„Sunset Boulevard“ von A.L.Webber in der Inszenierung des Musiktheaters Vorarlberg (Foto: mtvo).
Walter Gasperi · 28. Mär 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (29.3. - 4.4. 2013)

Kontrastprogramm bieten diese Woche das Filmforum Bregenz und das TaSKino Feldkirch. Während in Bregenz mit „The Sessions“ ein auf Tatsachen beruhendes, einfühlsames Drama über die Sehnsucht eines behinderten Mannes nach Sex auf dem Programm steht, reist in Feldkirch im pechschwarzen und bitterbösen „Sightseers“ ein mordendes Pärchen durch das idyllische Yorkshire.

The Sessions: Seit seiner Kindheit war der Kalifornier Mark O´Brien vom Kopf abwärts gelähmt, dennoch studierte er und schrieb mit einem Stift im Mund Gedichte und Artikel. Unerfüllbar schien aber sein Verlangen nach Sex, bis er mit 38 Jahren Kontakt zu einer Sextherapeutin aufnahm, die die Titel gebenden Sitzungen mit ihm abhielt.
Den australischen Fernsehregisseur Ben Lewin, der selbst aufgrund einer Polio-Erkrankung leicht gehbehindert ist, faszinierte diese Geschichte. Er zeichnet nicht das Leben O´Briens nach, sondern beschränkt sich auf dessen Beziehung zu seiner Pflegerin, der Sextherapeutin und einem Priester, den der gläubige Katholik O´Brien immer wieder um Rat fragte.
Nicht von einer spektakulären filmischen Inszenierung oder großen Bildern lebt „The Sessions“, sondern von bewegenden schauspielerischen Leistungen und einem stringent aufgebauten Drehbuch. Großartig ist John Hawkes, der durch den ganzen Film liegt und sich nur mit Gesicht und Stimme ausdrücken kann, aber auch Helen Hunt als zwischen Professionalität und sich steigernder Sympathie zerrissener Therapeutin und William H. Macy mit seinem zerknautschten Gesicht als verständiger und mitfühlender Priester.
Leicht hätte so ein Film in Rührseligkeit abgleiten können, doch solche Anflüge bricht Lewin mit sanftem Humor, behandelt offen, aber nie schlüpfrig, sondern mit großem Respekt und Ernst das Thema Sex als selbstverständliches Bedürfnis. Dabei weitet sich „The Sessions“ zu einem ungemein sympathischen Liebesfilm und zum bewegenden Plädoyer für einen liebevollen und mitfühlenden Umgang miteinander.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 29.3., 22 Uhr


Sightseers: Seit drei Monaten sind die Mittdreißiger Chris und Tina ein Paar, jetzt wollen sie mit ihrem Wohnwagen gemeinsam durch Yorkshire reisen, auch wenn die Mutter Tina nicht ziehen lassen will.
Was nach einer romantischen Komödie klingt, entwickelt sich zu einem mörderischen Roadmovie, denn Sauberkeitsfanatiker Chris bringt jeden um, der ihn ärgert oder der mehr besitzt als er selbst. - Und Tina lässt sich von der kriminellen Energie ihres Partners rasch anstecken und geht noch darüber hinaus.
Pechschwarz ist Ben Wheatleys dritter Spielfilm und zeichnet ein vernichtendes Menschenbild. Ein starker Kontrast wird aufgebaut, indem sich die Morde in einer idyllischen Landschaft oder an beschaulichen Touristenattraktionen wie einem Straßenbahnmuseum abspielen und den Bildern sanfte Popsongs der 80er Jahre unterlegt sind. Die Handlung allerdings läuft sich bald tot, wird nicht weiter entwickelt, sondern reduziert sich auf eine relativ beliebige Abfolge von Szenen. Zu wenig Profil gewinnen auch die beiden Protagonisten, die von den britischen Comedians Steve Oram und Alice Lowe nicht nur gespielt, sondern auch von ihnen selbst entwickelt wurden. Ihre Wut und ihr Frust wird mehr behauptet als spürbar. Im vernichtenden Blick auf die Menschen lässt sowohl ihr Schicksal als auch das ihrer Opfer den Zuschauer kalt.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 29.3., Sa, 30.3. - jeweils 22 Uhr; Mo 1.4., 18 Uhr