Neu in den Kinos: „Teaches of Peaches" Musikdoku des gebürtigen Vorarlbergers Philipp Fussenegger (Foto: Avanti Media Fiction)
Walter Gasperi · 29. Aug 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (30.8. - 5.9. 2013)

Frédéric Fonteynes starker Genremix "Tango Libre" steht diese Woche auf dem Programm von TaSKino Feldkirch und Filmforum Bregenz. Im Gasthaus Jöslar in Andelsbuch wird dagegen im Rahmen des monatlichen Kinoprogramms die norwegische Tragikomödie "Ein Mann von Welt" gezeigt.

Tango Libre: Von der befreienden Kraft eines Tango-Kurses hat schon vor acht Jahren Stéphane Brizé im wunderbaren „Man muss mich nicht lieben" erzählt. Dort ließ der Tanz einen staubtrockenen Gerichtsvollzieher langsam aufblühen und Freude am Leben finden. Eine ähnliche Figur ist der Gefängnisaufseher Jean Christophe, den alle nur JC (François Damiens) nennen, in Frédéric Fonteynes "Tango libre". Das Leben des allein mit seinem Goldfisch lebenden Mannes ist streng geregelt. Am Tango fasziniert ihn nur die technische Seite, unfähig ist er aber Gefühle zu zeigen. Dies ändert sich, als er im Kurs die impulsive und selbstbestimmte Alice (Anne Paulicevich) kennenlernt.
Kompliziert wird die Sache allerdings, als JC Alice im Gefängnis wieder sieht, wo sie nicht nur ihren Ehemann (Sergi Lopez), sondern auch ihren Geliebten besucht. JC beobachtet nun nicht mehr nüchtern, sondern neugierig und eifersüchtig. Langsam kommt aber auch Alices Ehemann hinter die scheue Beziehung zwischen Wärter und Ehefrau und will nun selbst im Gefängnis Tango lernen.
Außenwelt und Innenwelt fließen dank präzisem Schnitt zunehmend ineinander. Das Gefängnis korrespondiert mit dem inneren Gefängnis, in dem JC lebt. Dank eines perfekt aufgebauten Drehbuchs, das die Hauptdarstellerin Anne Paulicevich selbst schrieb, greift bei diesem Mix aus Gefängnisfilm, Tanzfilm, Beziehungsdrama und Komödie ein Rädchen ins andere. Dicht folgt Szene auf Szene, sukzessive steigert Fonteyne Emotionen und Dramatik, wobei schließlich auch noch Annes Sohn kräftig mitmischt. – Ein blendend gespielter Film von trockenem Witz und großem Charme, der den Zuschauer mit einem märchenhaften Finale lächelnd aus dem Kino tänzeln lässt.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: 30.8. + 31.8.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: 31.8., 22 Uhr


Ein Mann von Welt:
Nach zwölf Jahren Haft versucht sich ein Mann in der Welt wieder zurecht zu finden. Doch der von  Stellan Skarsgård stoische gespielte Ulrik tut sich dabei schwer. Seine Frau und sein Sohn wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben, sein früherer Gangster-Kollege Jensen verschafft ihm zwar Wohnung und Job, doch erstere entpuppt sich als mieses Kellerloch, in dem die Vermieterin die Befriedigung ihrer erotischen Gelüste fordert, und in der Autowerkstatt, in der er arbeitet, begegnet er nur verzweifelten Menschen. Und zudem drängt Jensen Ulrik sich endlich an dem Mann zu rächen, der ihn einst verraten hat.
Nur einsame und verzweifelte Menschen gibt es in dieser Tragikomödie des Norwegers Hans-Petter Moland und dennoch ist „Ein Mann von Welt“ kein deprimierender Film. So trist die Lage auch sein mag, Molands lakonische Erzählweise und der knochentrockene schwarze Humor regen in diesem an das Werk der Coen-Brüder und Aki Kaurismäki erinnernden Film doch immer wieder zum Lachen an. Und letztlich lösen auch gerade die bedauernswerten Figuren, denen Ulrik begegnet, einen Nachdenkprozess aus: Vom Duldenden wird er zum Handelnden, greift schließlich radikal durch und befreit sich damit selbst, sodass am Ende auch der frostige Winter von warmem Frühlingslicht und Vogelgezwitscher abgelöst werden kann.
Jöslar, Andelsbuch: So 1.9., 21 Uhr (O.m.U.)