Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 06. Mär 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.3. - 13.3. 2011)

Eindringlich erzählt Xavier Beauvois in seinem Meisterwerk "Des hommes et des dieux", das diese Woche der FKC im Dornbirner Cinema 2000 zeigt, von einer Gruppe Mönche, die in Algerien islamistischem Terror ausgesetzt ist. In Feldkirch und Schaan ist dagegen mit Abbas Kiarostamis "Copie conforme" eine Reflexion über Original und Kopie zu sehen.

Von Menschen und Göttern – Des hommes et des dieux: Xavier Beauvois erzählt nach einem wahren Fall von einer katholischen Mönchsgemeinschaft, die im Algerien der 90er Jahre zwischen die Fronten von islamistischem Terror und korruptem Militär gerät.
Für die politischen Hintergründe und die Frage nach den Tätern interessiert sich Beauvois kaum. „Des hommes et des dieux“ will kein historischer Film sein, sondern ein zeitloses und universelles Drama über Glaube und Nächstenliebe, über das richtige Verhalten in Zeiten des Terrors und die Schwierigkeit sich zu einer Entscheidung durchzuringen, die schwerwiegende Konsequenzen haben kann und wird.
Von der ersten Einstellung an entwickelt dieses Drama einen Ernst, der den Zuschauer gefangen nimmt. Bezahlt gemacht hat sich, dass sich die Schauspieler schon vor den Dreharbeiten zwei Monate lang mehrmals wöchentlich zu Chorproben trafen und Beauvois nicht im Studio, sondern in einem Kloster in Marokko drehte. Auf das alltägliche Leben und die Kontakte der Mönche zur Dorfbevölkerung konzentriert sich der Film, zeigt ein friedliches und förderndes Zusammenleben der Kulturen und Religionen, bis langsam, aber zunehmend der Terror einbricht.
Trotz des tragischen Endes wird „Des hommes et des dieux“ nie deprimierend, sondern strahlt durch die Unaufgeregtheit und Zurückhaltung der Inszenierung, die mit dem ritualisierten mönchischen Leben kongenial übereinstimmt, Gelassenheit und auch die Versöhnlichkeit aus, von der erzählt wird
FKC Dornbirn im Cinema 2000 Dornbirn:
Mi, 9.3., 21.30 Uhr; Do, 10.3., 19.30 Uhr
TaSKino Feldkirch im Feldkircher Kino Namenlos:
Fr, 25.3. – Do, 31.3.


Copie conforme:
Ganz einfach scheint die Geschichte von „Copie conforme“ zu sein, mit dem der Iraner Abbas Kiarostami nach mehreren kürzeren Arbeiten erstmals einen langen Spielfilm im westlichen Ausland drehte: Bei einer Lesung in der Toskana trifft eine französische Galeristin (Juliette Binoche) einen britischen Kunsttheoretiker, der sich mit dem Verhältnis von Original und Kopie beschäftigt und für den Wert der Fälschung plädiert. Zum ersten Mal scheinen sich die beiden hier zu begegnen und unternehmen gemeinsam eine Autofahrt durch die Region, um in einem Dorf ein Museum zu besuchen.
Auf eine gewöhnliche Beziehungsgeschichte könnte das hinauslaufen, doch ein Stopp bei einer Bar bringt eine überraschende Wende, die auch das Vorherige in neuem Licht sehen lässt. Denn als die Barfrau die beiden für ein Ehepaar hält, beginnt die Frau diese Vorgabe zu erfüllen, beginnt mit dem Schriftsteller so zu reden, als ob er ihr Ehemann wäre, mit dem sie schon 15 Jahre verheiratet ist. Und der Schriftsteller spielt mit. – Oder ist das Ganze etwa gar kein Spiel, sondern die Wirklichkeit, während die Vorgeschichte das Spiel war?
Der trockene Diskurs über Original und Kopie, über Wahrheit und Fälschung, der die erste Hälfte des Films bestimmte, wird so direkt auf die Handlung übertragen. Mit dieser Wendung entwickelt „Copie conforme“ plötzlich auch aufregenden Interpretationsspielraum und gleichzeitig spielt Kiarostami auch mit der Filmgeschichte, wenn er „Copie conforme“ wie eine Kopie von Roberto Rossellinis „Viaggio in Italia“ anlegt: Hier wie dort bestimmt die Reise zweier Ausländer mittleren Alters, bei Rossellini freilich unzweifelhaft ein Paar in der Krise, durch Italien die äußere Handlung. So kann „Copie conforme“ auch als Reverenz an den italienischen Meisterregisseur gelesen werden, dessen Filme wie die Kiarostamis durch Einfachheit und eine Mischung von Dokumentarischem und Fiktionalen gekennzeichnet sind.
TaSKino Feldkirch im Feldkircher Kino Namenlos:
Mi, 9.3., 19.30 Uhr; Do, 10.3., 21.30 Uhr
Takino Schaan:
Do, 10.3., 20 Uhr; Sa, 12.3. + So, 13.3. – jeweils 18 Uhr