Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 26. Jul 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.7. - 2.8. 2012)

Das Open-Air-Kino in Rankweil zeigt diese Woche „Das Leben gehört uns“, in dem Valérie Donizelli mit Verve das Leben feiert, auch wenn es um die Krebserkrankung eines Kindes geht. Einen packenden Einblick in die rechtsradikale Szene Deutschlands bietet dagegen der Spielfilm „Kriegerin“, den das Feldkircher Poolbar-Festival im Alten Hallenbad zeigt.

Das Leben gehört uns: Es ist Liebe auf den ersten Blick, als sich Romeo und Juliette in der Disco erblicken. Vollkommen scheint ihr Glück, als ein Sohn geboren wird, doch Adam macht ihnen Sorgen, schreit zunächst ständig, lernt dann nicht gehen. Von der Kinderärztin wird das Paar zum Neurologen geschickt, eine Computertomographie führt zu erschütternden Diagnose „Hirntumor“.
Als tränendrückendes Melodram werden solche Geschichten meist erzählt, doch Valérie Donizelli, die hier zusammen mit ihrem früheren Lebenspartner Jérémie Elkaimie ihre eigene Geschichte verarbeitet, legt ein vitales, vor Lebensfreude sprühendes Kinostück vor. Statt in Resignation zu verfallen erklären Romeo und Juliette der Krankheit so den Krieg wie George Bush im März 2003 – eine Radiomeldung, auf die sich der Originaltitel „La guerre est declarée“ bezieht. Trotz bitterer Rückschläge lässt sich das Paar nicht unterkriegen, kämpft unermüdlich weiter.
Seine Kraft entwickelt „Das Leben gehört uns“ dabei vor allem durch einem unbekümmerten und völlig befreiten Umgang mit den filmischen Mitteln, der an die frühen Filme der Nouvelle Vague, im speziellen die von Francois Truffaut erinnert. Mit wechselnden Off-Erzählern, inneren Monologen, einem aufregenden unkonventionellen Musikeinsatz und einer unverbrauchten Bildsprache entwickelt dieser Film eine Leichtigkeit und einen Drive, der unmittelbar ins Geschehen hineinzieht und mitreißt, die ungeschminkt-realistischen Bilder, die mit einer Fotokamera gemacht wurden, sorgen andererseits wieder für ein Höchstmaß ein Authentizität und Wahrhaftigkeit.
„Filme unter Sternen“, Marktplatz Rankweil: Fr 27.7., 21.30 Uhr


Kriegerin: Die knapp 20-jährige Marisa lebt in einer deutschen Kleinstadt und gehört zur rechtsradikalen Szene. Mit ihren Kollegen schikaniert und terrorisiert sie Migranten. Naziparolen schreiend fahren sie zu harter Rockmusik durch die Gegend.
David Wnendt bietet in seinem Debütfilm eine schonungslos-authentische und kraftvolle Innensicht der Szene. Man spürt, dass genau recherchiert wurde. Fast dokumentarisch wirken diese Szenen durch eine Handkamera, die nah an den Personen ist und mit ihren unruhigen Bewegungen mitten ins Geschehen versetzt. In diesen Szenen reißt „Kriegerin“ mit und macht auch dank der absolut glaubwürdigen Darsteller, aus denen die von Zorn und Wut, Hass und Frust schier berstende, mit großem Körpereinsatz spielende und physisch ungemein präsente Alina Levshin als Marisa herausragt, erfahrbar, wie sehr diese Gesinnung Zufluchtsort für orientierungslose und perspektivelose Jugendliche bieten kann.
Weniger zu überzeugen vermag dagegen das Drehbuch. Holzschnittartig wirkt da vieles, zu simpel sind die Erklärungsmuster für das Neonazitum mit einem nazistischen Großvater bei Marisa und einem überstrengen Vater  bei der 15-jährigen Svenja. Und wenig glaubwürdig ist auch die Wandlung Marisas am Ende. Ein aufregendes Debüt weitab von gängigem deutschen Kino ist Wnendt aber allemal gelungen.
Poolbar, Altes Hallenbad, Feldkirch: So 29.7., 20.30 Uhr