Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 02. Mär 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (9.3. - 15.3.2009)

Hwal – The Bow: Frau und Mann, Erotik und Gewalt, obsessive Liebe und Abhängigkeit – das sind so die Standardthemen im Werk des Südkoreaners Kim-Ki-duk. Ein Faible hat er auch für abgeschlossene Schauplätze auf dem Wasser wie ein Hausboot in „Seom – The Isle“, eine Pagode in „Frühling, Sommer, Herbst, Winter und ... Frühling oder eben hier ein altes Fischerboot: Ein alter Mann lebt hier seit Jahren allein mit einer langsam erwachsen werdenden Frau. Den Tag der Hochzeit hat der Alte schon im Kalender markiert. Besuch erhalten sie gelegentlich von Hobby-Anglern, die gegen Geld an Bord genommen werden. Macht sich freilich einer von diesen Gästen an die junge Frau ran, setzt der alte Pfeil und Bogen ein. Andererseits kann aus dieser Waffe auch ein Musikinstrument werden. – Beinahe wortlos, in perfekt komponierten Bildern erzählen kann der Kalligraph Kim fraglos, allerdings zelebriert er hier seine Kunst so ausgiebig und ge- oder zerdehnt, dass sie nicht nur wegen der picksüßen Musik zur penetrant-manirieten Kitschsauce gerinnt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: 11.3., 20 Uhr; 13.3., 22 Uhr


Silentium: “Jetzt ist schon wieder was passiert“ – und diesmal in der Festspielstadt Salzburg, dazu noch in einem katholischen Internat. – Rechtzeitig zum Start von „Der Knochenmann“ gibt es nochmals Wolfgang Murnbergers zweite Verfilmung – die erste war „Komm, süßer Tod“ - eines Romans von Wolf Haas im Kino zu sehen. Auch hier ermittelt Josef Hader als Detektiv Brenner und Anspielungen auf österreichische Verhältnisse und markante Skandale innerhalb der katholischen Kirche sind nicht zu übersehen. Aber im Gegensatz zu den anderen Haas-Verfilmungen ist in „Silentium“ schluss mit lustig, außer man mag es ganz schwarz. Näher beim Film noir liegt die Sache: Spätherbstlicher Nebel und Schnürlregen sowie verwaschene Farben sorgen für eine düstere Stimmung. Brenner muss ein überdimensioniertes Kreuz durchs Internat schleppen, wie Tischfußballspieler an Metallstangen hängen die marionettenhaften Figuren und im Leben ist es gleich wie beim Leberkäs: Aus Knackwürsten wird Leberkäs gemacht und Knackwürste werden zu Leberkäs gemacht. – Es dreht sich eben alles sinnlos im Kreis.
TaKino Schaan: 13./14./27./28.3., jeweils 22 Uhr


Der Prozess: Wenn Orson Welles Franz Kafka verfilmt kann das so wenig eine Kafkaverfilmung werden wie seine Shakespeare Adaptionen Shakespeare-Filme. Dieser Regisseur mit dem übergroßen Ego, dieser Gigant des Kinos hat immer nur Orson Welles Filme gemacht und selbst solchen, in denen er nur mitspielte wie in „The Third Man“ hat er wohl mehr als der Regisseur oder irgendeiner seiner Filmpartner den Stempel aufgedrückt.
Die Geschichte von Josef K. der ohne ersichtlichen Grund verhaftet und vor Gericht geführt wird, nützt Welles in seinem 1962 entstandenen Schwarzweißfilm für starke Bilderfindungen, die Klaustrophobie evozieren: Ob im Büro von langen Schreibtisch-Reihen, im Gericht von bedrückenden Aktenregalen und Karteischränken oder in einer Dachkammer – überall wird Josef K. quälend eingeengt. In dieser beklemmenden Welt kann der Weg nur in die Verdammnis führen.
Club Vaudeville Lindau: 10.3., 20 Uhr

 

Zu den Filmreihen "Voll auf Droge" am Spielboden Dornbirn

                           "Spanischer Bürgerkrieg" am Spielboden Dornbirn

                           "Filme aus dem Maghreb" im Filmforum Bregenz

finden Sie ausführliche Artikel in der Printausgabe der März-KULTUR