Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 30. Aug 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (31.8. - 6.9. 2018)

Das Rankweiler Open-Air „Filme unter Sternen“ geht für heuer mit Greta Gerwigs einfühlsamem Teenagerfilm „Lady Bird“ zu Ende. Der FKC Dornbirn startet mit dem Liebesfilm „Candelaria – Ein kubanischer Sommer“ in den Herbst.

Lady Bird: Von autobiographischen Erfahrungen geprägt ist Greta Gerwigs 2002 spielendes Solo-Regiedebüt. Die Schauspielerin („Frances Ha“, „Jahrhundertfrauen“) erzählt darin von einer 17-Jährigen, die ständig mit ihrer Mutter im Clinch ist und sich danach sehnt, ihre Heimatstadt Sacramento hinter sich zu lassen.
Eine weitere Teenagergeschichte könnte man sagen, und doch ist in Gerwigs Film vieles anders. Das beginnt schon damit, dass sie nicht digital, sondern auf analogem 35mm Film gedreht hat. Leicht körnig statt glattpoliert sind dadurch die in matte Farben getauchten Bilder, verleihen dem Film einerseits den Eindruck von Echtheit, korrespondieren aber auch mit der Kratzbürstigkeit Christines, die lieber "Lady Bird" genannt werden will, um ein sichtbares Zeichen ihrer Lösung von den familiären Wurzeln zu setzen.
Um die klassischen Motive Schule, Freundschaft, erste Liebe und erster Sex sowie familiäre Probleme kreist diese sicher zwischen Ernst und Witz balancierende Dramödie, doch Gerwig bauscht Szenen nicht groß auf, sondern hält sie ausgesprochen knapp, erzählt fast schon elliptisch.
So entwickelt sich nie ein großes Drama, sondern der Erzählton bleibt trocken und unaufgeregt. Gleichzeitig wird in der Fülle der Situationen, zu denen auch Proben beim Schultheater, ein Schulball, ein Job in einem Restaurant und der 18. Geburtstag zählen, ein vielschichtiges und ausgesprochen stimmiges Porträt der Sorgen eines Teenagers (großartig: Saoirse Ronan) und seiner Suche nach einem Platz im Leben gezeichnet.
Open-Air-Kino „Filme unter Sternen“, Marktplatz Rankweil: Fr 31.8., 21 Uhr

 

Candelaria – Ein kubanischer Sommer: Mitte der 1990er Jahre ist die Lage in Kuba nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Wegfall sowjetischer Hilfe wirtschaftlich prekär. Betroffen sind davon auch die 75-jährige Candelaria und ihr ein Jahr älterer Mann Victor Hugo. Die äußeren Bedingungen scheinen der alten Frau, die tagsüber in der Wäscherei eines Hotels arbeitet und abends in einer Bar singt, und ihrem in einer Zigarrenfabrik arbeitenden Mann jede Lebensfreude ausgetrieben zu haben. Längst erkaltet und in Alltagsroutine erstarrt ist aber auch ihre Beziehung, nur aus Bequemlichkeit leben sie noch zusammen.
Entscheidende Veränderung in ihrem Leben bringt aber die Videokamera eines Touristen, die Candelaria in der Hotelwäsche findet. Sie verschweigt den Fund, entwickelt langsam Freude am Filmen und am Posen vor der Kamera. So entdeckt sie ihren Körper neu, der verwelkt sein mag, aber dennoch Schönheit ausstrahlt. Gleichzeitig nimmt sie über die Kamera auch Victor neu und intensiver wahr - und er andererseits sie. Neu erwacht so ihre Liebe und Leidenschaft, indem sie sich beim Liebesspiel filmen.
Bewegend vermittelt der Kolumbianer Jhonny Hendrix Hinestroza in seinem dritten Spielfilm, wie man auch bei all dieser Melancholie und der materiellen Misere, glücklich sein kann, weil man den anderen hat. Neu ist diese Erkenntnis freilich nicht, aber wenn jemand so bezaubernd und berührend davon erzählt, sieht man sich das doch gerne an. Das liegt freilich auch an den beiden wunderbaren Hauptdarstellern, auf die sich diese bittersüße Perle ganz konzentriert. Leben hauchen der 81-jährige Alden Knight und die 87-jährige kubanische Schauspiellegende Verónica Lynn dieser Geschichte ein, weil sie sich spürbar selbst in diesen Film eingebracht haben.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 5.9., 18 Uhr + Do 6.9., 19.30 Uhr