Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 28. Nov 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (29.11. - 5.12. 2013)

Auf das Geschäft mit Schulden blickt der Dokumentarfilm „Schulden Gmbh“, den das Filmforum Bregenz diese Woche zeigt. Im Andelsbucher Wirtshaus Jöslar läuft dagegen im Rahmen des monatlichen Kinofilms die trockene isländische Tragikomödie „Noi Albinoi“.

Schulden GmbH: Über Schulden spricht man eher nicht. Aber was passiert denn nun, wenn jemand seine Schulden nicht mehr bezahlen kann oder will.
Eva Eckert bietet in ihrem Dokumentarfilm mit begleitender Beobachtung und Interviews Einblick in die Arbeit von Firmen und Institutionen, die von den Schulden anderer leben: Gerichtsvollzieher, Inkasso-Büros, Detektive und Schuldenberatung.
Ganz unterschiedlich ist diese Arbeit, je nachdem wie kooperativ die Schuldner sind, ob sie sich ihren Verpflichtungen durch Wohnungswechsel entziehen wollen, ob sie einen Hausdurchsuchungsbefehl verlangen und zunächst die Polizei geholt werden muss, oder ob sie gleich ihre Wertsachen, zu denen auch – wie korrigierend ein Kollege des Gerichtsvollziehers aus dem Off einwirft - ein Haustier mit einem Wert von über 750.--€ gehört, preisgeben und Einblick in ihre Geldtasche gewähren.
Eckert zeigt, wie Mahnbriefe, Gebühren und Zinsen die Schulden in die Höhe treiben. Kaum einen Ausweg gibt es so vielfach aus der Schuldenspirale: das Geld reicht oft nur aus zur Tilgung der Zinsen, doch die Kapitalschuld verringert sich kaum.
Einen Schuldenberater lässt die Regisseurin deshalb auch scharf eine Gesetzgebung, die auf die Gläubiger aber nicht auf die Schuldner schaut, Inkassobüros und Gläubiger, die gar kein Interesse haben, dass die Schuldner die Schulden komplett tilgen und Banken, für die ein Schuldner der beste Kunde ist, kritisieren.
Unkommentiert zeigt die Regisseurin die Versteigerung von gepfändeten Gütern ebenso die Folgen der Delogierung, wenn bei der Wohnungsnothilfe Menschen vorsprechen, und die drastischen Methoden einer Detektei, die auf offener Straße einen Autolenker mit säumiger Leasing-Rate anhält und ihm das Auto abnimmt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 30.11., 22 Uhr


Noi Albinoi: Es fällt viel Schnee in Island und das Haus des 18jährigen Noi ist wieder einmal bis übers Dach eingeschneit. Das Freischaufeln ist auch eine Metapher für Nois Leben, denn er möchte aus dem engen Dorf und aus dem Leben ausbrechen, das sich zwischen Großmutter, Tankstelle, Schule und Buchhandlung mit einem depressiven, Kierkegaard lesenden Buchhändler abspielt. Als sich der schüchterne junge Mann in ein Mädchen verliebt, beginnen sie gemeinsam von einem Leben in Hawaii zu träumen...
Lakonisch trocken erzählt der Isländer Dagur Kari. Mehr auf Blicke und kleine Gesten als auf große Worte setzt er und vermittelt auch in den vielen statischen Einstellungen den Stillstand dieser Gesellschaft, in der nicht nur die Landschaft, sondern auch die Beziehungen der Menschen förmlich eingefroren zu sein scheinen.
Der Handlungsführung mag es an Stringenz fehlen, manche Szene mag beliebig und selbstzweckhaft wirken, doch die von Tómas Lemarquis hinreißend gespielte Hauptfigur und die dichte Atmosphäre sowie ein sicheres Gespür für die Evokation einer Stimmung der Melancholie und tragikomische Momente lassen über kleine Schwächen hinwegsehen.
Jöslar, Andelsbuch: So 1.12., 20 Uhr