L-E-V Dance Company mit „Into the Hairy“ beim Bregenzer Frühling (Foto: Katerina Jezz/L-E-V Dance/Bregenzer Frühling)
Walter Gasperi · 27. Nov 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.11. - 4.12. 2011)

Im Takino Schaan läuft diese Woche der Dokumentarfilm „Havanna – Die neue Kunst Ruinen zu bauen“, in dem im Verfall der Bauten der kubanischen Hauptstadt der desolate Zustand des Staates gespiegelt wird. Am Spielboden Dornbirn startet dagegen die Westernreihe mit Fred Zinnemanns Klassiker „High Noon“ und Ang Lees vielfach preisgekröntem „Brokeback Mountain“, der freilich kaum dem Genre des Western zugeordnet werden kann.

Havanna – Die neue Kunst Ruinen zu bauen: Kommentarlos begleiten Florian Borchmeyer und der Produzent Matthias Hentschler eine Handvoll Kubaner, die zerfallende Gebäude in Havanna bewohnen. Während die Porträtierten von ihrem Alltag und den schwierigen Lebensbedingungen erzählen, gleitet die Kamera langsam immer wieder über die zerbröckelnden Fassaden oder durch die desolaten Innenräume der einstigen Prunkgebäude wie des Teatro Campoamor, des Hotel Regina oder des Edificio Arbos, die nun als stets vom Einsturz gefährdete Wohnungen dienen.
Unweigerlich werfen die poetischen Bilder und die freimütigen Erzählungen nicht nur die Frage auf, wie das Leben hier und wie es mit der Stadt weitergehen wird, sondern auch, wie es zu diesem Verfall kommen konnte. Aus dem Individuellen und Alltäglichen heraus entwickelt dieser Dokumentarfilm seine politische Dimension, die durch schwarzweißes Archivmaterial aus der Blütezeit der „Perle der Karibik“ und der revolutionären Aufbruchsstimmung Anfang der 1960er Jahre noch verstärkt wird. Der Zustand der Bauten wird zum Sinnbild für den Zustand des Staates im Jahr 2006, dem 47. Jahr der Regierung Fidel Castros.  
Über den offen regierungskritischen Aspekt hinaus ist dieser Dokumentarfilm aber auch eine universelle Reflexion über die Vergänglichkeit, über den Gegensatz von Einst und Jetzt, der durch eine Plattenaufnahme von Enrico Caruso, die zu den Bildern des Theaters eingespielt wird, Partyszenen, die in Kontrast zum baufälligen Hotel stehen, aber auch durch ein Hochzeitsbild einer jungen Frau als Gegenpol zu ihrem heutigen gealterten und  faltenreichen Gesicht unaufdringlich, aber einprägsam sichtbar gemacht wird.
Takino Schaan: Do 1.12., 20.30 Uhr


Brokeback Mountain: Zwei junge Cowboys kommen sich 1963 beim Schafe Hüten in den Bergen von Wyoming langsam näher. Am Ende des Sommers trennen sie sich und heiraten bald, aber ihre Liebe wird 20 Jahre andauern und immer wieder werden sie sich in der abgeschiedenen Bergwelt treffen.
Zurückhaltend und mit epischem Atem, aber berührend erzählt Ang Lee diese Liebesgeschichte von nach außen hin rauen, im Innern aber äußerst empfindsamen Männern. Mehr als Worte sagen dank einer präzisen Inszenierung, deren Kunstfertigkeit in der scheinbaren Einfachheit liegt, und herausragenden schauspielerischen Leistungen Blicke und Gesten. Indem Lee dabei der meisterhaft eingefangenen majestätischen Wildnis die provinzielle Enge der staubigen Kleinstädte gegenüberstellt, arbeitet er plastisch und eindringlich mit visuellen Mitteln den Widerspruch von individuellen Sehnsüchten und gesellschaftlichen Zwängen heraus. Die Homosexualität ist für Lee kein Thema, sondern „nur“ Anlass, um zu zeigen, wie der Traum von Selbstverwirklichung und einem geglückten Leben an äußeren Normen und persönlichen Verdrängungsmechanismen scheitert und eine Utopie bleibt, die nur in kurzen Momenten des Ausbruchs aus dem Alltag gelebt werden kann.
Spielboden Dornbirn: Fr 2.12. + Di 13.12. – jeweils 20.30 Uhr