Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 29. Mai 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (30.5. - 5.6. 2011)

Im Filmforum Bregenz brillieren diese Woche Senta Berger und Bruno Ganz als alterndes Ehepaar in Sophie Heldmans Debüt „Satte Farben vor Schwarz“. Im TaSKino Feldkirch drückt dagegen Stellan Skarsgard mit seinem stoischen Spiel der knochentrockenen norwegischen Tragikomödie „Ein Mann von Welt“ den Stempel auf.

Satte Farben vor Schwarz: Senta Berger, die soeben ihren 70. Geburtstag feierte, und Bruno Ganz – eine Traumbesetzung konnte die 37-jährige Sophie Heldman für ihren Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin gewinnen. Mühelos tragen die beiden Stars dieses Debüt, spielen wunderbar locker und selbstverständlich ein Paar um die 70. Seit rund 50 Jahren sind Fred und Anita verheiratet, Stürme gab es auch in der Ehe, doch jetzt ist man gemeinsam alt geworden und möchte die nächsten fünf oder zehn Jahre noch in dem Wohlstand, den man erworben hat, genießen. Die satten Farben stehen für das blühende Leben, in dem man in der westlichen Welt in diesem Alter noch steht, das Schwarz für den unweigerlich früher oder später zu erwartenden Tod. Die Diagnose Prostatakrebs sollte aber heutzutage kein Todesurteil mehr sein, doch Fred will sich nicht operieren lassen, will nicht zum potentiellen Pflegefall werden, sondern lieber selbst seinem Leben ein Ende setzen. So kauft er sich heimlich eine Stadtwohnung, was bald zu einer heftigen Auseinandersetzung mit seiner Frau führt…
Leicht könnte so eine Geschichte in Sentimentalität abgleiten, doch Heldman inszeniert zurückhaltend, entgeht der Gefahr der zu großen Emotionalisierung durch eine elliptische Erzählweise, bei der Erklärungen ausgespart werden. Manchmal wirkt der Handlungsverlauf dadurch aber auch sprunghaft wirkt und Handlungen sind teilweise nicht nachvollziehbar. Darüber sieht man angesichts des wunderbaren Zusammenspiels des Duos Berger-Ganz, in deren Gesten, Blicken und Wortwechsel man die Vertrautheit dieses Paares spürt, aber gerne hinweg.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 2.6., 20 Uhr; Sa 4.6., 22 Uhr


Ein Mann von Welt: Wenn man zwölf Jahre im Knast saß – wie fängt man dann draußen in der Freiheit wieder neu an? Da wartet auf Ulrik schon der schmierige Gangsterboss und fordert ihn auf sich für den Verrat, der ihn hinter Gitter brachte, zu rächen. Doch eigentlich hat Ulrik keine große Lust dazu, hat er doch auch noch einen inzwischen erwachsenen Sohn. Der will aber von seinem Vater nicht viel wissen, verleugnet ihn seiner schwangeren Frau gegenüber sogar und stellt ihn als entfernten Verwandten vor. So bewegt sich Ulrik recht antriebslos durch eine winterlich kalte und ziemlich schäbige Welt und trifft allenthalben auf unglückliche, vom Leben geschlagene Menschen. Aber irgendwann einmal muss er dann doch eine Entscheidung treffen, muss seinem Leben entschieden eine Wende geben…
Mit einem wunderbar stoischen Stellan Skarsgard in der Hauptrolle erzählt der Norweger Hans-Peter Moland diese Underdog-Geschichte mit einer Lakonie und einem knochentrockenen Humor, die an die Filme Aki Kaurismäkis ebenso wie an die der Coen-Brüder erinnern. So trist und deprimierend freilich die Welt ist, so sehr lässt doch dieser Humor, mag er teilweise auch die Grenzen des guten Geschmacks unterschreiten, immer wieder befreiend auflachen. Denn nur mit Lachen scheint man lange Zeit der Verzweiflung entkommen zu können, bis am Ende doch der Frühling einzieht und ein echter Neubeginn möglich scheint.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 3.6. – Do, 9.6.