Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 03. Mär 2022 · Film

Aktuell in den Filmclubs (4.3. - 10.3. 2022)

Im Kinotheater Madlen in Heerbrugg wird diese Woche im Rahmen von "Der besondere Film" Woody Allens jüngstes Werk "Rifkin´s Festival" gezeigt. Im Filmforum Bregenz steht mit "Moneyboys" das formal beeindruckende Langfilmdebüt des Austro-Chinesen C.B. Yi auf dem Programm.

Rifkin´s Festival: In seinem 49. Film erzählt Woody Allen vor dem Hintergrund des Filmfestivals von San Sebastian von den Eheproblemen des pensionierten New Yorker Filmprofessors Mort Rifkin (Wallace Shawn), der unübersehbar als Alter Ego Allens angelegt ist. Der Verdacht, dass seine Frau (Gina Gershon) eine Affäre mit einem französischen Regisseur (Louis Garrel) hat, löst bei Rifkin zunehmend Brustschmerzen aus. Diese lassen ihn einen Arzt konsultieren, der sich als attraktive Spanierin (Elena Anaya) entpuppt, mit der er bald anzubandeln versucht.
Die Handlung ist dünn, reizvoll sind die Träume Rifkins, in denen seine Ängste durchbrechen oder er sich vorstellt, was seine Frau gerade mit ihrem Geliebten treibt. Denn dieser Filmprofessor träumt selbstverständlich in Filmszenen und liebevoll stellt Allen so legendäre Momente aus klassischen europäischen Autorenfilmen von "A bout de souffle" über "Jules et Jim" und "Un homme et une femme" bis zu "Das siebente Siegel" nach.
Als Kernstück des Films muss man diese melancholische Hommage an die große Ära des (europäischen) Autorenfilms ansehen. Wirklich genießen können diese freilich nur cinephile Kenner. Wie ein Aufhänger für diese Film-im-Film-Szenen wirkt die Handlung und präsentiert im Blick auf die spanische Ärztin zudem wieder einmal Allens längst überholtes Frauenbild. Darüber kann auch die leichthändige Inszenierung, die diese Petitesse wie locker aus dem Ärmel geschüttelt wirken lässt, nicht hinwegtäuschen.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 7.3., 20.15 Uhr


Moneyboys: In ruhigen Tableaux erzählt C.B. Yi in seinem mit dem Max Ophüls-Preis ausgezeichneten Debüt von einem homosexuellen chinesischen Stricher, der Ächtung der Homosexualität in China und der Sehnsucht nach Liebe.
Von großer Schönheit sind die sorgfältig komponierten Einstellungen und bestechend versteht es der Debütant auch die Breite des Cinemascope-Formats zu nützen. Einfühlsam vermittelt er in diesen langen Einstellungen die Einsamkeit Feis, seine Entfremdung von der Heimat und auch von sich selbst. An Wong Kar-Wai erinnern die in Neonlicht getauchten Bar- und Restaurantszenen, die mit ihren künstlichen Räumen große Melancholie ausstrahlen und die Verlorenheit und Entwurzelung Feis vermitteln.
Ganz im Stricher-Milieu bleibt dieser Film, fokussiert auf wenige Protagonisten und ist doch auch politisch im Blick auf die Ausgrenzung von Homosexuellen in China und auf den Gegensatz zwischen traditioneller und reaktionärer ländlicher Gesellschaft und Großstadt. Acht Jahre hat Yi an "Moneyboys" gearbeitet, ausgiebig im Milieu recherchiert und seine Hauptfigur aus einem Buch mit Interviews mit über 2000 jungen chinesischen Sexarbeitern entwickelt. Gedreht werden konnte der Film aufgrund des Themas aber nicht in China, sondern im Frühjahr 2019 in Taiwan.
Verlangt "Moneyboys" mit seiner langsamen und distanzierten Erzählweise zunächst viel Geduld, so entwickelt sich gegen Ende doch auch eine bewegende Liebesgeschichte, wenn Yi eindrücklich das Sehnen von Feis Jugendfreund Long vermittelt, Fei aber seinem einstigen Geliebten Xiaolai wieder begegnet und ihn zurückzugewinnen versucht.
So entschädigt die emotionale Kraft, die "Moneyboys" im Finale entwickelt, einerseits für die Längen, die man zuvor durchstehen musste, andererseits lässt der große Stilwillen und Yis Gespür für visuelle Gestaltung auch gespannt auf weitere Filme dieses Regisseurs warten.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 10.3., 20 Uhr


Weitere Filmkritiken, Streamingtipps, DVD-Besprechungen und Regisseur-Porträts finden Sie auf meiner Website https://www.film-netz.com.