Aktuell in den Filmclubs (29.4. – 5.5. 2022)

Nowhere Special: Zutiefst bewegend erzählt Uberto Pasolini vom todkranken 34-jährigen Fensterputzer John (James Norton), der vor seinem Tod noch für seinen vierjährigen Sohn Michael (Daniel Lamont) die perfekten Adoptiveltern finden will. Ganz unterschiedliche Familiensituationen führt Pasolini mit dieser Suche vor, denn der Bogen spannt sich vom reichen Paar mit Haus und Garten über eine kleinbürgerliche Familie mit Pflegekindern bis zu einer alleinstehenden jungen Frau.
Getragen wird so ein Film immer von seinen Schauspielern und Großartiges leisten hier James Norton und Daniel Lamont. Mit großer Zurückhaltung und Gefasstheit spielt Norton diesen Fensterputzer und lässt doch vor allem in seinem Blick und seinen Augen immer die Trauer über den nahen Tod spüren, bis sich seine Wut in Tritten gegen das Auto entlädt. Der kleine Daniel Lamont vermittelt dagegen eindrücklich die Entwicklung vom unwissenden Kind, das nicht versteht, wieso stets neue Familien besucht werden, zur langsamen Erkenntnis, dass sein Vater sterben wird.
Dass dieses zurückhaltend inszenierte und leise Drama eine herzzerreißende Kraft entwickelt, die einem die Tränen in die Augen treibt, liegt aber auch an der ebenso unaufdringlichen wie präzisen Verankerung im sozialen Milieu und seiner trefflichen Bildsprache. Haften bleiben so die im Grunde einfachen Bilder durch ihre kräftigen Farben. Immer wieder wird bei den Besuchen aber auch ein großes soziales Gefälle sichtbar. Klischeehaft mag sein, dass sich materieller Besitz und sozialer Status dabei umgekehrt proportional zur Menschlichkeit und Emotionalität verhalten, wirkungsvoll ist diese Kontrastierung dennoch.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 4.5., 18 Uhr + Do 9.5., 19.30 Uhr

Janosch – Komm, wir finden einen Schatz: Statt eines Fisches ziehen Tiger und Bär in diesem Animationsfilm beim Angeln eine Schatztruhe an Land. In der Kiste ist aber nur eine weitere Truhe ­– und dann noch eine Truhe und schließlich eine Schatzkarte. So brechen Tiger und Bär, begleitet vom schüchternen Hasen Jochen Gummibär, der sich nichts sehnlicher wünscht als einen Freund, auf. Von der in intensiven Farben leuchtenden Blumenwiese geht es zunächst durch eine braune Sandwüste, dann durch einen Tintensumpf, in dem Gefahr von Krokodilen und Schlangen droht, bis sie in eine in kaltes Blau und Weiß getauchte Schnee- und Eiswüste vordringen. Mehr als von der Natur droht dem Trio aber Gefahr durch Kater Gokatz, der sich für einen genialen Meisterdetektiv hält, und durch den Hund Kurt. Auch diese sind nämlich hinter dem Schatz her und wollen ihren Konkurrenten zuvorkommen.
Mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail ist das inszeniert. Da gibt es nebenbei ein Pfeilwerfen mit Bienen, zwei Mäuse, die als Motor von Gokatz´ Wagen dienen, oder ein schüchternes Nashorn, das sich seines Horns schämt. Auch visuell bietet dieser Animationsfilm mit seiner Farbenpracht und dem Wechsel der Landschaften einiges. Letztere strukturieren auch die Handlung und sorgen dafür, dass auch kleinere Kinder nie den Überblick verlieren. Mag es dem Mittelteil auch etwas an Spannung und Pfiff fehlen, so steigert Irina Probost das Tempo im Finale deutlich. Action kommt da nicht zu kurz, bleibt aber immer kindgerecht. Die moralische Belehrung, dass Freundschaft und Vertrauen wichtiger als materieller Reichtum sind, darf freilich nicht fehlen, doch werden diese Botschaften geschickt in die rund erzählte Geschichte eingebettet.
Spielboden Dornbirn: Sa 29.4., 15 Uhr

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