"Mit einem Tiger schlafen": Anja Salomonowitz‘ Spielfilm über die Künstlerin Maria Lassnig derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: Stadtkino Wien Filmverleih)
Walter Gasperi · 04. Apr 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (5.4. - 11.4. 2019)

Das TaSKino Feldkirch bietet diese Woche mit der auf einer wahren Geschichte beruhenden Tragikomödie „Can Your Ever Forgive Me?“ famoses Schauspielerkino. Im Lindauer Club Vaudeville zeigt der Dokumentarfilme „Unser Saatgut – Wir ernten, was wir säen“ die Bedeutung von Diversität auf.

Can You Ever Forgive Me?: Finanziell prekär ist die Situation für Lee Israel, seit sich ihre Biographien von Berühmtheiten nicht mehr verkaufen, da entdeckt sie im Fälschen von Briefen von verstorbenen Autoren und Stars eine neue Einnahmequelle.
Wunderbar trocken hat Marielle Heller, die schon mit „The Diary of a Teenage Girl“ (2015) ein vielbeachtetes Debüt vorlegte, Lee Israels 2008 erschienenen Memoiren „Can You Ever Forgive Me“ adaptiert. Sie konzentriert sich ganz auf ihre beiden Hauptdarsteller, lässt ihnen, vor allem natürlich Melissa McCarthy, die bislang eher für derbe Komödien wie „Brautalarm“ oder „Hang Over 3“ bekannt war, viel Raum, ihren Charakteren Profil zu verleihen, bettet die Geschichte aber mit verblassten Farben auch stimmungsvoll ins wenig glamouröse New York der frühen 1990er Jahre ein.
Zurückhaltend spielt McCarthy diese Lee Israel als eine Frau, über deren Auftreten man einerseits immer wieder lachen will, mit der man andererseits aber auch größtes Mitleid hat – und immer wieder beides zugleich. Rasch schließt man so diese im Grunde zutiefst einsame Zynikerin, die ihre Sorgen im Alkohol ertränkt, trotz ihres schroffen Wesens ins Herz.
Einen kongenialen Partner hat McCarthy in dem von Richard E. Grant gespielten Jack. Beide macht auch ihre sexuelle Orientierung als Lesbe bzw. Homosexueller in den 1990er Jahren zu Außenseitern. Ungewöhnlich ist „Can You Ever Forgive Me?“ – der Titel bezieht sich auf eine Textzeile aus einem gefälschten Brief Lees – durch diesen warmherzigen Blick auf diese Außenseiter, ebenso wie durch das Milieu und das Geschäft mit Fälschungen.
Wenn Lee keine Bücher unter ihrem eigenen Namen verkaufen kann, aber ein gutes Geschäft macht, indem sie Briefe von Berühmtheiten perfekt fälscht, wird damit auch ein Bild einer Gesellschaft gezeichnet, in der ein großer Name wichtiger ist als die Leistung an sich. Auch vor Gericht hat Israel deshalb ihre Taten nicht bereut, denn die gefälschten Briefe waren ihrer Meinung nach das Beste, was sie je geschrieben hatte.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Di 9.4., 20.30 Uhr; Mi 10.4., 18 Uhr; Do 11.4., 20.30 Uhr

 

Unser Saatgut – Wir ernten, was wir säen: In ihrem weltumspannenden Dokumentarfilm zeigen Taggart Siegel und Jon Betz das Verschwinden vieler Sorten von Saatgut, die Gefahren des genmanipulierten Saatguts großer Konzerne und die Bedeutung von Diversität auf und machen im Blick auf alternative bäuerliche Projekte Hoffnung.
Von großer Recherche künden zweifellos die zahlreichen Interviews und das weitgespannte Netz an Schauplätzen, doch kurz bleiben die Aussagen, nie lässt der Film den Interviewten mehr Raum oder dem Zuschauer Platz zur Reflexion. Von einem Ort zum nächsten, und von einem Aktivisten, der Monsanto anklagt, zum nächsten hetzen Siegel und Betz.
Nicht nur einseitig bleibt dieser klar Position beziehende Dokumentarfilm damit, sondern wird auf die Dauer auch ermüdend, weil zwar viele Ansätze gezeigt werden, viel angeklagt wird, aber in der Schnelle nichts vertieft wird und wenig haften bleibt. – Ergiebiger wäre es wohl gewesen sich auf wenige Personen und Schauplätze zu beschränken, aber Siegel/Betz wollen mit dem schnellen Wechsel, aber auch mit der Bebilderung der Erzählung einer Inderin mit Animationsfilm das Tempo hoch halten und stets auch Augenfutter für den Zuschauer bieten.
Nicht zu wenig, sondern zu viel bietet „Unser Saatgut“ damit und bleibt letztlich ein oberflächlicher Brei, in dem man sich verliert. Eindringlich ist dieser Film andererseits aber auf jeden Fall im Appell, das alte Saatgut zu bewahren, das der größte Schatz der Menschheit ist und Schutz vor globalen Hungersnöten sichert.
Lindau, Club Vaudeville: Di 9.4., 20 Uhr