Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 27. Dez 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.12. 2018 - 3.1. 2019)

Im Takino Schaan läuft Caroline Links berührende Hape Kerkeling-Verfilmung "Der Junge muss an die frische Luft". Das Filmforum Bregenz entführt mit "Ága - Nanouk" in die verschwindende Welt eines in der endlosen Schneewüste Sibiriens lebenden indigenen Paares.

Der Junge muss an die frische Luft: Caroline Link erzählt in ihrer Verfilmung von Hape Kerkelings 2014 erschienenem autobiographischen Roman von der Kindheit des Entertainers im Recklinghausen der 1970er Jahre. In die unbeschwert heitere Stimmung am Beginn schleichen sich dabei zunehmend tragischere Töne, als die Mutter des Neunjährigen Hans-Peter sukzessive in eine Depression schlittert. Aber es zeigt sich auch schon das komödiantische Talent des kleinen Protagonisten, der es versteht Leute zu studieren und zu parodieren. Mit seinen Scherzen kann er – zumindest zunächst – auch die Mutter immer wieder aufheitern.
Die deutsche Oscar-Preisträgerin („Nirgendwo in Afrika“) versteht es souverän zwischen Komik und Tragik zu wechseln, ist ganz auf Augenhöhe des kindlichen Protagonisten und taucht tief in dessen Psyche ein. Man spürt in jeder Szene Links Liebe zu den Figuren und das Herzblut, mit der sie diese Tragikomödie inszenierte, Bei aller Schwere und aller Trauer behält dabei aber letztlich doch der Optimismus die Oberhand, der auch durch die leuchtenden Sommerfarben und die ausgelassenen Familienfeste beschworen wird.
Der größte Trumpf des berührenden und sehr einfühlsamen Familienfilms, der auch die Bedeutung von Humor aufzeigt und Einblick in die Wurzeln von Kerkelings Wesen und Schaffen bietet, ist aber zweifellos der Hauptdarsteller Julius Weckauf. Er vermittelt die Lust des jungen Hape an witzigen Auftritten ebenso überzeugend wie dessen tiefe Trauer. Auch die Nebenrollen sind trefflich besetzt und sorgen zusammen mit der sorgfältigen Ausstattung für eine stimmige, wenn auch verklärte Beschwörung der frühen 1970er Jahre.
Takino Schaan: Fr 28.12., 18.30 Uhr; Sa 29.12., 18.30 Uhr; So 30.12., 20.30 Uhr

 

Ága - Nanouk: Mit ethnographischem Blick schildert der Bulgare Milko Lazarov das Leben eines alten indigenen Paares in der Schneewüste Sibiriens. In grandiosen Totalen vermittelt er immer wieder eindrücklich die Weite dieser Landschaft, bietet aber in der unaufgeregten Erzählweise auch Einblick in die Gefährdung und das langsame Verschwinden dieser Kultur. Denn einerseits sind Nanouk und seine Frau Sedna die letzten ihres Volkes, die noch in dieser Einöde geblieben sind und von der Jagd und von Fischfang leben, während die Nachbarn und auch ihre Tochter Ága längst in die Städte abgewandert sind. Andererseits werden auch die Lebensbedingungen immer schwieriger, weil der Fischfang zurückgeht und die Rentiere verschwinden. Einzig die Erinnerungen scheinen ihnen geblieben zu sein, immer stärker bricht damit aber auch der Schmerz über die Abwesenheit der Tochter herein und unaufdringlich, aber bewegend werden so in diesem leisen und tief melancholischen Film Fragen nach Heimat und dem Wert von Traditionen und alten Kulturen aufgeworfen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 29.12., 22 Uhr