„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Walter Gasperi · 06. Aug 2020 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.8. - 13.8. 2020)

Die Open-Air-Veranstaltungen in Rankweil und Hard starten diese Woche jeweils mit dem Feelgood-Movie "The Peanut Butter Falcon". Zu einem verstörenden filmischen Trip lädt dagegen das KUB-Open-Air mit Darren Aronofskys "Requiem for a Dream" ein.

The Peanut Butter Falcon: Der Kleinkriminelle Tyler (Shia LaBeouf), der von gewalttätigen Feinden verfolgt wird, und der junge Zak (Zack Gottsagen), der an Down-Syndrom leidet, begeben sich gemeinsam auf eine Reise durch die Küstenregion von North Carolina. Ziel ist die Wrestling-Schule von Zaks Idol Salt Water Redneck.
Es ist die aus vielen Filmen bekannte Konstellation eines ungleichen Paares, aus der „The Peanut Butter Falcon“ Spannung, Witz und Charme entwickelt. Bestens aneinander reiben können sich der ungepflegte Tyler und Zak. Altbekannt ist auch die Verwendung einer Reise, um von einer Annäherung zu erzählen.
Dramaturgisch bewegt sich dieses komödiantische Roadmovie damit zwar in ausgetretenen Bahnen, aber das Zusammenspiel von Shia LaBeouf und Zack Gottsagen täuscht über diese Schwäche gekonnt hinweg. Bestens harmonieren nicht nur der Star und der Debütant, sondern man spürt auch in jeder Szene ihre Begeisterung für diese Rollen. Perfekt ergänzt wird dieses Duo durch Dakota Johnson, die die Position der Betreuungseinrichtung ins Spiel bringt, sich für Zak einsetzt und sich um ihn liebevoll kümmert, ihm aber nichts zutraut und ihm keinen Freiraum zugestehen will.
Atmosphärisch dicht betten Tyler Nilson und Michael Schwartz die Handlung in die von Meer, Sümpfen und lichten Wäldern bestimmte Landschaft der Outer Banks von North Carolina ein und verstärken Stimmung und entspannten Erzählrhythmus durch erdige Blues- und Folk-Songs. Zu harmoniesüchtig ist aber das Finale dieses an die Geschichten Mark Twains erinnernden Feelgood-Movies.
Filme unter Sternen, Marktplatz Rankweil: Mi 12.8., 21 Uhr
Hardmovie, Stedepark Hard: Do 13.8, 20.30 Uhr

 

Requiem for a Dream: Darren Aronofskys 2000 entstandene Verfilmung einer Erzählung von Hubert Selby ist eine verstörende Reise in die Welt von Drogen- und Tablettensucht, erzählt gleichzeitig aber auch von der Sehnsucht nach Heimat, Geborgenheit und der verlorenen heilen Welt.
Die Mutter - eine großartige Ellen Burstyn - hängt nur vor dem Fernseher, mampft Schokolade und träumt von der Teilnahme an einer TV-Show. Vermeintlich dazu eingeladen beginnt sie eine Abmagerungskur, damit ihr das tolle rote Kleid wieder passt, doch die Tabletten stören ihre Wahrnehmung immer stärker.
Ihr Sohn dealt zusammen mit einem Kumpel - beide selbst auch abhängig - mit Drogen und spannt auch seine Freundin für seine Dienste ein. - Alle werden von Süchten getrieben und los kommen sie davon nicht, jedes Bemühen, sich zu befreien, stürzt sie vielmehr in noch größere Abhängigkeiten.
Nicht realistisch erzählt Aronofsky, der sich ganz auf die Personen konzentriert und auf jede Einbindung in ein soziales Milieu verzichtet, diese Geschichte, sondern mit einer experimentellen, von der Videoclip-Ästhetik beeinflussten Filmsprache. Von Splitscreen und Videoszenen über Weitwinkelobjektiv, Zeitraffer und Zeitlupe bis hin zu rasend schnellen Schnitten bei der Drogeneinnahme mobilisiert Aronofsky alle formalen Möglichkeiten, um den Zuschauer in diese in unwirtlich grünliches und blaues Licht getauchte Welt, in der sich die Realität mit den Drogenträumen vermischt, hineinzuziehen.
Aufgesetzt und effektgierig wirkt hier manche technische Bildspielerei, zu gewollt und absichtsvoll werden die Stilmittel teilweise eingesetzt. Mit zunehmender Dauer entwickelt dieser filmische Drogentrip aber einen Drive und eine Sogwirkung, denen man sich nicht entziehen kann.
KUB-Open-Air, vor dem Kunsthaus Bregenz: Mi 12.8., 21 Uhr


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