Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Karlheinz Pichler · 28. Mär 2013 · Ausstellung

Virtuelle Wort- und Lichtmalerei auf altehrwürdigem Kirchengemäuer

Wie ein feines Blitzlichtgewitter durchzucken derzeit Wortfetzen und Lichtstränge auf virtuelle Art das für Kunstausstellungen genutzte Kirchenschiff der Feldkircher Johanniterkirche, deren Grundmauern bis ins 13. Jahrhundert zurück datieren. Das Lichtspektakel, das von dissonanter Musik des Komponisten Fabrizio Nocci untermalt wird, stammt vom Berliner Künstler Philipp Geist, der erst im Herbst vorigen Jahres im Rahmen einer Personale in der Galerie Feurstein zu sehen war.

Geist, 1976 in Witten (Ruhr) geboren, nennt seine Installation „verKREUZungen“. Der Titel leitet sich aus einem dichten Geflecht aus Schnüren unterschiedlicher Stärke ab, das den Raum verspannt. Durch diese „Vernetzung“ erhält der Raum eine Art Körperlichkeit. Er wird skulptural erfahrbar. Wörter und Satzfetzen, die der Künstler stakkatoartig auf das Gemäuer projiziert, lassen das fein gesponnene Netz von Fäden immer wieder wie ein angetautes Spinnennetz in der Morgensonne aufgleißen. Die den Raum durchschießenden Sprachboliden nehmen dabei Bezug auf die Geschichte des Ortes.

Schön, aber nicht lieblich


„An der Johanniterkirche fasziniert mich vor allem der Kontrast zwischen den intakten Kirchenelementen und dem aufgerissenen Boden, der ihre Geschichte sichtbar macht. Sie ist schön, aber nicht lieblich“, sagt der Künstler. Laut Kurator Arno Egger haben seit der Eröffnung der Installation am 8. März bislang 4000 BesucherInnen die Ausstellung besichtigt. In Anbetracht der Jahreszeit ein beachtliches Ergebnis, so Egger. Allein die vier performanten Aktionen, die Philipp Geist an den ersten beiden Ausstellungsabenden in der Marktgasse durchführte, wurden von rund 500 Leuten frequentiert. Dabei bespielte der Berliner die Fassade der Johanniterkirche mit einer Live-Lichtinstallation.

Die Fassade als bewegtes Gemälde


Er verwandelte die Architektur mit seiner poetischen Bildsprache quasi in ein bewegtes Gemälde. Wobei er die digitalen Bilder und Lichtbänder, mit denen er die Fassade „bemalte“, live steuerte. Geist verwendet für seine performanten Aufführungen keine Leinwände, sondern er interagiert direkt mit der Architektur. Auch für diese Performance lieferte die Musik von Fabrizio Nocci den akustischen Background. Der italienische Komponist, der maßgeblich vom großen griechischen Neuerer in der Musik Iannis Xenakis beeinflusst ist, arbeitet bereits seit 2007 mit Philipp Geist für solche Projekte zusammen. So steuerte Nocci, von dem auch das Lucerne Festival schon Kompositionen zur Aufführung brachte, unter anderem etwa das musische Beiwerk für Geists Lichtinstallationen am zeitgenössischen Kunstmuseum Palazzo delle Esposizioni in Rom oder beim Festival of Lights am Potsdamer Platz in Berlin bei. Geist wiederum sieht in der Musik Noccis eine kongeniale Ergänzung zu seinen bildnerischen Eruptionen. Angetörnt von Noccis Klangwelten, operiert Philipp Geist im Zuge seiner Performances vielfach in Zuständen, die improvisatorische Agitationen auslösen.

Sonderedition


Parallel zur Installation in der Johanniterkirche sind übrigens im Schaulager der Galerie Feurstein in Feldkirch Bilder und Fotografien von Philipp Geist zu sehen. Und in Bezug auf die Lichtinstallation an der Fassade der Johanniterkirche hat die Galerie zudem eine Sonderedition entwickelt. Sie heißt schlicht  „Außenfassade vom 8./9. März" und repräsentiert einen signierten und nummerierten Tintenstrahldruck auf Hahnemühl-Papier.

Philipp Geist: „verKREUZungen"
Johanniterkirche Feldkirch
Bis 4. Mai 2013
Di-Fr 10-12 u. 15-18
Sa 10-14