabei hasst sie den Job und die SchülerInnen wie die Pest.

Politisch unkorrekt, aber ohne Biss

Am Unterrichten ist Elizabeth nicht interessiert, nur Kohle machen möchte sie. Unterrichtsstunde für Unterrichtsstunde werden Filme eingelegt, während sie am Pult ihren Rausch ausschläft. Eine Autowaschaktion ihrer Klasse, um Geld für eine Schulreise aufzutreiben, kurbelt sie mit einem sexy Outfit an, streicht dabei aber einen Teil der Erträge für sich ein. Um ihr Gehalt aufzubessern, lässt sie sich von den Schülereltern bestechen und schreckt vor nichts zurück, um vorzeitig an die standardisierten Testaufgaben zu kommen, und so die Prämie als beste Lehrerin einzustreichen. Im Aushilfslehrer Scott, der einer reichen Industriellendynastie entstammt, entdeckt sie eine gute Partie, doch der verschließt sich ihren Avancen. Ein Zickenkrieg entwickelt sich mit einer vorbildhaften Lehrerin, die freilich immer wieder den Kürzeren zieht, denn Elizabeth versteht es auch den gutmütigen Trottel von einem Direktor auf ihre Seite zu ziehen.
Stehen in Schulkomödien meist SchülerInnen mit unterschiedlichen Macken im Mittelpunkt, so sind es hier bescheuerte LehrerInnen. Potential für eine scharfe Abrechnung mit einem maroden Bildungssystem böte die Ausgangssituation zweifellos, doch fehlt es dieser Komödie an Biss, da Kasdan eben nicht die Institution, sondern bestenfalls einzelne Individuen aufs Korn nimmt. Praktisch nichts macht der Regisseur, der zur Gruppe um Judd Apatow gehört, der in den letzten Jahren mit Komödien wie „Jungfrau (40), männlich sucht“ bei Publikum und Kritik Erfolge landete, auch aus der Umkehrung der Rollenverhältnisse mit sehr angepassten Schülern auf der einen und selbstsüchtig-materialistischer Lehrerin auf der anderen Seite.

Lustvolles Spiel, uninspirierte Regie

Statt böse Satire zu bieten bleibt es so bei aufgrund der einfallslosen Inszenierung bei derben und immer wieder doppeldeutigen Wortwitzen. Mehr zum Kopfschütteln als zum Lachen regen eine obligate Toilettenszene und eine Trainings-Sexszene an. – Nur weil diese Schulkomödie frech und in hohem Maße politisch unkorrekt ist, ist sie noch lange nicht lustig. Aber Humor ist selbstverständlich immer eine sehr subjektive Sache.
Unbestritten freilich ist, dass diese Komödie ausgezeichnet besetzt ist. Cameron Diaz genießt es sichtlich eine Schlampe zu spielen, selbstironisch nicht nur auf die bei Stars in ihrem Alter üblichen Schönheitsoperationen, sondern auch auf die Beziehung zu ihrem Ex-Freund Justin Timberlake anzuspielen. Der wieder hat kein Problem damit mit einem grottenschlechten Song sein eigenes Image als Sänger zu ironisieren. Lustvoll spielt auch Lucy Punch die Musterlehrerin Amy Squirrel, die sich – nomen est omen – wie ein Eichhörnchen für ihre SchülerInnen einsetzt, John Michael Higgins den Direktor, der sich die Rettung der Delphine zum Lebensziel gemacht hat, oder Jason Segel einen gutmütigen Sportlehrer, der sich zurückhaltend, aber beharrlich für Elizabeth interessiert.
Doch was nützen die SchauspielerInnen, wenn die Figuren durch die Bank unsympathisch sind und der Zuschauer ihrem Schicksal völlig gleichgültig gegenübersteht? Wie eine langweilige Unterrichtsstunde schleppt sich „Bad Teacher“ so von Szene zu Szene und statt der erlösenden Pausenklingel wartet man hier bald nur noch auf ein Ende, das genauso flau und  unbefriedigend ist wie der ganze Film.