Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 07. Apr 2022 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.4. - 14.4. 2022)

Der FKC Dornbirn zeigt diese Woche den hinreißenden finnischen Zugfilm "Abteil Nr.6", der in den folgenden Wochen auch bei den anderen Filmclubs auf dem Programm steht. Am Spielboden Dornbirn ist nochmals Paul Schraders meisterhaftes Thrillerdrama "The Card Counter" zu sehen.

The Card Counter: Unverkennbar ein Film von Paul Schrader ist dieses Drama um einen Spieler, der schwer an seiner Beteiligung an den Folterungen in Abu Ghraib leidet. Nicht nur bei Schraders Drehbüchern für Martin Scorseses "Taxi Driver" und "Raging Bull" stehen einsame Männer, die nach Erlösung suchen im Zentrum, sondern auch durch seine Regiearbeiten von "Ein Mann für gewisse Stunden" über "Lightsleeper" bis zu "First Reformed" zieht sich dieses Thema.
Mit einem genialen Soundtrack und einer bestechenden Bildsprache zieht der 76-jährige Amerikaner das Publikum vom Vorspann an in die Welt des von Oscar Isaac zurückhaltend, aber intensiv gespielten William Tell hinein. Unnahbar wirkt er, doch immer schimmern die schweren Traumata, die hinter der Oberfläche liegen durch.
Quer durch die USA zieht dieser Spieler von einem Casino zum nächsten, hält seine Gewinne gering, um ja nicht aufzufallen. Bewegung kommt in sein Leben als ein junger Mann in ihm einen Folterkollegen seines Vaters erkennt. Weil der Vater des jungen Mannes sich nach der Haftentlassung erschossen hat, möchte sich der Sohn am Vorgesetzten rächen. Eine Aufgabe sieht Tell nun darin, den jungen Mann von seinem Vorhaben abzubringen und hofft damit zumindest teilweise Erlösung von seiner Schuld zu finden.
Doch so einfach geht das in diesem ebenso kühl wie cool inszenierten Thrillerdrama mit Vergebung und Erlösung eben nicht. Kein Entkommen scheint es für Tell, der angesichts des Finales sein Pseudonym nicht zufällig vom Schweizer Nationalhelden übernahm, aus diesem Gefängnis von Schuld zu geben.
Spielboden Dornbirn: Sa 9.4., 19.30 Uhr

Abteil Nr. 6: Nicht aussuchen kann man sich in einem überfüllten Zug, mit wem man sich das Abteil teilt. Wenig erfreut ist so auch die finnische Archäologiestudentin Laura (Seidi Haarla) über den russischen Minenarbeiter Ljocha (Yuriy Borisov). Mehrere Tage muss sie nämlich auf der Fahrt von Moskau nach Murmansk, wo sie 10.000 Jahre alte Petroglyphen besichtigen will, mit dem scheinbar ungehobelten und schroffen jungen Mann verbringen.
Vorhersehbar ist zwar, dass sich das ungleiche Duo, das weniger Sprache und Nationalität als vielmehr die soziale Stellung trennt, in Juho Kuosmanens letztes Jahr in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnetem Spielfilm "Abteil Nr. 6" einander näher kommen wird. Dies tut aber der Wirkung dieser zarten Tragikomödie keinen Abbruch. Beglückend ist einfach, wie der Finne auf engstem Raum von der Dynamik der Beziehung erzählt und die Enge des Abteils immer wieder mit Blicken auf die winterlich-kalte Landschaft und Stopps in desolaten Städten aufbricht.
Charme entwickelt dieser Zugfilm dabei nicht zuletzt durch die Situierung der Handlung im vordigitalen Zeitalter der postsowjetischen Gesellschaft der späten 1990er Jahre. Bedrückende Stimmung evozieren die in verwaschene Grün- und Brauntöne getauchten Bilder, doch dieser Tristesse stellt der 42-jährige Finne die menschliche Wärme gegenüber, die sich in seinem lakonischen Kleinod langsam entwickelt. Die äußere Bewegung korrespondiert dabei bestechend mit der inneren Bewegung der Figuren, mit deren Öffnung und Annäherung auch langsam das Licht wärmer wird und am Ende ein befreites Lachen stehen kann.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 13.4., 18 Uhr + Do 14.4., 19.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 20.4., 20 Uhr
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Do 28.4., 18 Uhr; Fr 29.4., + Sa 30.4. – jeweils 22 Uhr

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