Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 04. Jul 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (6. - 12.7. 2009)

Soul Power: Als Rahmenprogramm zum legendären „Rumble in the Jungle“, dem WM-Schwergewichtskampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman 1974 in Kinshasa, fand in der Hauptstadt des damaligen Zaire (heute: Demokratische Republik Kongo) ein dreitägiges Musikfestival statt, bei dem afroamerikanische und afrikanische Stars wie James Brown, B.B. King oder Miriam Makeba auftraten. Wie bei „Woodstock“ ging es auch hier nicht nur um die Musik, sondern um die Vermittlung und Propagierung einer Stimmung. Der von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre initiierte afroamerikanische Aufbruch sollte hier verstärkt und die Zusammengehörigkeit mit den Afrikanern bekräftigt werden.
Jeffrey Levy-Hinte mischt in seiner Montage des damals gedrehten Filmmaterials Szenen von den ziemlich chaotischen Vorbereitungen des Boxkampfes und des Musikfestivals, Straßenszenen und Statements von Muhammad Ali, der sich nicht nur als Großmaul, sondern auch als entschiedener Propagandist des afroamerikanischen Selbstbewusstseins präsentiert, mit Konzertaufnahmen. So mitreißend die Auftritte der Musiker aber auch sind, so sehr verwässern die Nebenszenen immer wieder die Durchschlagskraft und Leidenschaftlichkeit von „Soul Power“. Filmisch somit nicht wirklich überzeugend, gelingt es Levy-Hinte aber insgesamt doch eindrucksvoll die afroamerikanische und afrikanische Aufbruchsstimmung jener Zeit zu vermitteln. Und interessant ist dieser Dokumentarfilm schließlich auch vor dem Hintergrund, dass 35 Jahre später mit der Wahl Barack Obamas  zum ersten afroamerikanischen US-Präsidenten etwas möglich wurde, wovon man damals wohl nicht einmal zu träumen wagte. 
Takino Schaan: Sa, 4.7. - Mo, 6.7. - jeweils 18.30 Uhr


Fremde Haut: Eine lesbische Iranerin, der in ihrer Heimat die Todesstrafe droht, flüchtet nach Deutschland. Als sie abgeschoben werden soll, nimmt sie nach dem Selbstmord eines männlichen Mitinsassen dessen Identität an und erhält eine vorübergehende Aufenthaltsbewilligung. - Nicht nur von der Verleugnung der eigenen Identität, sondern auch von Flüchtlingselend und lesbischer Liebe sowie deutscher Asylantenpolitik und Unterdrückung im Iran will Angelina Maccarone erzählen und packt dazu auch noch ein Eifersuchtsdrama und die Fremdenfeindlichkeit in der deutschen Provinz in ihren Film. Überfrachtet wirkt „Fremde Haut“ dadurch, und reichlich konstruiert ist die wendungsreiche Geschichte, dennoch packt dieses Drama durch die direkte und unmittelbare Erzählweise und starke Darsteller von den ersten Bildern an. Wie Jasmin Tabatabai mit ihrem Spiel erfahrbar macht, welche Anstrengung und Kraft es ihr abverlangt, in die Rolle eines Mannes zu schlüpfen und sich selbst zu verleugnen, und wie man hinter ihrer „Männerrolle“ immer die Sehnsucht ihre eigene Identität leben zu können spürt – das ist das Ereignis dieses kleinen, aber kraftvollen Films.
Spielboden Dornbirn: Do, 9.7., 21.30 Uhr


Burn After Reading: Mit einer simulierten Kamerafahrt à la Google Earth vom Weltall aus ins CIA-Hauptquartier in Langley, Virginia lassen die Coen-Brüder ihre durchgeknallte Agentenfarce beginnen – und mit Rückwärtsbewegung dieser Fahrt wird der Film enden, wird förmlich aus der kleinen Welt wieder ins große Weltall entschwinden. – Zu Kleinigkeiten werden dadurch die Probleme, die die Figuren auf dieser Erde haben, heruntergestutzt, doch sind diese Probleme alles, was diese schrägen Typen haben. Ob die von Schönheitsoperationen träumende Linda (Frances McDormand) und ihr leicht debiler Partner (Brad Pitt), der von George Clooney gespielte Frauenheld oder John Malkovichs CIA-Agent – sie alle hetzen dem Glück hinterher, das sie doch nicht erreichen. Klüger ist man am Ende der haarsträubenden Verwicklungen, die durch eine CD mit den Memoiren eines CIA-Agenten ausgelöst werden, sicher nicht, doch man hat sich zwei Stunden lang angesichts der Lust, mit der die Starriege ihr eigenes Image auf die Schippe nimmt, dem perfekten Timing und der souveränen Verknüpfung der zunächst getrennt laufenden Erzählfäden bestens unterhalten. – Vorausgesetzt natürlich, dass einem der bitterböse, abgrundtiefe pessimistische Blick der Coens auf die Species Mensch nicht zuviel ist.
Spielboden Dornbirn – Open Air: Sa, 11.7., 22 Uhr