Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 06. Sep 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.9. - 13.9. 2012)

Das Takino Schaan zeigt diese Woche die spritzige französische Komödie „Le prénom – Der Vorname“. Im Filmforum Bregenz schickt Paolo Sorrentino in seinem schrägen „This Must Be the Place“ Sean Penn auf eine Reise quer durch die USA.

Le prénom – Der Vorname: Bei einem Familienessen löst der werdende Vater Vincent einen heftigen Konflikt aus, als er den Namen nennt, den er seinem Sohn geben möchte. Die Wortgefechte steigern sich und bald geht jeder gegen jeden los.
Die Beschränkung auf ein Wohnzimmer und einen Abend erinnert an Roman Polanskis Verfilmung von Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“. Hier wie dort zerbröckeln mit Fortdauer die bürgerlichen Fassaden und wird langsam sichtbar, was die Menschen im Innersten über den anderen denken.
Geschickt lassen Matthieu Delaporte und Alexandre la Patellière in der Verfilmung ihres eigenen Theaterstücks die Situationen eskalieren, spielen auch mit Zuschauererwartungen, die sie dann düpieren, treiben Momente auf die Spitze und legen dann kurze Ruhepausen ein, ehe sie zu einem neuen heftigen Gefecht ausholen. Scharf gezeichnet sind die Charaktere, genussvoll werden sie bloß gestellt, souverän werden die Stimmungsschwankungen durchdekliniert.
Doch wo Reza und Polanski die Protagonisten sich bis zum Ende zerfleischen lassen, endet „Le prénom“ versöhnlich. Glaubwürdig ist das kaum angesichts der Gemeinheiten, die man sich zuvor an den Kopf geworfen hat, aber Witz und Esprit hat diese Komödie auf jeden Fall.  - Ein typisch französisches Sommervergnügen.
Takino Schaan: Fr 7.9. - Di 11.9. - jeweils 20.30 Uhr


Cheyenne – This Must Be the Place: Ein Hund rennt mit Schalltrichter um den Hals durch einen Garten – Schon das erste Bild deutet darauf hin, dass hier den Zuschauer ein schräger Film erwartet. Schräg ist ja auch die Hauptfigur: Da schminkt sich eine Person mit schulterlangen schwarzen Haaren und kreideblassem Gesicht leuchtend rot Zehennägel und Lippen. Nicht leicht zu entscheiden ist, ob das eine Frau oder ein Mann ist. Dazu kommt ihre weinerliche, weiche Stimme, ihr langsam schleppender Gang. Fix und fertig wirkt diese Figur, antriebslos nur noch irgendwie das Leben über die Runden bringend.
Erst in den letzten fünf Minuten wird man Sean Penn so sehen, wie man ihn kennt. Davor wird er als ehemaliger Rockmusiker Cheyenne stets in schwarzer Gothic-Kluft durch den Film schlurfen. Zunächst hängt er in Dublin herum. Als sein Vater stirbt, reist er nach New York und setzt dessen Such nach dem Nazi, der ihn in Auschwitz demütigte fort. – Ein Trip quer durch die USA.
Wie schon in „Il Divo“ mäandert die Handlung mehr als von einer stringenten Dramaturgie zu leben. Paolo Sorrentino gibt sich dem Augenblick hin, lässt die Kamera in spektakulären Bewegungen von einem Hausdach auf die Straßen hinab gleiten und dann einer Skateboard fahrenden jungen Frau zum Strand folgen, filmt immer wieder in einer einzigen statischen Frontalaufnahme Gespräche oder rückt lustvoll die amerikanischen Landschaften ins Bild.
Man kann „This Must Be the Place“ in seiner Verknüpfung der Erlösungsgeschichte eines sich selbst bemitleidenden Rockmusikers mit dem Holocaust für geschmacklos halten, doch nicht genug loben kann man Sorrentino für den Wagemut. Das ist eben kein biederes Kino, sondern ein Film, der immer wieder alles riskiert.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 12.9., 20 Uhr; Fr 14.9., 22 Uhr